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Crash an den Aktienmärkten zieht Rohstoffe mit

24.08.2015 | 12:07 Uhr | Weinberg, Eugen, Commerzbank AG
Der chinesische Aktienmarkt hat heute gemessen am CSI 300 nochmals knapp 9% verloren und zieht auch die Rohstoffpreise mit nach unten. Viele Industrierohstoffe sind mittlerweile so billig wie zuletzt während der großen Wirtschaftskrise 2008/09. Es dürfte sich dabei um eine spekulative Übertreibung handeln, welche durch Sorgen vor einer harten Landung der chinesischen Wirtschaft getrieben ist. Fundamental gerechtfertigt ist der Preisrückgang u.E. nicht, weshalb wir mit einer Preiserholung bei Rohstoffen im Jahresverlauf rechnen.


Energie

Die Ölpreise sind am Morgen auf 6½-Jahrestiefs gefallen. Brent kostet erstmals seit März 2009 weniger als 45 USD je Barrel, WTI weniger als 40 USD je Barrel. Die Verluste seit der Handelseröffnung belaufen sich auf mehr als 3%. Ein Ende der seit acht Wochen andauernden Talfahrt bei den Ölpreisen ist nicht in Sicht. Fundamentaldaten spielen zumindest für den heutigen Preisrückgang nur eine untergeordnete Rolle.

In erster Linie sind China-Sorgen dafür verantwortlich. Von daher dürften auch Rufe des Iran nach einer außerplanmäßigen OPEC-Sitzung zum Stopp des Preisverfalls ungehört verhallen. Die spekulativen Finanzanleger kehren dem Ölmarkt weiter fluchtartig den Rücken und verstärken damit den Preisrückgang. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI fielen in der Woche zum 18. August um weitere 17,6 Tsd. auf 82,6 Tsd. Kontrakte. Das ist der achte Rückgang in den letzten neun Wochen und das niedrigste Niveau seit November 2012. Die entsprechenden Daten für Brent dürften heute Mittag ein ähnliches Bild liefern.

Die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA ist in der letzten Berichtswoche zwar zum fünften Mal in Folge gestiegen. Dies ist allerdings wohl noch die Folge der deutlich höheren Ölpreise von etwa 60 USD je Barrel im Mai und Juni. Offensichtlich liegen dort auch die Grenzproduktionskosten für neue Ölbohrungen. Bei gegenwärtigen Preisen von weniger als 40 USD dürften die Schieferölproduzenten die Bohraktivität stark zurückfahren, so dass spätestens im Herbst mit merklich fallenden Ölbohrungen zu rechnen ist.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt bei knapp 1.160 USD je Feinunze nur unweit des am letzten Freitag verzeichneten 6½-Wochenhochs. Gold kann sich damit angesichts der starken Verluste über alle Rohstoffe hinweg zwar gut behaupten. Allerdings gelingt es Gold nicht, trotz der deutlich gestiegenen Risikoaversion und eines merklich schwächeren US-Dollar weiter zuzulegen.

In der Folge fällt der Goldpreis in Euro deutlich und nähert sich damit wieder der Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Die spekulativen Finanzanleger hatten bereits vor dem jüngsten Preisanstieg ihre Netto-Short-Positionen bei Gold geschlossen und setzten zum Stichtag 18. August erstmals seit sechs Wochen wieder mehrheitlich auf steigende Preise. Im Zuge des Preisanstiegs dürfte es seither zu einem weiteren Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen gekommen sein.

Dies macht Gold allerdings für einen Rücksetzer anfällig, sollten diese schwachen Hände wieder verkaufen. Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten am Freitag den dritten Tageszufluss in Folge, was zuletzt im Juni der Fall war. Die Zuflüsse von 8,9 Tonnen sind sogar die stärksten innerhalb eines solchen Zeitraums seit sechs Monaten.



Industriemetalle

Im Zuge des China-getriebenen Rohstoffabverkaufs sind die Preise vieler Industriemetalle auf 6-Jahrestiefs gefallen. Es ist zwar psychologisch nachvollziehbar, denn eine "harte Landung" der Wirtschaft in China würde sie massiv treffen. Schließlich macht China rund die Hälfte der gesamten Metallnachfrage aus. Aus fundamentaler Sicht ist die aktuelle Preisschwäche bei Metallen allerdings wenig begründet, wie die Juli-Metallhandelsstatistik Chinas verdeutlicht.

Demnach ist die Metallnachfrage Chinas im Juli weiter robust gewesen. So sind die vielbeachteten Importe für Kupferraffinade im Juli um 2% ggü. Vormonat bzw. um 6% ggü. Vorjahr auf 260 Tsd. Tonnen gestiegen. Die anhaltenden Arbitrage-Möglichkeiten zwischen SHFE und LME dürften die chinesischen Kupferimporte weiter unterstützen. Noch stärker sind die Importe für Kupfererz und -konzentrate gestiegen. Sie lagen in den ersten sieben Monaten des Jahres mit 7 Mio. Tonnen im Jahresvergleich 10,3% höher als im Vorjahr. Der weltweite Kupfermarkt bleibt damit eingeengt. Laut dem jüngsten Bericht der Internationalen Analystengruppe für Kupfer (ICSG) hat der Kupfermarkt im Mai erneut ein Marktdefizit von 62 Tsd. Tonnen verzeichnet, nach 94 Tsd. Tonnen im April.

Aus unserer Sicht ist der jüngste Preisverfall weniger fundamental, sondern vielmehr spekulativ getrieben. Dazu dürften auch chinesische Hedge-Fonds beigetragen haben, die aufgrund vielerlei Restriktionen bei den Aktienleerverkäufen die Industriemetalle als "Ersatz" dazu genutzt haben könnten.


Agrarrohstoffe

Auch die Agrarrohstoffe konnten sich dem Abwärtsstrudel Chinas nicht gänzlich entziehen. So verliert der Preis für US-Sojabohnen heute Morgen mehr als 2% und fällt gemessen am meistgehandelten Terminkontrakt auf ein 6½-Jahrestief von weniger als 870 US-Cents je Scheffel. Auch die Preise für Mais und Weizen geben im Schlepptau deutlich nach. Weizen verliert zum Wochenauftakt 2% auf 488 US-Cents je Scheffel. Mais gibt um 1,5% auf 360 US-Cents je Scheffel nach.

Die Befürchtung, dass die Nachfrage Chinas nach Sojabohnen nachlassen könnte, belastete die Preise. Denn China ist der mit Abstand größte Importeur von Sojabohnen und damit bestimmend für die weltweite Nachfrage. Hinzu kommt, dass aufgrund der Schwäche des Brasilianischen Real das Sojabohnenangebot aus Südamerika günstiger wird und dem US-Angebot vorgezogen werden könnte. In die gleiche Richtung könnte auch die jüngste Abwertung des Chinesischen Yuan wirken.

Keine große Rolle spielen derzeit Meldungen, wonach die Mais- und Sojabohnenernten in den USA niedriger ausfallen könnten als bislang vom US-Landwirtschaftsministerium erwartet. Zu diesem Ergebnis kommt der Branchendienst Pro Farmer nach einer Erntebesichtigungstour im Mittleren Westen der USA. Pro Farmer rechnet demnach bei Sojabohnen mit einer Ernte von knapp 3,9 Mrd. Scheffel und bei Mais von 13,3 Mrd. Scheffel. Die bisherigen Prognosen des USDA liegen derzeit bei gut 3,9 Mrd. Scheffel bzw. 13,7 Mrd. Scheffel.


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