Basismetalle: Kupfer

Der Kupferpreis hat nach dem starken Rückgang zum Jahresbeginn und der darauf folgenden Erholung abermals ein neues 6-Jahrestief erreicht. Seit Jahresbeginn sind die Notierungen des rötlichen Metalls um knapp 17% gefallen (LME-Index: - 18 %). Der Durchschnittkurs für das Jahr 2015 liegt aktuell bei 5.849 USD/t. Der stärkste Belastungsfaktor dürfte die Sorge um das chinesische Nachfragewachstum sein. Daneben sorgen die erwartete Angebotszunahme, der starke US-Dollar sowie das Durchbrechen technischer Marken für ein deutlich angeschlagenes Sentiment auf dem Kupfermarkt.

Die "Milliarden-Dollar-Frage"
So bezeichnete jüngst der Siemens-Chef Joe Kaeser die Frage, ob sich die wirtschaftliche Situation in China stabilisiert. Auch für den Kupfermarkt ist die chinesische Wirtschaft, die nahezu die Hälfte des weltweiten Bedarfs auf sich vereint, von herausragender Bedeutung. Die Mitte Juli veröffentlichten Konjunkturzahlen zum zweiten Quartal fielen tendenziell positiv aus. So setzte sich die Konjunkturabkühlung entgegen den Erwartungen nicht weiter fort. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts konnte sich vielmehr mit 7% auf dem Vorquartalsniveaustabilisieren.
Positiv in Bezug auf die Metallnachfrage werten wir dabei insbesondere das mit +6,9% über den Erwartungen liegende Wachstum der Industrieproduktion sowie die Stabilisierung bei den Anlageinvestitionen (+11,4%). An den Märkten wurde die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung jedoch relativ schnell wieder in Frage gestellt. So erfolgte ein nicht unwesentlicher Beitrag des Gesamtwachstums aus dem Finanzsektor. Schließlich fielen die Einkaufsmanagerindizes für Juli wieder eher enttäuschend aus. Aus den Unternehmen sind zuletzt ebenfalls vorsichtige Stimmen zu vernehmen.
Die Wachstumsprognose für den chinesischen Automarkt wurde von 7% auf 3% zurückgenommen. Wir gehen in unserem Basisszenario weiterhin von einer moderaten Abschwächung der Wirtschaftswachstumsraten in China auf 6,8% im laufenden und 6,5% im kommenden Jahr aus. Dafür sollte nicht zuletzt eine weiterhin starke Konjunkturstützung seitens der Pekinger Regierung sorgen.
Belebung der Kupfernachfrage erwartet
Auf Basis der Summe von Produktion und Nettoimporten sowie unter Berücksichtigung der Lagerbestandsveränderungen an der Börse Shanghai ist die Kupfernachfrage Chinas im ersten Halbjahr um 2,1% gestiegen. Rund ein Drittel des Kupferbedarfs im Reich der Mitte entfällt auf die Energie- und Telekommunikationsnetze.
Das dafür vorgesehene Investitionsbudget ist Marktberichten zufolge eher auf das zweite Halbjahr gerichtet. Darüber hinaus scheint sich auf dem Häusermarkt, einem weiteren wichtigen Segment für die Kupfernachfrage, eine leichte Verbesserung abzuzeichnen. Insgesamt sollte sich die Kupfernachfrage somit nach den traditionell schwächeren Sommermonaten wieder beleben.

Angebotsausfälle bei den Minen
Ob rationierte Stromzufuhr in Sambia, wetterbedingte Ausfälle in Chile, Streiks in Codelcos neuer Kupfermine Ministro Hales oder tendenziell niedrigere Metallgehalte in den geförderten Erzen, die Berichte über geringere Produktionsmengen in den weltweiten Kupferminen haben sich in den letzten Wochen nochmals vermehrt. Lag die Ausfallrate in den letzten Jahren durchschnittlich zwischen 5% und 6% des Gesamtangebotes, könnten dieses Jahr möglicherweise 7% überschritten werden.
Finanzakteure sind short
Wie negativ das Sentiment derzeit am Kupfermarkt ist, lässt sich gut an den Daten der CFTC (Commodity Future Trading Comission) ablesen. Danach haben sich die Finanzakteure sehr eindeutig auf der Verkaufsseite positioniert. Die LME-Lagerbestände sind im Juli erneut leicht angestiegen, befinden sich aber noch immer auf historisch durchschnittlichem Niveau.

Fazit
Das Sentiment am Kupfermarkt ist derzeit von der Sorge um das chinesische Wirtschaftswachstum geprägt. Die besser als erwarteten Konjunkturzahlen zum zweiten Quartal konnten den Markt nicht überzeugen. Die Einkaufsmanagerindizes für Juli fielen wieder eher enttäuschend aus. In den traditionell schwächeren Sommermonaten ist kaum mit positiven Nachfrageimpulsen zu rechnen, so dass die Preise zunächst weiter unter Druck bleiben dürften. Konjunkturstützende Maßnahmen sowie insbesondere die erwarteten Infrastrukturinvestitionen sollten die Nachfrage spätestens im vierten Quartal wieder beleben.
Bezüglich der Angebotsseite scheint der Markt die sich mehrenden Ausfälle derzeit mehr oder weniger auszublenden. Sie könnten jedoch dazu führen, dass sich die Schätzungen für den erwarteten Angebotsüberschuss auf dem Kupfermarkt in diesem Jahr als zu hoch erweisen.
© Achim Wittmann
Investmentanalyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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