Energie: Doha-Freeze - ein Anfang


Inzwischen haben sich die Ölpreise deutlich von ihren Jahrestiefständen von Mitte Januar gelöst, nachdem die Diskussion um Förderkürzungen an Fahrt gewann. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte sie in der laufenden Handelswoche am 16.02., als sich in Doha die Ölminister aus Russland, Saudi-Arabien, Venezuela (Moderator) und Qatar (Gastgeber) darauf verständigt hatten, die Januar-Produktion einzufrieren, sofern sich weitere Förderländer ihrem Abkommen anschließen.
Am Mittwoch versprach auch Iran, das Abkommen zu unterstützen, ohne jedoch konkrete Zugeständnisse zu machen. Interessant die Reaktion der Märkte: Am Dienstag brach der Ölpreis im Anschluss an die Ergebnisse ein, während ab Mittwoch eine kräftige Erholung folgte.

Doha-Freeze: Ein Anfang? Ein Meilenstein?
Sowohl das Ergebnis von Doha als auch die Reaktion Irans am folgenden Tag wird unter Kommentatoren überwiegend skeptisch gesehen: Das Abkommen, ein Produktions-Cap auf dem Januar-Niveau, ist natürlich keine Förderkürzung, wie vielleicht erhofft wurde. Außerdem lagen die Fördermengen zuletzt ohnehin auf Rekordniveaus (Russland: 10,8 mbpd, Saudi-Arabien: 10,25 mbpd) und das Abkommen ist nur vorläufig, unter der Bedingung, dass sich andere OPEC-Länder anschließen.
Auch bleibt das Problem Iran, das seine Förderung auf Vor-Sanktionsniveau anheben möchte und wohl kaum auf den niedrigen Januarmengen verharren wird. Durch die Hintertür dürfte Saudi-Arabien nun seine Exporte über die Sommermonate reduzieren, um die eigene saisonal erhöhte Nachfrage für Stromproduktion zu decken, was Iran etwas Raum zur Exportsteigerung gibt.

Trotz des vordergründig wenig ambitionierten Ergebnisses sehen wir die Einigung von Doha als wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einer koordinierten Förderkürzung von OPEC und Russland. Schließlich ist es das erste Commitment zu Fördermengen seit November 2014, und die erste signifikante Kooperation von OPEC und Non-OPEC seit 15 Jahren.
Bis zum OPEC-Meeting am 02.06.2016 bleibt noch genügend Zeit für weitere Gespräche und vertrauensbildende Maßnahmen, die vor allem Russland vor dem Hintergrund der Nicht-Erfüllung der Zusagen im Jahr 2001 nutzen sollte. Auch Iran dürfte im Juni nach einem weiteren Produktionsanstieg mit erhöhten Produktionsdaten in die Verhandlungen eintreten. Es bleibt spannend (und damit volatil, vgl. Grafik).

© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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