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Getreide, Ölsaaten: Keine grundlegende Änderung in Sicht

23.02.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Dem Maispreis in Chicago gelang seit Januar ein Anstieg von rund 350 auf rund 370 US-Cents je Scheffel. Die rekordhohen weltweiten Lagerbestände und die Aussicht auf eine erneut hohe Ernte in den USA geben den Maispreisen nur wenig weiteren Spielraum nach oben. Wir erwarten daher nur einen leichten Preisanstieg auf 380 US-Cents je Scheffel bis zum Jahresende. Dem liegt die Erwartung zugrunde, dass es nicht zu den erwähnten wetterbedingten Ernteausfällen kommt.

Trotz der durch den trockenen Sommer schlechten EU-Maisernte hat der Maispreis in Paris seit Spätsommer 2015 sogar mehr nachgegeben als sein US-Pendant. Offensichtlich wird bereits jetzt vorweg genommen, dass die Ernte in der EU, aber auch in der Ukraine nach den mageren Ergebnissen 2015 (Grafik 6) in diesem Jahr wieder deutlich höher ausfallen dürften. Der Maispreis in Paris sollte bis Jahresende auf 175 EUR je Tonne steigen und damit seinen Rückstand gegenüber US-Mais wettmachen.


Sojabohnen und Raps:

Der Sojabohnenpreis bewegt sich seit Jahresbeginn in einer engen Spanne zwischen 850 und 890 US-Cents je Scheffel nur knapp über dem 6½-Jahrestief von November 2015. Es belastet weiterhin die seit Jahren hohe Verfügbarkeit. Auch wenn 2015/16 der weitere globale Lageraufbau verglichen mit den Vorjahren nur geringfügig ausfallen dürfte: Bei rund 25% verbleibt das Lager-Verbrauchs-Niveau auf im historischen Vergleich hohem Niveau (Grafik 7).

Dies liegt zum einen an den USA, die eine Rekordernte von 107 Mio. Tonnen eingefahren haben, aber auch an Brasilien. Selbst wenn die staatliche Prognosebehörde Conab gerade die zuvor mehrfach von verschiedenen Beobachtern immer wieder erhöhte Prognose etwas zurücknahm: Ob deren 100,9 Mio. Tonnen oder die 100 Mio. Tonnen laut USDA: Ein Rekord dürfte allemal aufgestellt werden, nachdem die Fläche weiter ausgedehnt worden war und die Wachstumsbedingungen alles in allem gut waren.

Die bevorstehende Ernte in Argentinien dürfte nach Ansicht des dortigen USDA-Büros 58,5 Mio. Tonnen betragen, nur knapp 3 Mio. Tonnen unter dem Rekord des Vorjahres. Und dies trotz der zu trockenen Witterung in den östlichen Teilen des Sojagürtels während der sonst eher mit vermehrtem Regen einher gehenden El-Niño-Lage. Zuletzt haben aber Regenfälle die Situation verbessert und zu Anhebungen der Ernteerwartungen geführt.

Dies soll zwar laut USDA nicht zu noch höheren Exporten führen, obwohl die Peso-Abwertung und die Reduktion der Exportsteuern - allerdings im Falle von Sojabohnen nur geringfügig um 5 Punkte auf 30% - einen Anreiz dazu geben. Es bleibt zudem abzuwarten, ob tatsächlich so viel zusätzliche Menge aus zurückgehaltenen Altbeständen zur Verfügung steht wie gedacht. Zudem dürfte eher die Verarbeitung im Land steigen und höhere Sojaöl- und Sojamehlexporte erlauben.

Auch die US-Ernte dürfte 2016 bei normaler Witterung wieder hoch sein. Die Fläche soll trotz des niedrigen Preisniveaus nämlich nochmals ausgedehnt werden. Dies erwarten zumindest die Analysten der US-Beratungsfirma Allendale sowie von Informa Economics. Beide rechnen mit einer Ausdehnung von 82,7 Mio. Morgen im letzten Jahr auf eine Fläche, die den bisherigen Rekord aus 2014 von 83,3 Mio. Morgen übertrifft. Informa Economics prognostiziert mit über 85 Mio. Morgen sogar einen deutlichen Abstand zu diesem bisherigen Rekord.

