Rohstoffe kompakt Agrar: Lagerbestände werden weiter aufgebaut – Preise im Keller

2013/14 waren es knapp 80 Mio. Tonnen gewesen. Auch für Argentinien wird mit einem Rückgang der Produktion gerechnet. Dass die Preisrelation weiter zugunsten von Sojabohnen spricht, schlägt sich auch in ersten Prognosen für die Bebauung der Anbauflächen in den USA im nächsten Frühjahr nieder. Wie im Vorjahr dürfte demnach Fläche von Mais zu Sojabohnen verschoben werden. Informa Economics prognostiziert nach dem letzten Rückgang um 4% eine nochmalige Reduktion um fast 5% (Grafik 7).
Auch in Paris sind die Preise für Mais seit dem Frühjahr fast ununterbrochen im Sinkflug. Mitte September haben sie erstmals seit April 2010 die Marke von 140 EUR je Tonne unterschritten. Und das trotz des Konflikts in der Ukraine, des inzwischen wichtigsten Lieferlandes für EU-Maisimporte. Apropos Importe: Die internationalen Preise für Mais sind inzwischen so tief abgesunken, dass die EU seit Juli erstmals seit vielen Jahren wieder zum Instrument der Importzölle greift, um das interne Preisgefüge zu stützen.
Mitte September wurde der Zollsatz auf 10,44 EUR je Tonne fast verdoppelt. Entsprechend groß ist die Nachfrage nach Mais aus zollfreien Importkontingenten wie etwa auch der neuen zollfreien Importquote, die der Ukraine im Rahmen eines Abkommens mit der EU zugestanden worden war.
Der erwartete weitere Angebotsüberschuss 2014/15 und ein entsprechender Lageraufbau sollte auch weiterhin auf die Maispreise drücken. Der erste Ausblick auf 2015 lässt aber erwarten, dass sich die Anbaurelationen international zu Ungunsten von Mais verschieben werden. Da gleichzeitig ein weiterer Rekordertrag in den USA 2015 unwahrscheinlich ist, dürfte die globale Maisproduktion rückläufig sein. Setzt sich diese Erwartung durch, sollten sich die Maispreise auf leicht höherem Niveau etablieren. Für das vierte Quartal 2015 erwarten wir einen Maispreis an der CBOT von 420 US-Cents je Scheffel und in Paris einen Preis von 175 Euro je Tonne.
Sojabohnen und Raps:
Auch bei Sojabohnen ist die Erwartung einer sehr reichlichen Versorgung das beherrschende Thema. Dies hat die Preise auf 4-Jahrestief gedrückt. Ein wenig "besser" im Vergleich zu Mais hält sich der Preis aber zuletzt vor allem, weil die Erntearbeiten in den USA leicht verzögert vonstatten gehen und es einige kleine Abschläge bei der Pflanzenqualität gab.
Aber es bleibt dabei: Die weltweite Produktion von Sojabohnen dürfte auf absehbare Zeit sehr hoch sein. Alleine in den USA soll die gegenüber 2013 um 10% auf einen Rekordwert ausgedehnte Sojabohnenfläche - deutlich mehr als im März geplant - gemeinsam mit einem um 7% höheren Ertrag die Erntemenge um 17% auf 107 Mio. Tonnen anschwellen lassen. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis in den USA soll dann laut USDA von rekordniedrigen 3% auf 13% und damit ein 8-Jahreshoch steigen. Für Brasilien wird erwartet, dass die Produktion nun die Schwelle von 90 Mio. Tonnen nimmt. Dies war 2013/14 von der Dürre im ersten Quartal noch verhindert worden. Auch für Argentinien wird 2014/15 eine Rekordernte prognostiziert (Grafik 8).

Nach Schätzung von USDA und Oil World soll die globale Sojabohnenproduktion 2014/15 etwa 311 Mio. Tonnen ergeben und damit 9% mehr als 2013/14. Bereits da ergab sich ein Überschuss am globalen Sojabohnenmarkt, der sich nun 2014/15 auf 27 Mio. Tonnen fast verdoppeln soll. Die Dynamik auf der Angebotsseite ist derzeit größer als auf der Nachfrageseite, auch wenn die chinesischen Importe an Sojabohnen laut IGC und USDA weiter zulegen und 73-74 Mio. Tonnen betragen sollen. Dies wären nochmals 3 bzw. 5 Mio. Tonnen mehr als 2013/14 und damit neuer Rekord.
Bleibt die Preisrelation zugunsten von Sojabohnen bestehen, dürfte die bereits 2014 rekordhohe Sojabohnenfläche in den USA 2015 weiter ausgedehnt werden. Informa Economics prognostiziert, dass die US-Sojabohnenfläche erstmals seit vielen Jahren zur Maisfläche aufschließen wird (Grafik 7). Manifestiert sich dies dann in einem weiter steigenden Angebot, könnten die Preise einmal mehr unter Druck geraten. Die Preisrelation gegenüber Mais sollte sich jedenfalls 2015 normalisieren.
Der Rapspreis wird sich dem Druck vom Sojabohnenmarkt nicht entziehen können. Dabei ist es weniger bedeutend, ob die Weltproduktion an Raps nun leicht sinkt oder leicht steigt. Prognosen in beide Richtungen sind derzeit zu finden. Der IGC spricht von einer niedrigeren Welternte, während etwa Oil World für die weltweite Rapsproduktion einen Anstieg um 1,5 Mio. Tonnen auf 68,8 Mio. Tonnen eingestellt hat.
Die USDA-Vorhersage ist vom Niveau insgesamt höher und lautet mit rund 70 Mio. Tonnen ähnlich hoch wie im Vorjahr. Der zunächst prognostizierte spürbare Rückgang ist jedenfalls auch beim USDA vom Tisch. Vor allem die positiv überraschende EU-Ernte von über 23 Mio. Tonnen ist gegen den Rückgang in Kanada nach der Rekordernte 2013 aufzurechnen (Grafik 9).
Für den Sojabohnenpreis sehen wir auf absehbare Zeit keinen Anlass für einen merklichen Anstieg. Vielmehr erwarten wir, dass er bis in das nächste Jahr auf dem gegenwärtigen Niveau verharrt. Für den Rapspreis in Paris sind wir etwas optimistischer und haben für das vierte Quartal 2015 einen Preis von 350 EUR je Tonne eingestellt, da wir im kommenden Jahr mit einer etwas geringeren Ernte rechnen.
Baumwolle:
Vor fünf Monaten noch kostete Baumwolle um die 95 US-Cents je Pfund. In den nächstfälligen Kontrakten machte sich damals die angespannte Versorgungslage mit US-Baumwolle angesichts höher als erwarteter US-Exporte bemerkbar. Mit näher rückendem Erntetermin 2014 bestimmte aber immer mehr die Aussicht auf eine deutliche Entspannung der Versorgungslage in den USA sowie der unsichere Blick nach China die Preisentwicklung. Derzeit schwankt Baumwolle im Kontrakt mit Fälligkeit Dezember zwischen 61 und 65 US-Cents je Pfund. Damit ist das Preisniveau bei Baumwolle so niedrig wie zuletzt vor 5 Jahren.