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Neue Sorgen am Ölmarkt

16.06.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Wenn aber dennoch einem der beiden Länder eine nennenswerte Produktionsausweitung gelänge, müsste "Swing-Producer" Saudi-Arabien hinreichend schnell mit einer Produktionskürzung reagieren. Ansonsten droht der Preis unter Druck zu geraten. Wie die Tabelle 1 zeigt, sind die meisten der OPEC-Mitgliedsstaaten auf einen hohen Ölpreis angewiesen. Schließlich liegt der sogenannte fiskalische Breakeven-Preis, bei dem sich Einnahmen und Ausgaben eines Staates ausgleichen (siehe Kasten), bei sieben OPECMitgliedern über 100 USD je Barrel (Tabelle 1 und Grafik 4).

Er hat bei den meisten OPEC-Staaten in den letzten Jahren deutlich angezogen: Gewichtet man die IMF-Zahlen auf Basis der jeweiligen Produktion, lag er 2008 im Mittel für die MENA-Staaten des Ölkartells, also OPEC ohne Ecuador, Nigeria, Angola und Venezuela, bei gut 50 USD je Barrel, während er heute bei über 90 USD liegt.

Maßgeblich für den vergleichsweise noch immer niedrigen gewichteten Mittelwert ist Saudi-Arabien. Der fiskalische Break-Even Preis liegt dort bei knapp 85 USD je Barrel, so dass dem Land derzeit satte Überschüsse zufließen (Grafik 5). Das lässt zumindest auf kurze Sicht Spielraum für eventuell notwendige Produktionskürzungen. Allerdings ist zu beachten, dass der Berechnung des fiskalischen Break-even Preises ein Produktionsniveau zugrunde liegt, das für Saudi-Arabien im Jahr 2014 mit 9,6 Mio. Barrel pro Tag angesetzt ist und damit in etwa der aktuellen Produktion entspricht.

Würde Saudi-Arabien seine Produktion bzw. Exporte um 1 Mio. Barrel pro Tag kürzen, würde auch hier der fiskalische Breakeven-Preis ceteris paribus auf 100 USD. Barrel steigen, um die derzeitigen Staatsausgaben zu finanzieren. Wir gehen jedoch davon aus, dass Saudi-Arabien in der Lage sein würde, durch eine Kürzung der Produktion den Markt im Gleichgewicht zu halten und damit ein starkes Abrutschen des Preises zu verhindern.

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Alles in allem sehen wir - auch unabhängig von der momentanen Situation im Irak - höhere Ölpreise als der Markt und die Mehrheit der Analysten. Wie die fallende Terminkurve und Bloombergs Umfrageergebnisse zeigen, sind beide Gruppen derzeit von mittelfristig fallenden Preisen überzeugt (Grafik 6). Unseres Erachtens stützt die Festigung der Weltkonjunktur aber mittelfristig die Preise. Chinas Ölbedarf dürfte weiter zunehmen. Insbesondere der Aufbau der strategischen Vorräte dürfte vorangetrieben werden.

Auch die Ölnachfrage Indiens, die mittlerweile noch vor Russland die fünftgrößte der Welt ist, dürfte nach der konjunkturbedingt nur leichten Zunahme im Vorjahr im laufenden Jahr laut Internationale Energieagentur IEA wieder stärker um 2,6% zulegen und damit 90 Tsd. Barrel pro Tag höher liegen als 2013. Für zusätzliche Impulse könnte die Wahl des als wirtschaftsliberal geltenden Modi zum Ministerpräsidenten sorgen.

Derzeit geht die IEA davon aus, dass die globale Ölnachfrage in der zweiten Jahreshälfte immerhin 1,5 Mio. Barrel pro Tag höher liegen wird als im ersten Halbjahr. Der Bedarf an OPEC-Öl in Höhe von 30,9 Mio. Barrel pro Tag läge damit 900 Tsd. Barrel höher als die aktuelle Produktion bzw. das aktuelle Produktionsziel des Ölkartells.

Wir sehen deshalb den Ölpreis in der Mitte seiner angestammten Handelsspanne zwischen 105 und 115 USD je Barrel gut unterstützt. Im Falle einer weiteren Eskalation der Situation im Irak würde er wohl durchaus darüber hinaus schießen. Falls sich die Lage aber entspannt, könnte er kurzzeitig aber auch aufgrund der momentan sehr optimistischen Positionierung der spekulativen Anleger noch mal stärker unter Druck geraten.

Anfang Juni lag die Zahl der seit Januar 2011 erhobenen Netto-Long Positionen bei Brentöl und die der seit 2006 erfassten Netto-Long Positionen bei WTI-Markt fast auf Rekordniveau, was eine gewisse Korrekturgefahr birgt (Grafik 7, Grafik 10). Doch mittelfristig gilt, dass die Belebung der Ölnachfrage auf wohl anhaltend hohe Produktionsausfälle trifft. Wir haben deshalb unsere Preisprognose für das dritte Quartal leicht von 105 auf 108 USD je Barrel angehoben. Für das Jahr 2015 erwarten einen durchschnittlichen Brentölpreis von 110 USD je Barrel.

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Auf einen Blick


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