Zerohedge: Was passiert, wenn der Ölpreis negativ wird?


Verschiedene Berichte erreichten kürzlich die Medien, in denen das Statement von Paul Sankey von Mizuho Securities auftaucht, in dem es von ihm heißt: "Ölpreise können negativ ausfallen." Das könnten sie, sollte Saudi-Arabien (und Russland) den Markt mit zunehmendem Öl überfluten und der Markt direkt auf eine durch COVID-19 beeinflusste Aktivitäteneinschränkung zulaufen, die den Verbrauch einschränkt; diese Kombination wird den perfekten Sturm an überschüssigem Angebot schaffen.

In Wirklichkeit steigen die Bestandsniveaus bereits. CNN zitierte Sankey, der meinte, dass die weltweite Ölnachfrage bei nur etwa 100 Millionen Barrel am Tag liegen würde. Doch die wirtschaftlichen Konsequenzen der Coronavirus-Pandemie könnten die Nachfrage um bis zu 20% einbrechen lassen.
Das würde für einen Überschuss von 20 Millionen Barrel am Tag am Markt führen, was dessen Lagerkapazität rapide übersteigen würde. Somit wären Ölproduzenten gezwungen, den Rohstoff zu kaufen - das würde dann wiederum praktisch zu negativen Ölpreisen führen.
[ZH: Das finden Sie verrückt? Denken Sie nochmal nach… die Erdgaspreise wurden 2018 negativ.]

Die amerikanische Regierung plant, 77 Millionen Barrel Öl innerhalb der nächsten Wochen zu erwerben, doch laut Sankey kann dies nur zu 2 Millionen Barrel am Tag getan werden; dies würde einen massiven Überschuss zurücklassen.
Der Brent-Ölpreis ist bereits auf sein niedrigstes Niveau der letzten 17 Jahre gefallen. Die Auswirkungen für die US-amerikanische Ölindustrie, sollte die vom Coronavirus ausgelöste Rezession die Nachfrage absacken lassen, könnten katastrophal sein.
West Texas Intermediate (WTI) brach um unglaubliche 19,2% auf 22 Dollar ein, während Mexican Basket um 22,4% eingebrochen ist. Eine kurze Zeit lang werden die Produzenten von ihren Absicherungen geschützt werden und können weiterhin Öl produzieren.
Obwohl sie dadurch eine Zeit lang geschützt werden, so ermutigt dies anti-zyklische Praktiken; Produzenten sollten zurückstecken, doch werden stattdessen wahrscheinlich weiterhin produzieren und in die Läden liefern.
Francisco Blanch, ein Rohstoffstratege der Bank of America, warnt in einem Bericht, dass die Nachfragezerstörung, die von COVID-19 ausgelöst wurde, sowie der Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland dafür sorgen könnte, dass die Bestände alleine im zweiten Quartal um 900 Millionen Barrel ansteigen könnten. Er schätzt, dass die Welt derzeit etwa 1,5 Milliarden Barrel verfügbaren Lagerraum besitzt.

Lagerraum ist jedoch regional und könnte nicht exakt mit dem überschüssigen Angebot übereinstimmen. China baut weiterhin Lagerkapazität aus und besaß traditionell weniger Stauraum, ist nun jedoch in einer besseren Position, die extrem niedrigen Preise auszunutzen.
"In einem schwerwiegenden Szenario, wenn der Markt Schwierigkeiten hat, ein Zuhause für die überschüssigen Barrels zu finden, wird der Ölpreis vielleicht in den 10-Dollar-Bereich absacken müssen", meinte Blanch.
Das würde US-amerikanische und kanadische Produzenten in die roten Zahlen absacken lassen, wenn die Absicherungen aufgebraucht sind. Schwächere OPEC-Länder, wie der Irak, der Iran, Venezuela und Nigeria könnten kollabieren, während alle auswärtigen Produktionen Verluste verzeichnen würden, wenn der Ölpreis langfristig im 10-Dollar-Bereich verbleibt.
Dementsprechend werden selbst Saudi-Arabien und Russland ihre Reserven rasch aufbrauchen, wenn der Ölpreis derart niedrig fällt. Demnach ist eine Art Waffenstillstand – der Preise unterstützen und Output reduzieren würde – möglich.
Zusätzlich lag unser Fokus natürlich auf dem schlimmsten Ende der aktuellen Pandemie: eine Kombination aus kurzen, heftigen Stilllegungsschocks und die Entwicklung neuer Heilmittel könnten uns in eine optimistischere Situation bringen.
Eine Rezession? Ja, unausweichlich, doch für wie lange? Die erste Jahreshälfte vielleicht, bis sich eine Art von Stabilität etabliert hat.
© Zerohedge
Der Artikel wurde am 22. März 2020 auf www.zerohedge.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.