Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Mai 2014


Nach dem fulminanten Start in diesem Jahr korrigierten viele Rohstoffmärkte im Mai 2014. Die größten Verluste verzeichneten die Agrarrohstoffe, die die Aufwärtsbewegung in den ersten vier Monaten des Jahres 2014 angeführt hatten. Dementsprechend lagen die Rohstoffindizes mit einem hohen Anteil von Agrarrohstoffen, wie z. B. der Dow Jones UBS Commodity Index (-2,87%) und der Rogers International Commodity Index (-1,78%), etwas mehr im Minus als der auf Energierohstoffe fokussierte S&P Goldman Sachs Commodity Index (-0,19%).
Die zyklischen Industrierohstoffe (Petroleumkontrakte, Industriemetalle) wiesen im Mai ein bescheidenes Kursplus auf, während Getreide und Soft Commodities (Baumwolle, Kaffee, Zucker) rund die Hälfte der vorangegangenen Kursgewinne wieder abgaben. Wir hatten in den letzten Monaten immer wieder darauf hingewiesen, dass die Hausse bei vielen Agrarrohstoffen temporären Einflussfaktoren geschuldet war und dass die Preise stark unter Druck geraten sollten, sobald die Angebotsüberschüsse des kommenden Marketingjahres 2014/15 in den Fokus der Marktteilnehmer geraten.
Die einzige Ausnahme ist für uns Zucker, dessen Preisniveau wir zum Jahresende 2014 etwas höher einstufen als die gegenwärtige Kursnotiz. Auf der anderen Seite sind die Zykliker noch von einer robusten globalen Konjunktur und einer expansiven Geldpolitik unterstützt. Die Schere zwischen Agrar- und Industrierohstoffpreisen wird sich vermutlich komplett schließen.

Die anderen Kapitalmarktsegmente verbrachten den Mai in abwartender Vorfreude auf einen erneuten geldpolitischen Stimulus der Europäischen Zentralbank (EZB). Die internationalen Aktienmärkte verzeichneten Kursgewinne von durchschnittlich +2%, wobei deutsche Aktien (Dax: +3,54%) die vorangegangene Underperformance nahezu komplett wettmachten. Langlaufende Staatsanleihen handelten ebenfalls freundlich.
Der europäische Rentenindex REXP (+0,92%) und der J.P. Morgan World Government Bond Index (+1,92%) konnten von einem hohen Ausgangsniveau weiter zulegen. Die Sitzung des EZB-Rats am 5. Juni brachte dann tatsächlich die von den Märkten antizipierte Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes (von 0,25% auf 0,15%) und der von den Geschäftsbanken bei der Zentralbank angelegten Überschussreserven (von 0% auf -0,1%).
Wie wir später ausführen, wird das gesamte von EZB-Präsident Draghi vorgestellte Maßnahmenpaket die gegenwärtige Dynamik an den europäischen Geldmärkten wohl nicht in dem von der Notenbank angestrebten Maße verändern.
Perspektiven im zweiten Halbjahr 2014: USA
In den USA stehen die Zeichen für das zweite Halbjahr 2014 nach wie vor für die Fortsetzung des Konjunkturaufschwungs. Die Einkaufsmanagerumfragen für das Verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor vermitteln ein freundliches Investitionsumfeld, das Verhältnis der vorlaufendenden (Neuaufträge) zu den nachlaufenden Komponenten (Lagerbestände) - einer der besten Frühindikatoren für Aktienmärkte und Konjunktur - liegt noch oberhalb der langfristigen Durchschnittswerte.
Auch auf der Seite der privaten Haushalte gibt es derzeit keinen Anlass zur Klage. Die wöchentlich berichteten Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe gehen seit einigen Jahren kontinuierlich zurück und haben mittlerweile wieder annähernd das Vorkrisenniveau vom Jahresende 2007 erreicht. Die freundliche Tendenz am US-Arbeitsmarkt wird aber durch diesen Indikator überzeichnet, da einige Arbeitssuchende keine Anträge mehr gestellt haben, wenn der Anspruch auf Arbeitslosenhilfe endet oder keine Aussicht auf ein Beschäftigungsverhältnis besteht.
Jedoch ist auch die US-Arbeitslosenquote in den letzten Jahren stetig auf aktuell 6,3% gefallen. Wir schätzen die inflationsneutrale US-Arbeitslosenquote auf etwas mehr als 5%. Bei Werten unter 6% dürfte der Lohndruck erheblich zunehmen.
Den kompletten Marktkommentar Mai 2014 können Sie hier downloaden.
© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 12.6.2014