Industriemetalle: Rekordquartal trotz Zitterpartie


Die Akteure an den Basismetallmärkten sind derzeit hin- und hergerissen zwischen den nicht enden wollenden Hiobsbotschaften aus dem Finanzsektor und der Wachstumsverlangsamung in den OECD-Ländern einerseits und der ungebrochen hohen Nachfrage aus den Schwellenländern Asiens sowie den zunehmenden Angebotsrisiken aufgrund unzureichender Energieversorgung in den wichtigen Produzentenländern Südafrika, China und Chile andererseits. Das Resultat dieser brisanten Gemengelage ist ein drastischer Anstieg der Nervosität an den Metallmärkten, welche - gemessen an der Volatilität des Basismetallindex LMEX - zum Ende des ersten Quartals seinen vorläufigen Höhepunkt erreichte. So war auch die vergangene Woche wieder von ständigen Richtungswechseln und hohen Preisausschlägen geprägt.
Zu den belastenden Faktoren zählte etwa der düstere Konjunkturausblick des Internationalen Währungsfonds, der seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft auf nur noch 3,7% absenkte. Auf der anderen Seite sorgte die aufkeimende Zuversicht an den Aktienmärkten, zusammen mit der anhaltenden Dollarschwäche für zwischenzeitliche Preisrallyes von Kupfer und Co. Die Wochenbilanz fällt entsprechend uneinheitlich aus. Während Nickel, Aluminium und Zinn deutlich leichter aus dem Handel gingen, verteuerte sich Kupfer um mehr als 3% und nähert sich damit bereits wieder dem Allzeithoch bei knapp 8.900 USD. Das rote Metall zeigt sich derzeit als Liebling der Spekulanten. Diese hatten ihre Long-Positionen an der New Yorker Comex binnen einer Woche um 2.500 Kontrakte (Marktwert: 250 Mio. USD) aufgestockt. Angesichts der aus unserer Sicht sehr hohen Bewertung ist die Rückschlagsgefahr bei Kupfer daher weiterhin hoch.

Bilanz des ersten Quartals 2008 rekordverdächtig
In einem Umfeld allgemeiner Unsicherheit und Turbulenzen an nahezu allen Märkten entwickelte die Assetklasse Rohstoffe im ersten Quartal 2008 eine Anziehungskraft von bislang unerreichter Dimension. Das aggregierte Investmentvolumen in Rohstoffen beläuft sich inzwischen auf über 200 Mrd. USD, wobei die Mittelzuflüsse (allein über Rohstoffindexanlagen) in den ersten drei Monaten des Jahres den Rekordwert von 30 bis 35 Mrd. USD annahmen. Davon flossen wiederum ca. 4 bis 5 Mrd. USD in die Basismetallmärkte, was für weiteren Preisauftrieb sorgte. So überrascht es auch nicht, dass von allen Basis- und Edelmetallen in Q1 einzig Zink eine negative Performance ausweist. Mit einer Performance von deutlich über 20% führen Kupfer und Aluminium den Sektor Metalle klar an. Die starke Bilanz von Metallen und Rohstoffen in Q1 dürfte dem Trend zu Rohstoffinvestments zusätzlich Nahrung verschaffen und den Preisauftrieb weiter beschleunigen.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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