Commodities Hotspot: Öl - wo sind die Fässer hin?


Die Energie-Agenturen API und EIA haben am letzten Donnerstag ihre Schätzungen über die Höhe der US-amerikanischen Lagerbestände für Rohöl und Ölprodukte vorgelegt. Während nach Einschätzung von EIA die Lagerbestände für Rohöl um knapp 2 Mio. Barrel gefallen und für Benzin um 1,4 Mio. Barrel gestiegen sind, weist API aus, dass die für Rohöl um 3,1 Mio. Barrel und für Benzin um 2,3 Mio. zunahmen.
Insgesamt ist die Diskrepanz zwischen den beiden Datenreihen fast eine mittelgroße Sensation. Noch nie in der Vergangenheit waren die vom API gemeldeten Lagerbestände um 10 Mio. Barrel höher als die EIA-Bestände. Zwar unterscheiden sich die Methodiken der beiden Agenturen und auch die Zeiten der Umfrage-Erhebungen sind teilweise unterschiedlich, aber es handelt sich um die gleichen Bestände. Wir erwarten deswegen, dass sich die beiden Datenreihen in den nächsten Wochen wieder angleichen.
Der Markt scheint vor allem den EIA-Daten eine größere Bedeutung beizumessen, die als repräsentativer und zuverlässiger angesehen werden. Auch die Analysten-Umfragen und die Marktkommentare beziehen sich meistens auf die EIA-Zahlen. Insofern sollte der von uns erwartete Anstieg der EIA-Lagerbestände einige Marktteilnehmer überraschen und den Ölpreis kurzfristig unter Druck bringen.
Auch von der Einführung der Öl-Futures an der Dubai Mercantile Exchange DME erwarten wir für die Ölsorten WTI und Brent negative Konsequenzen. Diese saure schwefelhaltige Ölsorte entspricht eher den Anforderungen asiatischer Raffinerien, die für etwa ein Drittel der Weltproduktion verantwortlich sind. Spätestens, wenn Saudi Arabien die DME als Handelsplattform akzeptiert, sollten Brentöl und WTI u.E. ihren Benchmark-Status verlieren. Auch sollten sich viele Anleger an der DME statt an der NYMEX bzw. der ICE positionieren.

© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst, Commerzbank AG
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