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Benzin zunächst noch stark gefragt, aber dann …

31.05.2017  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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In den USA ist der Preisrückgang wegen der geringen Besteuerung stärker zu spüren als beispielsweise in Europa, wo die Steuer einen erheblich größeren Anteil am Benzinpreis ausmacht und damit die Preisveränderung dämpft.

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Neben der Verbesserung der Kraftstoffeffizienz können die alternativen Antriebsarten die Benzinnachfrage dämpfen. Auf dem Vormarsch sind hier vor allem die Elektroautos. Laut IEA lag die Zahl der Elektroautos im Jahr 2015 bereits bei knapp 1,3 Mio. Fahrzeugen. In den acht größten Märkten hat sich die Anzahl in einem Jahr fast verdoppelt (Grafik 4).

Das rasante Wachstum dürfte sich im letzten Jahr fortgesetzt haben: Vor allem in China bestehen hohe Kaufanreize; so müssen beispielsweise Kfz-Kennzeichen für E-Autos nicht wie für herkömmlich betriebene Autos in einer Lotterie gewonnen werden. Viele andere Länder setzen hohe Steueranreize.

Laut der internationalen Electric Vehicle Initiative der Regierungen (EVI) sollen bereits im Jahr 2020 rund 20 Mio. Elektrofahrzeuge weltweit auf den Straßen unterwegs sein. Vor dem Hintergrund der letzten Wachstumszahlen scheint das nicht ausgeschlossen. Die IEA ist in ihren Schätzungen allerdings etwas vorsichtiger und rechnet nur mit 15 Mio. E-Autos im Jahr 2022.

Aber was bedeutet das immense Wachstum für die Benzinnachfrage? Auf Sicht der nächsten fünf Jahre zunächst nicht viel: Derzeit liegt der Marktanteil der E-Autos unter 1%. Laut den - wie gesagt - bislang eher vorsichtigen Schätzugen der IEA dürfte der Marktanteil bei weiter steigender Fahrzeugflotte auch im Jahr 2022 gerade mal auf 1,1% steigen. Da zudem die Hälfte der E-Autos sogenannte Hybrids sind, also auch mit Benzin betrieben werden können, schätzt die IEA, dass auch in fünf Jahren nur ein Ölbedarf von 200 Tsd. Barrel pro Tag ersetzt wird.

Aufgrund des noch sehr geringen Ausgangsniveaus und eines weltweiten Fahrzeugbestands, der wohl älter ist als das Durchschnittsalter des europäischen Bestands von rund 10 Jahren und sich entsprechend auch nur allmählich verändert, wird sich an der massiven Dominanz von Benzin auf diese mittelfristige Sicht wenig ändern. Aber Trends können sich zweifellos beschleunigen.

Das gilt umso mehr, wenn die politischen Weichen entsprechend gestellt sind. So hat sich beispielsweise der Anteil der erneuerbaren Energien an der deutschen Stromerzeugung in den letzten zehn Jahren auf 30% verdreifacht. Sollte es der chinesischen (oder der indischen) Regierung tatsächlich gelingen, die E-Mobilität in ihren Ländern durch Anreize massiv voranzutreiben, könnte dies tatsächlich die Benzinnachfrage spürbar bremsen. Schließlich prognostiziert die auf den Automobilsektor konzentrierte Expertengruppe LMC, dass fast jedes zweite Auto, das in den nächsten zehn Jahren zusätzlich auf den Straßen unterwegs ist, in China zugelassen wird (Grafik 5).

Und immerhin soll der weltweite Fahrzeugbestand bis 2027 um 35% wachsen. Indiens Pkw-Bestand ist zwar gerade mal ein Fünftel des chinesischen, aber der zweitwichtigste Wachstumsmarkt in den nächsten zehn Jahren. Angesichts dieser hohen Bedeutung der Märkte könnte ein schneller Trend zur E-Mobilität die Benzinnachfrage schneller dämpfen. Das hat die IEA veranlasst, eine Überprüfung ihrer langfristigen Aussagen zum Ölmarkt in Aussicht zu stellen: Bislang ging sie davon aus, dass die globale Ölnachfrage ihren Höhepunkt nicht vor 2040 erreichen würde, weil andere Faktoren den leichten Rückgang der Benzinnachfrage kompensieren würden.

Und wie sieht es kurzfristig aus? Nach zwei sehr starken Jahren 2015/16 ist der Start ins laufende Jahr wohl eher mäßig gewesen. Vor allem im mit Abstand wichtigsten Benzinmarkt der Welt, den USA, ist die Nachfrage zuletzt schwach gewesen: seit Jahresbeginn hinkt die Nachfrage im laufenden Jahr 300 Tsd. Barrel pro Tag hinter der des Vorjahres zurück. Laut den Zahlen des Transportministerium ist die Zahl der gefahrenen Kilometer zwar noch bis einschließlich Februar gegenüber Vorjahr gestiegen, aber das Wachstum hat sich wohl so stark verlangsamt, dass es die steigende Kraftstoffeffizienz nicht mehr abfedert.

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