Rohöl: WTI Future in mittelfristige Konsolidierung übergegangen


WTI Future im langfristigen Abwärtstrend
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts hat der WTI Future Anfang April die seit September 2022 bestehende eingezeichnete Seitwärtsbewegung mit den Widerständen zwischen 90 und 94 und den starken Unterstützungen zwischen 65 und 70 dynamisch nach unten aufgelöst. Dadurch hat sich charttechnisch ein neuer langfristiger Abwärtstrend ausgebildet.
Aus der Seitwärtsbewegung ausgebrochen – ein Signal, das meist für sich selbst spricht und dafür, dass sich die einmal etablierte Kursbewegung auch in der näheren Zukunft noch eine Weile durchsetzen wird.
Für die Ableitung eines denkbaren Kursziels nach einem derartigen Ausbruch aus einer Konsolidierung bietet es sich im Normalfall an, den Abstand zwischen dem Tief und dem Hoch der Seitwärtsbewegung von dem Ausbruchsniveau abzuziehen. Speziell auf den WTI Future bezogen darf man demnach langfristige mit mindestens fallenden Kursen in Richtung 50 rechnen.
Im Zuge des o.a. ersten Verkaufssignals sind die Kurse des schwarzen Goldes auf den tiefsten Stand seit März 2021 gefallen. Dieses Bewegungstief wurde am 09. April bei 56,06 erreicht.
April-Tief erst einmal gehalten
Nach dem "Pull Back" an die alten Unterstützungen und neuen Widerstände Mitte April wurde Ende April mit dem Unterschreiten eines Wochentiefs erneut ein Trading-Verkaufsignal generiert. Im Zuge dieser Abwärtsbewegung hat das schwarze Gold am 5. Mai ein Bewegungstief bei 56,46 erreicht. Die Bären schafften es jedoch nicht diese neue Unterstützungszone um das April-Tief bei 56,06 aus dem Markt zu nehmen. Ausgehend von diesem Doppeltief erholten sich die Rohölkurse erneut in Richtung der alten Unterstützungen (und neuen Widerstände) der vorherigen Seitwärtsbewegung.
Übergang in mittelfristige Konsolidierung
Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts ist der übergeordnete Abwärtstrend durch die richtungslose Bewegung der Vorwochen in eine Konsolidierung übergegangen. Eingegrenzt wird dieser Bereich mit der Kernhandelsspanne um die neue Zone erhöhter Abgabebereitschaft zwischen 64 und 65 und der Zone erhöhter Aufnahmebereitschaft, resultierend aus den beiden beschriebenen Markttiefs aus Mai und April um 56.
Eine Konsolidierung weist in der Regel einen trendbestätigenden Charakter auf. Bei derartigen Konsolidierungen handelt es sich im Normalfall um mittelfristige Seitwärtspendelbewegungen, die zwar die Chance auf eine technische Bodenformation andeuteten, danach aber doch meist mit einem neuen Verkaufssignal nach unten aufgelöst werden.

Rückgang der Volatilität
Innerhalb der abgelaufenen Woche ist mit der niedrigsten Schwankungsbreite der letzten sieben Wochen ein Rückgang der Volatilität zu beobachten. Mit knapp 2,6 US$ engt sich die Handelsspanne des WTI Futures ein. Die Kombination aus fallender „Vola“ und einer Anreihung von Wechselstäben ist typisch für Konsolidierungen.
Saisonalität bleibt bis Anfang Juli positiv
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Rohstoffe und Währungen statistische Durchschnittswerte berechnen. Typische geglättete Durchschnittsverläufe zeigen von Mitte März bis Ende Juni einen signifikanten Anstieg im WTI Future. Bis dato differiert die aktuelle Kursbewegung eindeutig der historischen Saisonalität.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts hat das Chartbild des Rohöl Futures Anfang April auf Verkauf gedreht. Der Ausbruch aus der langfristigen Seitwärtsbewegung hat einen neuen Abwärtstrend etabliert. Erst Kurse klar über 70 neutralisieren das negative langfristige Chartbild.
Aus der Sichtweise des Wochencharts wurde der frische Abwärtstrend durch eine trendbestätigende richtungslose Konsolidierung zwischen 64 und 56 abgelöst. Bei Kursen unter 60 wäre ein erneutes Abrutschen in Richtung der Unterstützung um das mehrjährige Tief bei 56 anzunehmen. Fällt der WTI Future auch darunter ließe sich weiterer langfristiger Abwärtsspielraum bis in den Bereich der o.a. Kurszielprojektion um 50 ableiten.
Bei Kursen über 65 dürften sich die Kurszuwächse weiter fortsetzen und das mittelfristige Chartbild würde sich verbessern. Kurse bis etwa 70 wären dann in einer ersten Reaktion zu erwarten.
Zusammenfassend bleiben die Risiken auf einen weiteren Kursrutsch jedoch größer als eine Trendwende.
© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de