Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Kaum mehr Überschüsse

Der Preis für Mais hat seit April weiter nachgegeben. Bei rund 350 US-Cents je Scheffel notierte Mais im Juni so niedrig wie zuletzt Mitte Oktober 2014, als er gerade anfing, sich von seinem 5-Jahrestief Ende September zu erholen. Anders als zur Jahreswende erwartet wurde, sieht es nun doch nach einer hohen US-Ernte aus. Zum einen dürften die US-Landwirte ihre Maisfläche deutlich weniger eingeschränkt haben als es vielfach vermutet wurde. Ende März wurde dies bereits im Bericht über die Planungen der Landwirte deutlich.
Da nun auch das Wetter während der Aussaat mitspielte, dürften diese Planungen auch weitgehend umgesetzt worden sein. Auch wenn der Rekord des Vorjahres von 361 Mio. Tonnen nicht erreicht wird: 350 Mio. Tonnen scheinen in Reichweite, wenn das Wetter mitspielt.
Die Pflanzenbewertungen liegen trotz regenbedingter Herabstufung bei aktuell 71% der Pflanzen in gutem und sehr gutem Zustand jedenfalls auf recht hohem Niveau. Spannend wird sein, ob der Ende Juni zur Veröffentlichung kommende Bericht zu den tatsächlich bebauten Flächen bestätigt, dass die Planungen aus dem März auch wirklich umgesetzt wurden. Der Internationale Getreiderat bleibt vorsichtig und setzt für die USA nur eine Produktion von 332 Mio. Tonnen an.
Da der IGC auch für einige andere Länder weniger optimistisch ist, und alleine für China die Produktion 8 Mio. Tonnen niedriger als das USDA ansetzt, schätzt er auch die weltweite Produktion um fast 30 Mio. Tonnen niedriger als das USDA (Grafik 5).
Und während der IGC bei der Nachfrage eine Stagnation prognostiziert, erwartet das USDA einen weiter wachsenden Verbrauch. Aus den USA kommen hier allerdings keine Impulse: Sowohl die Futternachfrage als auch der Einsatz zur Ethanolproduktion sollen sich nur wenig verändern. Die Nachfrage nach Mais zur Ethanolherstellung, die in den 2000er Jahren massiv angestiegen war, soll wie in den letzten Jahren stagnieren. Allerdings bleibt der Anteil an der heimischen Verwendung mit rund 40% weiter hoch.
Zu dem globalen Nachfrageplus trägt dagegen laut USDA besonders China bei. Die hohe eigene Ernte soll dennoch auch dann sogar noch ausreichen, die Lagerbestände kräftig weiter aufzubauen. Ein Mehr an Importnachfrage wird dagegen nicht prognostiziert. Trotz einer leichten Annäherung in der letzten IGC-Prognose bleibt die erhebliche Diskrepanz bei der geschätzten globalen Bilanz bestehen: Während das USDA nur ein marginales Minus in der Bilanz erwartet, prognostiziert der IGC ein globales Defizit in Höhe von 13 Mio. Tonnen.
Nach den hohen Überschüssen der beiden Vorjahre und den entsprechend gestiegenen Lagerbeständen bleibt aber auch dann die Versorgungslage ausreichend gesichert. Allerdings bringt das Wetterphänomen El Niño Unsicherheit auch am Maismarkt. Denn der IGC steht mit seiner vorsichtigeren Prognose etwa der chinesischen Ernte nicht alleine. Wetterdienste weisen darauf hin, dass ein El-Niño-Phänomen für China eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen heißen und trockenen Sommer mit sich bringt.
Die globale Produktion 2015/16 hält also wohl nicht mit der Nachfrage Schritt. Dies dürfte dem Maispreis aufhelfen, zumal wir auch vom Weizenmarkt keine gegenläufigen Impulse erwarten. Für das vierte Quartal prognostizieren wir in Chicago einen Preis von 400 US-Cents je Scheffel. Die niedrigere EU-Ernte und eine auch im wichtigen Lieferland Ukraine rückläufige Produktion sollten dann auch den Pariser Maispreis auf 175 EUR je Tonne steigen lassen.

