“Rohstoff-Bullen“ nicht zu stoppen!?


Lieber Rohstoffe als Aktien
Ein Grund für die erstaunlich dynamischen Kurs-Zuwächse ist sicherlich eine gewisse Umorientierung bei vielen Groß-Investoren. Die labile Verfassung an den Aktienmärkten sowie die unsichere konjunkturelle Situation insbesondere in den USA führen offenbar dazu, dass viele Fonds den Dividenden-Papieren den Rücken zuwenden und stattdessen lieber in Rohstoffe gehen. Besonderer Beliebtheit erfreut sich aktuell der Bereich der “Soft Commodities“. Offenbar denken viele Fonds-Manager: Gegessen und getrunken wird immer - auch in der Rezession. Allerdings erfuhren auch die meisten Metalle und Energie-Rohstoffe vor allem in der letzten Woche deutliche Verteuerungen. Die Mehrheit der Markt-Teilnehmer geht wohl davon aus, dass eine wirtschaftliche Abschwächung regional auf die Vereinigten Staaten begrenzt bleiben wird und die boomenden Schwellenländer Asiens nicht betrifft. Kommt es dazu, wird die Nachfrage nach den “Schätzen von Mutter Natur“ weiter zunehmen und den “Rohstoff-Bullen“ genug “Munition“ für Kursanstiege liefern. Wie dem auch sein mag: Auf jeden Fall reißt sich das “Smart Money“ gegenwärtig fast schon um Rohstoffe und dieser Trend dürfte unserer Einschätzung nach sogar noch ein Weilchen anhalten.
US-Zinssenkungen hilfreich
Zumal die jüngsten US-Zinssenkungen die Investoren mit genügend Kapital ausstatten, welches in die Rohstoffmärkte fließen kann. Zwar hat sich der “Greenback“ bislang angesichts mehrerer großer Zinsschritte nach unten bemerkenswert gut gehalten. Auf Dauer wird ihm das jedoch nicht gelingen. Die niedrigen Zinsen in Übersee und eine wahrscheinliche weitere Abwertung der US-Valuta gegenüber anderen Welt-Leitwährungen werden ein Phänomen wieder aufleben lassen, das in der Vergangenheit bereits mehrfach für Aufsehen gesorgt hat - die so genannten Carry Trades. Global agierende Anleger leihen sich zu niedrigen Zinsen Geld in einer bestimmten Währung (früher der Japanische Yen, demnächst verstärkt der US-Dollar) und investieren dieses Kapital in Märkte mit höheren Rendite-Chancen. Verläuft alles nach Plan, erwirtschaften sie mehr Gewinn als sie an Zinsen bezahlen müssen und können auf diese Weise ihre Erträge hebeln. Wertet die niedrig verzinste Währung gleichzeitig sogar noch ab, entstehen zusätzliche Wechselkurs-Gewinne. Man muss kein Prophet sein um zu prognostizieren, dass es im US-Dollar künftig verstärkt Carry Trades geben wird. Zu einem Großteil wird das geliehene Kapital mit Sicherheit an den Rohstoff-Märkten angelegt. Dieser verstärkte Kapitalfluss dürfte vorerst für weiter steigende Kurse bei den “Naturschätzen“ sorgen.
Erste “Überhitzungs-Tendenzen“ erkennbar
Allerdings lässt sich trotz dieser viel versprechenden Perspektiven nicht leugnen, dass einzelne Rohstoff-Märkte gewisse Tendenzen einer “Überhitzung“ aufweisen. Auf nur mäßige „bullische“ News “brennen“ die Notierungen fast schon ein “Kurs-Feuerwerk“ ab (so wie in der letzten Woche bei Weizen) und selbst bei eigentlich eher negativen Nachrichten ziehen die Preise an anstatt nachzugeben (Mais und Silber). Mögliche Kurs-Risiken werden zudem konsequent ignoriert (Kaffee, Kakao, Zucker). Derartige Vorkommnisse sind für erfahrene Anleger untrügliche Warnhinweise. Zugegeben: Sie bedeuten nicht, dass die Notierungen unmittelbar vor einem kräftigen Einbruch stehen. Oft geht die “Rallye“ noch über einen längeren Zeitraum weiter, was wir auch bei der aktuellen Rohstoff-Hausse erwarten. Aber man sollte sich schon im Klaren darüber sein, dass wir uns in der Spät-Phase des Rohstoff-Bullenmarkts befinden. Wer hier nicht auf dem sprichwörtlich “falschen Fuß“ erwischt werden will, sollte bei seinen Engagements zumindest ein erhöhtes Maß an Vorsicht an den Tag legen. Ansonsten könnte es den Rohstoff-Anlegern so ergehen wie den Aktien-Investoren in den Jahren 2000 bis 2003.
© Ihre Rohstoff-Express-Redaktion
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