Industriemetalle: US-Dollar und Streiks im Fokus der Märkte


Seit nunmehr sechs Wochen ist die Entwicklung des USDollars der zentrale Treiber an den Basismetallmärkten. Insbesondere Kupfer weist seit Mitte März einen überdurchschnittlich hohen Gleichlauf zum EURUSD-Kurs auf.

So auch zu Beginn der vergangenen Woche, als die US-Währung zum Euro erstmals die Marke von 1,60 (Intraday) übersprang. Erst das Zurückrudern eines EZB-Ratsmitglieds (Noyer), der mit seiner hawkishen Rhetorik zuvor zum jüngsten Eurohoch beigetragen hatte, brachte die Kehrtwende an den Devisenmärkten. Die anschließende deutliche Erholung der US-Währung führte den Greenback erstmals seit Anfang April wieder unter EURUSD 1,57.,Dies ließ auch die zuvor stark gestiegenen Metallpreise wieder entsprechend korrigieren. Während Aluminium (-2,7%) und Blei (-2,6%) den Wochenvergleich auf der Verliererseite anführten, ging Kupfer bei knapp 8.700 USD/t nahezu unverändert aus dem Londoner Handel.
Die Streiks beim weltgrößten Kupferproduzenten Codelco setzten sich indes in unverminderter Härte fort. Ungeachtet massiven Drucks von Seiten der chilenischen Regierung konnte bislang keine Einigung mit den Leiharbeiter Codelcos erzielt werden. Gleichwohl sind die Arbeits- und Verteilungskämpfe lateinamerikanischer Minenarbeiter erfahrungsgemäß eher kurzlebig, weshalb hier mit einer baldigen Entwarnung zu rechnen ist. Ebenfalls von Angebotssorgen getrieben, markierte Zinn (+11%) am vergangenen Donnerstag ein neues Rekordhoch.
... aber reale Nachfrage hinkt Preisniveau hinterher
Mehrfach haben wir in den vergangenen Wochen auf die aus unserer Sicht einseitige Fokussierung der LMEMarktteilnehmer auf preistreibende Faktoren wie die Dollarschwäche oder die gestiegenen Angebotsrisiken hingewiesen. Besonders deutlich zeigt sich das Ausblenden des Faktors Nachfrage am Kupfermarkt, wo die Diskrepanz zwischen europäischer und asiatischer Preisentwicklung (Abb. 2) am vorvergangenen Freitag ein Rekordhoch erreichte und damit Indiz dafür ist, dass die reale Nachfrage am richtungweisenden chinesischen Markt niedriger ist als es das LME-Preisniveau vermittelt.

Inzwischen findet die ungleiche Preisentwicklung zwischen Europa und China auch Niederschlag in der sonst so robusten Importnachfrage der Volksrepublik. So signalisieren die in der vergangenen Woche veröffentlichten Handelsdaten für März (Tab. rechts und Charts S. 2) - v.a. bei Kupfer - einen deutlichen Nachfragerückgang von dem zuletzt sehr hohen Niveau. Angesichts der Rekordpreise an der LME dürfte die Importdynamik Chinas auch in den kommenden Monaten eher nachlassen und so über kurz oder lang zu einer Entspannung am europäischen Markt führen.