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Dagegen hatte das USDA im November einen leichten Rückgang auf 82 Mio. Morgen unterstellt (Grafik 8). Mit Spannung wird hierzu die Prognosekonferenz des USDA Ende Februar erwartet.

Gemischte Signale kommen von der Nachfrageseite. China überzeugt trotz des enttäuschenden Januar-Werts mit insgesamt weiterhin hohen Importen. So hatte China laut Zollbehörde im Dezember 9,12 Mio. Tonnen Sojabohnen eingeführt, was dem zweithöchsten Monatswert aller Zeiten entsprach. Im Januar folgte allerdings ein Einbruch auf 5,66 Mio. Tonnen. Auch wenn die Zuwächse gegenüber den Vorjahren geringer sind: Für das Erntejahr 2015/16, welches noch bis Ende September läuft, erwarten lokale Marktbeobachter Importe von mehr als 82 Mio. Tonnen. Das USDA bleibt noch bei 80,5 Mio. Tonnen. Dies wären aber auch immerhin nochmals gut 2 Mio. Tonnen mehr als 2014/15.

Dagegen setzt das USDA nach den enttäuschenden letzten Zahlen der US-Verarbeiter die heimische Nachfrage nun etwas geringer als im Vorjahr an. Enttäuschend sind auch die US-Exportzahlen, die weit hinter dem Vorjahr zurück bleiben und sich nun bald noch zusätzlich dem neuen hohen südamerikanischen Angebot ausgesetzt sehen werden. Noch hat der zuletzt etwas schwächere US-Dollar keine nennenswerte Wirkung, zumal die relative Schwäche wahrscheinlich nur vorübergehend ist. Zumindest kommt vom Palmöl kein Gegenwind: Eine durch die Folgen von El-Nino niedrigere Produktion ließ die Palmölpreise zuletzt auf ein 20-Monatshoch steigen.

Raps notiert derzeit bei 360 EUR je Tonne etwa auf dem Niveau von Anfang 2015. Im Vergleich zu Sojabohnen hat sich Raps damit deutlich besser gehalten (Grafik 9). Denn der Rapsmarkt ist seit Langem sehr viel angespannter als der Sojabohnenmarkt. Und es ist eher unwahrscheinlich, dass sich die angespanntere Lage auflöst. Denn auch nach einer kräftigen Anhebung der Ernteangabe durch Kanada im Dezember rutscht der Markt 2015/16 nach zwei Jahren ausgeglichener Bilanz in ein Defizit.

Für 2016/17 dürfte sich an der defizitären Lage kaum etwas ändern. Zu Kanada liegen noch keine Schätzungen vor, wohl aber zur EU. Hier wird sowohl von Copa-Cogeca als auch von Strategie Grains mit einem Rückgang der Produktion um 2,6% gerechnet, nachdem die Fläche niedriger als im Vorjahr angenommen wird. Oil World sieht dagegen die Produktion eher auf Vorjahresniveau. Die Rekordernte 2014/15 bleibt jedenfalls wohl in weiter Ferne. Und in China könnte ein starker Einbruch der Produktion in der Folge geänderter Politik zu einem höheren Importbedarf führen.

Die Versorgungslage bei Sojabohnen lässt keinerlei Knappheit befürchten. Aus Südamerika wird in den kommenden Wochen die neue Ernte auf den Weltmarkt gelangen. Die ersten Anzeichen aus den USA deuten ebenfalls auf eine erneut hohe Ernte hin. Wir sehen daher für den Sojabohnenpreis trotz der weiter robusten Nachfrage aus China nur begrenztes Aufwärtspotenzial und ein Preisniveau von 900 US-Cents je Scheffel am Jahresende. Etwas mehr Spielraum nach oben sehen wir für Raps, wo der Markt deutlich angespannter ist. Der Rapspreis dürfte bis Ende des Jahres auf 390 EUR je Tonne steigen.

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