Kupfer - Nachfragebelebung im zweiten Halbjahr


Der Kupferpreis hat den starken Rückgang zum Jahresbeginn mittlerweile wieder vollständig aufgeholt. Die Erwartungen eines merklich ansteigenden Angebotes bei gleichzeitig wachsender Unsicherheit auf der Nachfrageseite angesichts des nachlassenden Wachstumstempos der chinesischen Wirtschaft hatten die Kupfernotierungen Mitte Januar auf das niedrigste Niveau seit Mitte 2009 fallen lassen.
Weitere Belastungsfaktoren gab es in Form zunehmender Lagerbestände sowie eines starken Anstieges des US-Dollars. Die Bodenbildung der US-Währung und die Hoffnung auf stimulierende Maßnahmen für die chinesische Wirtschaft leiteten die Preiserholung ein. Gegenwärtig notiert LME-Kupfer 0,6% über dem Jahresanfangsniveau. Der Durchschnittskurs für das Jahr 2015 liegt aktuell bei 5.948 USD/t.

Belebung der Nachfrage im zweiten Halbjahr
Die chinesische Wirtschaft, auf die rund 44% des weltweiten Kupferbedarfs entfällt, ist vergleichsweise schwach in das Jahr 2015 gestartet. Niedriger als erwartete Zahlen zur Industrieproduktion und den Anlageinvestitionen haben die Erwartungen bezüglich konjunkturstimulierender Maßnahmen zuletzt weiter erhöht. Zusammen mit Milliardeninvestitionen in die Verkehrs- und Energieinfrastruktur sollten diese die Kupfernachfrage in der zweiten Jahreshälfte beleben.
Seitens der International Copper Study Group (ICSG) wird der industrielle Bedarfszuwachs in China in diesem Jahr auf 4,5% bis 5% geschätzt. In Europa scheint sich die Konjunktur trotz weiterhin bestehender ökonomischer und geopolitischer Risiken weiter zu festigen. Auch in den USA dürfte die Wirtschaft getragen von den privaten Verbraucherausgaben wieder an Dynamik gewinnen. Insgesamt erwarten wir für 2015 einen Anstieg der globalen Kupfernachfrage von 2% bis 3%.
Steigendes Konzentratangebot
Im laufenden Jahr werden nach ICSG-Projektionen neue Minenkapazitäten in Höhe von rund 1 Mio. Tonne auf den Markt kommen. Zu den neuen Projekten zählen Minen in Chile, Peru, Mexiko, Sambia und der Mongolei. Zusammen mit den wieder aufgenommenen Exporten aus Indonesien dürfte das Konzentratangebot demzufolge deutlich steigen.
Doch wie oftmals in der Vergangenheit besteht auch in diesem Jahr die Tendenz, das Angebot der Minen zu überschätzen. So haben bereits einige Bergbaukonzerne ihre Jahresprognose aufgrund wetterbedingter oder anderer temporärer Ausfälle bzw. geringerer Metallgehalte nach unten revidiert. Die ICSG hat ihre Schätzungen für das Wachstum der Minenförderung in diesem Jahr zuletzt von 6,7% auf 4,4% zurückgenommen.

Angebotsüberschuss in diesem Jahr?
Die für letztes Jahr bestimmten Prognosen eines überschüssigen Angebotes haben sich insbesondere aufgrund einer wider Erwarten robusten Nachfrageentwicklung nicht bewahrheitet. Nun wird für dieses Jahr erneut der Trendwechsel von einem defizitären zu einem überschüssigen Angebot auf dem Kupfermarkt vorhergesagt.
Die ICSG erwartet einen Angebotsüberschuss in Höhe von rund 0,36 Mio. Tonnen. Die von Reuters ermittelten Schätzungen wurden zuletzt angesichts der sich häufenden Berichte über Beeinträchtigungen in den Minenförderung nach unten revidiert. Im Durchschnitt wird demnach von den Marktanalysten ein Angebotsüberschuss in Höhe von 0,11 Mio. Tonnen erwartet, eine Größenordnung, die plausibel erscheint.
Eine Größe aber auch, die mit großen Unsicherheiten behaftet ist und in Relation zur Größe des Gesamtmarktes mit einem Nachfragevolumen von über 20 Mio. Tonnen sehr überschaubar ist.

Fazit
Der erwartet Trendwechsel zu einem Angebotsüberschuss auf dem Kupfermarkt spricht grundsätzlich für fallende Preise. Die Höhe des prognostizierten Angebotsüberschusses ist jedoch, gemessen am Gesamtmarkt, relativ gering und wurde zudem zuletzt tendenziell nach unten revidiert. Für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir bei weiterhin hoher Volatilität eine tendenziell seitwärtsgerichtete Preisentwicklung.
© Achim Wittmann
Investmentanalyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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