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Zähes Überangebot lastet auf Ölpreisen

14.09.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Der Produktionsrückgang in den beiden Monaten danach fiel zudem deutlich stärker aus als bislang unterstellt. Die Juni-Schätzung liegt inzwischen bei 9,3 Mio. Barrel pro Tag und damit knapp 250 Tsd. Barrel pro Tag unter dem bisher geschätzten Niveau. Dies machte eine Prognosesenkung der EIA für die restlichen Monate in diesem Jahr und für das kommende Jahr erforderlich. Die US-Rohölproduktion fällt demnach zwischen Juli 2015 und Dezember 2016 um durchschnittlich 140 Tsd. Barrel pro Tag niedriger aus als bislang erwartet (Grafik 4).

Der Tiefpunkt der Produktion wird im August 2016 bei gut 8,6 Mio. Barrel pro Tag erwartet, was einem Rückgang um ca. 1 Mio. Barrel pro Tag von der Spitze im April 2015 entspricht.

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Anfang des Jahres gingen wir ebenso wie die Mehrheit der Marktbeobachter von einem vollständigen Abbau des Überangebots bis zum Ende dieses Jahres aus. Diese Erwartung hatten wir bereits vor zwei Monaten in das nächste Jahr verschoben (siehe auch Rohstoffe kompakt Energie "Ölmarkt bleibt länger überversorgt" vom 10. Juli).

Mittlerweile zeichnet sich allerdings ab, dass die Marktbereinigung nochmals länger dauern wird und wohl erst Ende 2016 abgeschlossen sein dürfte. Bereits vor den unlängst nach unten revidierten US-Produktionszahlen rechnete die Internationale Energieagentur mit einem Abbau des Überangebots erst gegen Ende 2016. In diesem Jahr wird das Nicht-OPEC-Angebot zwar bereits deutlich langsamer steigen als im letzten Jahr und sogar etwas weniger als die weltweite Nachfrage.

Dies reicht aber nicht, damit der Bedarf an OPEC-Öl deutlich steigt. Letzterer soll im vierten Quartal 2015 bei 30,6 Mio. Barrel pro Tag liegen und könnte wegen der zu erwartenden Abwärtsrevision des Nicht-OPEC-Angebots sogar noch etwas höher liegen. An die derzeitige OPEC-Produktion von 32 Mio. Barrel pro Tag wird er aber auch dann bei weitem nicht herankommen.

Im nächsten Jahr soll die globale Ölnachfrage laut IEA-Schätzung nochmals um 1,4 Mio. Barrel pro Tag steigen, das Nicht-OPEC-Angebot dagegen sogar um nahezu 0,5 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen. Der Bedarf an OPEC-Öl steigt daraufhin auf jahresdurchschnittlich 31,3 Mio. Barrel pro Tag und ist damit im nächsten Jahr sogar etwas höher als im Jahr 2013 (Grafik 5).

Bei einer weiteren Abwärtsrevision der US-Ölproduktion dürfte das Nicht-OPEC-Angebot noch stärker fallen und der Bedarf an OPEC-Öl entsprechend höher ausfallen. Die Strategie der OPEC, mittels niedriger Preise das Nicht-OPEC-Angebot einzudämmen und auf diese Weise Marktanteile zurückzugewinnen, scheint damit - wenn auch etwas später als erwartet - aufzugehen. Für Ende 2016 beziffert die IEA den Bedarf an OPEC-Öl sogar auf 32,2 Mio. Barrel pro Tag, was sogar über der derzeitigen OPEC-Produktion liegt und somit etwas Platz für zusätzliches Öl aus dem Iran geben würde.

Falls der Iran allerdings wie angekündigt seine Produktion im nächsten Jahr deutlich steigert, würde sich der Abbau des Überangebots weiter verzögern. Denn es ist unwahrscheinlich, dass Saudi-Arabien sein Angebot zugunsten des Erzfeindes Iran zurückfährt.

Wir senken aufgrund des voraussichtlich bis in das nächste Jahr bestehenden Überangebots unsere Ölpreisprognose für Ende 2015 um 10 USD auf 55 USD je Barrel. Bis Ende 2016 dürfte der Brentölpreis auf 65 USD je Barrel steigen, was ebenfalls einer Abwärtsrevision gegenüber der bisherigen Prognose um 10 USD je Barrel entspricht. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass das Nicht-OPEC-Angebot wegen einer fallenden US-Ölproduktion schrumpft und dies zu einem allmählich Abbau des Überangebots im Verlaufe des nächsten Jahres führen wird.

Ein Abwärtsrisiko für diese Prognose stellt die Rückkehr des Iran an den Ölmarkt dar. Sollte es dem Iran gelingen, seine Ölproduktion im nächsten Jahr nach einer Aufhebung der Sanktionen deutlich zu steigern, würde sich die Preiserholung weiter verzögern.

Ein Anstieg der iranischen Ölproduktion um ca. 500 Tsd. Barrel pro Tag sollte weitgehend eingepreist sein. Denn auch die länger laufenden Terminpreise sind in den letzten drei Monaten merklich gefallen, was die gedämpften Preiserwartungen widerspiegelt. Im Einklang zur Brent senken wir auch unsere Preisprognose für WTI auf 52 USD je Barrel Ende 2015 und 62 USD je Barrel Ende 2016.

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