Sojabohnen und Raps:
Anders als bei Mais sind sich USDA und IGC einig, dass bei Sojabohnen in der Saison 2015/16 die weltweite Produktion allenfalls marginal niedriger als im Rekordjahr 2014/15 ausfallen dürfte. Dabei geben beide die gleiche Schätzung für die USA ab, wo nach rekordhohen 108 Mio. Tonnen 2014/15 nun knapp 105 Mio. Tonnen geerntet werden sollen. Beim USDA ergibt sich diese Vorhersage aus den Planungen der US-Landwirte, korrigiert mit dem durchschnittlichen Satz der Flächenaufgabe sowie dem Trendwert der Erträge.
Die leicht höhere Fläche wird demnach durch gegenüber dem Rekordniveau des Vorjahres rückläufige Erträge mehr als kompensiert. Auch bei anderen wichtigen Anbietern wie Brasilien und Argentinien liegen die Produktionsschätzungen der Organisationen bei rund 97 bzw. 57 Mio. Tonnen sehr eng beieinander. Die USA sollen trotz des leichten Produktionsrückgangs mit rund 48 Mio. Tonnen ähnlich viel exportieren wie 2014/15. Nochmals kräftig steigen sollen dagegen die Ausfuhren Brasiliens. Mit knapp 50 Mio. Tonnen dürfte Brasilien - wie in einigen Jahren zuvor - 2015/16 wieder zum weltgrößten Exporteur von Sojabohnen werden (Grafik 6).
Beide Organisationen teilen auch die optimistische Ansicht, dass Chinas Sojabohnenimporte weiter dynamisch um 4 Mio. Tonnen wachsen und 2015/16 eine Größenordnung von 78 Mio. Tonnen erreichen werden. Wie auch in den Vorjahren liegt das USDA aber mit seiner Überschussprognose mit 12 Mio. Tonnen deutlich über dem IGC mit 4 Mio. Tonnen, da es die Nachfrage niedriger als der IGC ansetzt. Das vierte Mal in Folge dürfte so auch das weltweite Lager-Verbrauchs-Verhältnis weiter ansteigen und bei rund 31% den Rekord des Vorjahres nochmals steigern.
Auch wenn die US-Landwirte ihre Sojabohnenfläche wohl längst nicht so stark ausgedehnt haben dürften wie es über Monate erwartet worden war, ist also die Versorgungslage bei Sojabohnen auch über die nächsten Monate sehr entspannt, was eine deutliche Preiserholung unwahrscheinlich macht. Nicht ohne Grund hat der Preis für Sojabohnen in Chicago in den letzten Wochen wieder kräftig nachgegeben und sank zeitweise sogar leicht unter das Ende September 2014 erreichte 4-Jahrestief.
Etwas stützend wirken aktuell die leicht verschlechterten Pflanzenbewertungen und die Prognose der US-Energiebehörde EPA, die einen Anstieg der Nachfrage nach Sojaöl zur Herstellung von Biodiesel in den USA sieht. Für Q4 2015 prognostizieren wir einen Preis von 900 US-Cents je Scheffel. Ganz anders dagegen der Preisverlauf bei Raps: In Paris stiegen die Notierungen im Juni im Augustkontrakt auf den höchsten Stand seit über einem Jahr. Dass sich über die letzten Wochen die Rapspreise positiv von der negativen Entwicklung bei Sojabohnen abkoppeln konnten, hat nicht zuletzt damit zu tun, dass die bereits in den Vorjahren enge Bilanz am globalen Rapsmarkt nun sogar - wenn auch nur leicht - ins Minus rutschen soll.
Hauptgrund dafür sind rückläufige Erntemengen in der EU und Kanada (Grafik 7). Die EU-Kommission schätzt den Rückgang von rekordhohen 24,3 Mio. Tonnen 2014 auf 22,4 Mio. Tonnen ähnlich wie das USDA mit 22,1 Mio. Tonnen. In Kanada hatte ein Regierungsbericht für Überraschung gesorgt, wonach die Fläche für Canola (Raps) deutlich eingeschränkt wird, obwohl zuvor mit einer Ausdehnung gerechnet wurde. Dann sorgte später Frost zusätzlich für Unruhe. Auch wenn stark betroffene Felder nachgesät werden können, bleiben die Erträge dann meist zurück.