Edelmetalle Aktuell

Am letzten Donnerstag handelte das weiße Metall mit 2.110 US$ je Unze noch immer im oberen Viertel der Handelsspanne der letzten zwei Monate, die seit dem Bekanntwerden der Probleme bei der Stromversorgung in Südafrika zu verzeichnen war. Von diesem Niveau aus konnte das Metall dann aber kaum noch zulegen, statt dessen verharrte bis zum Montagmittag in einer relativ engen Spanne zwischen 2.070 US$ und 2.110 US$ je Unze. Nach der Öffnung der Börse in New York am ersten Tag der neuen Woche kam es aber zu einem Einbruch, der das Platin bis zum Dienstag auf am Ende nur noch 1.938 US$ absacken ließ. Damit erreichte es fast wieder den Tiefstkurs der Vorwoche.
Hier aufkommende industrielle Nachfrage sorgte dann erst einmal für eine rasche Rückkehr auf knapp über 2.000 US$ je Unze, in den letzten 48 Stunden musste das weiße Metall aber die gesamten Gewinne wieder abgeben. Und es kam aus Sicht der Anleger, die für das Metall vor zwei Wochen noch bis zu 2.293 US$ je Unze bezahlt hatten, noch schlimmer: Am Mittwochnachmittag durchbrach die Notierung die Tiefstkurse sowohl vom Montag, wie auch von letzter Woche. Der Preis fiel bis heute Mittag weiter bis auf 1.820 US$ je Unze zurück und gab damit mehr als die Hälfte der seit Ende Januar angehäuften Gewinne wieder ab. Wir erwarten nun erst einmal einen Erholung und für die kommenden Tagen eine Handelsspanne zwischen 1.800 US$ und 1.900 US$ je Unze.
Wesentliche Ursache für die Kursverluste dürfte sein, dass mehr und mehr Anleger angesichts der katastrophalen Nachrichten von den Finanzmärkten mit einer Rezession zumindest in den USA rechnen und damit, dass eine solche an der Nachfrage nach dem zweitteuersten Edelmetall nicht spurlos vorübergehen kann. Hinzu kommt, dass in der öffentlichen Wahrnehmung der Diesel-Motor als wesentliche Stütze des Platinverbrauchs der Automobilindustrie zunehmend unter Druck gerät (siehe auch Links). Sollte hier eine Trendwende in Europa eintreten (und nach der sieht es angesichts des hohen Preises für Dieselkraftstoff aktuell aus) und in den USA diese bisher verpönte Technik doch nicht einschlagen, stehen den Platinproduzenten in Südafrika langfristig möglicherweise schwere Zeiten ins Haus. Zusätzlich negativ wirkt sich auf der fundamentalen Seite auch aus, dass bei den aktuell hohen Preisen auch die Schmucknachfrage zu wünschen übrig ließ.
Ein weiterer Grund für die Abgaben in den letzten 24 Stunden könnte der Umstand sein, daß mit Ridge Mining erstmals ein südafrikanischer Juniorproduzent erhebliche Terminverkäufe angekündigt hat. Details hierzu auf Seite vier unter dem Links.
Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Analysten und Händlern zufolge könnte es in diesem Jahr auf dem Platinmarkt ein Defizit in Höhe von 470.000 und 2009 dann eine Lücke von 422.500 Unze geben. Diese Durchschnittwerte aus insgesamt elf Einschätzungen liegen für 2008 rund 20% unter unseren eigenen Erwartungen, für das kommende Jahr dann aber um den gleichen Prozentsatz darüber.
Palladium
Die Erholung des Palladiumpreises in der vergangenen Woche und der damit verbundene Wiederanstieg auf 510 US$ je Unze war nicht von langer Dauer. Schon am Montag brach die Notierung, verursacht durch eine neue Welle von Gewinnmitnahmen, wieder um beinahe 50 US$ auf 460 US$ je Unze ein.
Anlass für die Abgaben waren die Kursverluste bei den anderen Metallen, aber vermutlich auch die Erkenntnis, dass beim Palladium der zwischenzeitliche Anstieg um 40% innerhalb weniger Wochen übertrieben und fundamental keinesfalls zu rechtfertigen war.
In den folgende 72 Stunden notierte das weiße Metall dann in einer relativ engen Handelsspanne zwischen $ 455 (damit erreichte es erneut den Tiefstkurs der Vorwoche) und 480 US$ je Unze. Heute Morgen verlor es noch einmal und fiel auf 430 US$ zurück, das tiefste Niveau der letzten vier Wochen.
Wir schließen für die nächsten Tage nicht aus, dass es zu weiteren Gewinnmitnahmen kommt, aber das - aus Anlegersicht - Schlimmste sollte mit dem Rückgang des Preises um fast $ 200 je Unze erst einmal überstanden sein.
Wir bleiben dabei, dass größere strategische Käufe zumindest von in Dollars kalkulierenden Endverbrauchern erst zwischen 425 US$ und 375 US$ vorgenommen werden sollten. Europäische Verbraucher sind da angesichts des noch relativ hohen Euros in einer relativ betrachtet etwas besseren Position und könnten darum auch schon etwas vorher, nämlich auf dem aktuellen Niveau “zugreifen“.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Im Vergleich zu den Hauptedelmetallen herrscht bei Rhodium, Ruthenium und Iridium noch relative Ruhe. Ersteres sah zwar erneut vereinzelt Nachfrage, diesmal insbesondere aus Nordamerika, der Preis hat sich aber kaum verändert und lag zuletzt wieder bei 9.100 - 9.250 US$ je Unze.
Angesichts des noch immer hohen Preisniveaus und trotz der die ganze Zeit über zu beobachtenden industriellen Nachfrage sind wir inzwischen, was die weitere Entwicklung angeht, eher etwas skeptisch. Wir rechnen nämlich nicht damit, dass sich das Metall auf Dauer dem Einbruch bei Platin wird entziehen können. Daran wird wohl auch die beim Rhodium relativ gesehen beste fundamentale Lage aller Edelmetalle kaum etwas ändern. Ein erstes Kursziel ist jetzt wohl die Marke von 8.800 US$ je Unze.
Keine Veränderungen gab es bei Ruthenium (400 - 440 US$ je Unze) und Iridium (420 - 460 US$ je Unze).
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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