WTI Future: Langfristiger Abwärtstrend trifft auf kurzfristig positive Saisonalität
Der abgebildete Chart zeigt die langfristige Kursentwicklung des Rohöl-Futures von 2011 bis heute, bei Kursen von 57,44 USD/Barrel. Ein Notierungsstab bildet das Kursverhalten des Rohöl-Futures für jeden Monat ab.
Langfristiger Abwärtstrend intakt
Aus der langfristigen Perspektive hat der WTI Future im April die seit September 2022 bestehende eingezeichnete Seitwärtsbewegung mit den starken Unterstützungen zwischen 65 und 70 dynamisch nach unten aufgelöst.
Im Zuge dieses Verkaufssignals sind die Kurse des schwarzen Goldes am 09. April auf 56,06 gefallen. Nach Erreichen dieses Tiefs hat der WTI Future einen perfekten Rücksetzer an die seit September 2023 bestehende, eingezeichnete Abwärtstrendlinie vollzogen.
Das Erholungshoch dieser Aufwärtsbewegung wurde am 23. Juni bei 74,48 erreicht. Ausgehend von diesem Pivotpunkt drehten die Kurse erneut in Richtung des übergeordneten Abwärtstrends. Am 20. Oktober erreichte Rohöl minimal ein neues Mehrjahrestief bei 55,96.
Hoffnungsschimmer für die Bullen
Doch eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung blieb bis dato aus. Dadurch hat sich zusammen mit dem April-Tief ein Doppeltief oder doppelter Boden im Bereich von 56 ausgebildet. Derartige Marktwendepunkte geben den Bullen Hoffnung, dass diese Drehpunkte aufgrund ihrer erhöhten Aufnahmebereitschaft eine potentielle Ausgangsposition für eine Trendumkehr sein könnten.
Bestehende Abwärtstrendlinie seit September 2023
Seit September 2023 hat sich eine saubere Abwärtstrendlinie ausgebildet, eingezeichnet im Monatschart. Mehrmalig setzten sich die Bären im Bereich dieser Linie durch, die jeweiligen technische Zwischenerholungen endeten dort sichtbar. Kurse oberhalb der eingezeichneten Abwärtstrendlinie bei etwa 69 (fallende Tendenz) würden die langfristig negative Ausgangssituation deutlich verbessern.
Wiederholt niedrige Volatilität, auch im November
Innerhalb der langfristig eher negativen Ausgangslage ist ein erneuter starker Rückgang der Schwankungsbreite im letzten Monat zu beobachten: Nach dem schwankungsarmen September ist im November mit einer Schwankungsbreite von 4,37 US$ erneut mindestens die niedrigste "Vola" der letzten 21 Monate zu beobachten. Dabei wurde weder das Vormonatshoch über- noch das Vormonatstief unterschritten. Charttechnisch spricht man von einem sogenannten Innenstab.
Typischerweise deuten derartige Notierungsstäbe auf eine unentschlossene Haltung der Marktteilnehmer hin. Nicht selten befinden sich die Kurse auf untergeordneten Zeitebenen in einer Konsolidierung. Der Zusammenhang zwischen Volatilität und Kursverhalten wurde in der Analyse vom 05. Oktober erörtert.
Monatstief unterschritten
In der abgelaufenen Börsenwoche hat der WTI Future am 11. Dezember den 21er "Volabar" auf Monatschart unterschritten. Noch hat sich die niedrige Volatilität jedoch nicht wieder normalisiert, eine Ausweitung der Schwankungsbreite ist noch nicht zu beobachten. Auch wenn solche Phasen längere Zeit anhalten können, so sind sie häufig Vorboten starker Kursbewegungen in Richtung des Kursausbruchs.
Mittelfristige Abwärtstrendlinie seit Ende Juni
Seit Ende Juni hat sich innerhalb des übergeordneten Abwärtstrends eine steilere Abwärtstrendlinie ausgebildet. Aktuell befindet sich diese Linie bei etwa 60 mit fallender Tendenz. Diese Abwärtsbewegung ist geprägt durch ein Wechselspiel aus kurzen starken Abwärtsbewegungen, einhergehend mit neuen Bewegungstiefs und idealtypischen Konsolidierungen und somit potentiellen Umkehrformationen, welche alle mit Trading-Verkaufssignalen nach unten aufgelöst wurden. Zur Zeit ist der WTI Future wieder in eine vergleichbare Konsolidierung hineingelaufen
Mittelfristige Konsolidierung im Messstab
Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts hat sich nach Erreichen des mehrjährigen Bewegungstief im Oktober bei 55,96 eine neue Konsolidierungszone zwischen dem Bereich erhöhter Abgabebereitschaft um 61,50 und 62,40 und dem Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft um 56 ausgebildet.
Typisch für derartige Seitwärtsbewegungen schließt der WTI Future seit sieben Wochen in dem Expansionsbar der Woche vom 20. Oktober, im Wochenchart visualisiert als Messstab. Bisher weist die Konsolidierung einen trendbestätigenden Charakter auf. In der Mehrzahl der Fälle setzt sich die übergeordnete Trendbewegung fort.

WTI Future mit zyklischem Tief Mitte Dezember
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Rohstoffe und Währungen statistische Durchschnittswerte berechnen. Betrachtet man den WTI Future im langfristigen saisonalen Vergleich, so lässt sich Mitte Dezember in der geglätteten Zyklenanalyse häufig ein auffälliges Marktwendetief beobachten. Der Zeitraum von Mitte Dezember bis Anfang Januar weist in der Mehrzahl der Fälle eine signifikante Überrendite für die Bullen auf.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts bleibt das Chartbild aufgrund des mehrfachen Unterschreitens der seit 2022 bestehenden Seitwärtsbewegung eingetrübt. Mit dem Bewegungstief vom 20. Oktober bei 55,96 wurde der Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft um das April-Tief bei 56,06 erstmals in dieser Abwärtsbewegung erfolgreich getestet. Ob dieses Doppeltief der Grundstein für eine Trendwende ist, wird die Zukunft zeigen. Aktuell bleibt die Wahrscheinlichkeit für die langfristige Fortsetzung des Abwärtstrends jedoch noch größer als eine potentielle Trendumkehr.
Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts hat sich seit Ende Oktober eine trendbestätigende (?) Konsolidierung zwischen 56 und 62,40 innerhalb des übergeordneten Abwärtstrends ausgebildet. Fällt der WTI Future unter 55, ist mit einer Fortsetzung der Abwärtsbewegung zu rechnen. Weitere Kursverluste in Richtung Etappenziel bei 50 sind erwartbar.
Mit der mittelfristigen Abwärtstrendlinie und den Widerständen der angegebenen Konsolidierung befinden sich zwischen 60 und 62,40 wichtige Kursbereiche, welche auf dem Weg zur Trendwende überschritten werden müssten. Kurse darüber verbessern die mittelfristige Ausgangslage deutlich.
Jedoch erst Kurse über der eingezeichneten langfristigen Abwärtstrendlinie bei momentan etwa 69 neutralisieren die langfristig negative Ausgangslage.
© Björn Heidkamp
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