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Rohstoffe kompakt Energie: Strom bleibt an der Börse vorerst günstig

30.07.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Zum anderen gibt der politische Wille, den EU-Emissionshandel zu stärken, Rückenwind, auch wenn die internationalen Verhandlungen zum Klimaschutz ins Stocken geraten sind. Dabei kommt momentan den Diskussionen um die Einführung einer Marktstabilitätsreserve (MSR) eine hohe Bedeutung zu (siehe dazu auch Rohstoffe kompakt "Rückschlag im EUEmissionshandel nicht von Dauer", April 2014). Die Marktstabilitätsreserve ist ein mengenbezogener Regulierungsmechanismus, der auf den kumulierten Überschuss abstellt. Übersteigt dieser eine gewisse Grenze, so werden Zertifikate aus dem Markt genommen und in die MSR überführt. Bei Unterschreiten der Grenze, werden diese wieder zurückgeführt. Damit würde immer eine gewisse Knappheit am Markt erreicht.

Das Echo auf diese Maßnahme ist geteilt. Gelobt werden die Einfachheit und die Transparenz des Mechanismus. Positiv wird zudem gesehen, dass Zertifikate nicht erlöschen und die Politik durch die Fixierung von Obergrenzen nach wie vor in der Lage ist, Klimaschutzziele umzusetzen. Kritisiert wird dagegen, dass der für die Festlegung des "Mindestumlauf" angesetzte Hedging-Bedarf nicht eindeutig zu ermitteln ist. Denn zum einen wandelt sich die Struktur der Stromerzeugung, zum anderen nehmen künftig immer mehr Industrieunternehmen an den Versteigerungen teil. Negativ ist zudem die lange Verzögerung von bis zu zwei Jahren, mit der die Maßnahme greift. Andere kritisieren grundsätzlich den "mengenbezogene" Ansatz. Vielmehr solle am Preis direkt angesetzt werden. Aber auch wenn über das Für und Wider der MSR zweifellos noch viel gestritten werden dürfte, positiv für den Preis ist jedenfalls das Bemühen der Mitgliedsstaaten, das EUEmissionshandelsystem zu retten. Das spricht für mittelfristig weiter steigende Preise.


Und am Strommarkt fehlt zudem die Nachfrage...

Der Verbrauch in Deutschland ist seit mehreren Jahren rückläufig: Im vergangenen Jahr lag er 1,5% niedriger als 2012 und damit erstmals seit dem Rezessionsjahr 2009 wieder unter 600 Mrd kWh (Grafik 6). Im ersten Quartal des laufenden Jahres war der Stromverbrauch abermals rückläufig: das deutliche Minus von 6% war deshalb besonders bemerkenswert, als dass die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal zugleich um 2,5% höher war als im Vorjahr. Eine Begründung ist die zuletzt eher verhaltene Entwicklung stromintensiver Wirtschaftszweige.

Preisbelastend wirkt aber auch die Angebotsentwicklung, denn die Produktion an sogenanntem grünen Strom mit niedrigen Grenzkosten ist rasant gestiegen (Grafik 7). Im ersten Quartal war die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien dank reichlicher Sonnenstunden weiter kräftig gestiegen. Der "Merit-Order-Effekt" wirkt zwar vor allem auf den kurzfristigen Strompreis, aber indirekt drücken die installierten Kapazitäten auch den Preis des Phelix-Futures im nächsten Kalenderjahr. Mit der Kürzung der Vergütungssätze sowie der Festlegung von Ausbaukorridoren dürfte sich das Tempo des Ausbau der erneuerbaren Energien zwar etwas verringern, aber grundsätzlich geht der Vormarsch weiter.

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Alles in allem dürften die Strompreise an der Börse zwar ihre Talsohle erreicht haben. Doch sehen wir nur wenig Preissteigerungspotenzial und behalten deshalb unsere Prognose bei. Die Wende im EU-Emissionshandel erachten wir zwar als nachhaltig, aber angesichts des hohen Angebots am Kohlemarkt sehen wir vorerst wenig weiteres Anstiegspotenzial für den Kohlepreis. Zudem lief die Konjunktur in Deutschland zuletzt nicht mehr richtig rund und die erneuerbaren Energie werden - wenngleich mit etwas moderaterem Tempo - weiter ausgebaut, was strukturell den Strompreis zusätzlich bremsen sollte.




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