Rohstoffe kompakt Agrar: Marktausblick steht und fällt mit erhoffter Wetterbesserung


Baumwolle:
Der Baumwollpreis ist seit Jahresbeginn um fast 10% gestiegen. Mit 82 US-Cents je Pfund notiert der an der ICE in New York gehandelte Terminkontrakt auf dem höchsten Stand seit Mai 2012. Preistreibend ist die robuste chinesische Nachfrage. Ursache hierfür sind die staatlichen Reservekäufe. Laut der chinesischen Baumwollvereinigung wurden dadurch 85% der letztjährigen Ernte vom Markt genommen. In 2011 waren bereits 3,1 Mio. Tonnen aufgekauft worden. Dies hat auch Auswirkung auf den Weltmarkt. Aufgrund der höheren inländischen Preise greifen chinesische Textilunternehmen verstärkt auf preiswertere Baumwolle aus dem Ausland zurück. Im Kalenderjahr 2012 stiegen die chinesischen Baumwollimporte laut der chinesischen Zollbehörde um gut 50% auf ein Rekordniveau von 5,15 Mio. Tonnen (Grafik 8).
Für das seit August laufende Erntejahr 2012/13 rechnet das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) zwar mit deutlich geringeren Importen von 2,7 Mio. Tonnen. Dies wäre aber noch immer das dritthöchste Einfuhrvolumen aller Zeiten. Solange der Importsog Chinas anhält, dürften die internationalen Baumwollpreise unterstützt bleiben. Der globale Angebotsüberschuss in den letzten beiden Erntejahren zusammen beläuft sich zwar auf gut 7 Mio. Tonnen. Ohne Berücksichtigung der durch China vom Markt genommenen Menge besteht in diesem Erntejahr allerdings ein Angebotsdefizit von 3 Mio. Tonnen. Die globalen Lagerbestände sind innerhalb der letzten zwei Jahre laut USDA um 70% auf ein Rekordniveau von 17,8 Mio. Tonnen gestiegen. Etwa die Hälfte davon befindet sich aber in China und steht dem Weltmarkt somit nicht zur Verfügung (Grafik 9).
Hinzu kommt, dass die weiterhin robuste Nachfrage aus China in diesem Jahr aller Voraussicht nach auf ein sinkendes Angebot im weltgrößten Baumwoll-Exportland USA treffen wird. Baumwolle zählte aufgrund einer nur knapp unter dem Rekordniveau des Vorjahres liegenden weltweiten Ernte im vergangenen Jahr mit einem Minusvon 18% zu den (Agrar-)Rohstoffen mit der schlechtesten Preisentwicklung. Konkurrierende Agrarprodukte wie Weizen, Sojabohnen und Mais verzeichneten 2012 dagegen teilweise deutliche Preiszuwächse. Dies dürfte Auswirkungen auf die Anbaupläne der Bauern in diesem Frühjahr haben und die Erntemenge für die Saison 2013/14 maßgeblich bestimmen.
Umfragen zufolge dürfte die US-Baumwollfläche in diesem Jahr um 16% gegenüber dem Vorjahr sinken. Mit 10,3 Mio. Morgen wäre die Fläche damit so niedrig wie seit 1987 nur in den Jahren 2008 und 2009. Zwar ist es möglich, dass die Flächenkürzung aufgrund des jüngsten Preisanstiegs etwas geringer ausfällt. Dennoch ist für dieses Jahr von einem merklichen Rückgang der US-Baumwollproduktion auszugehen. Auch wenn die in den letzten beiden Jahren auf ein Rekordniveau gestiegenen globalen Lagerbestände einem deutlichen Preisanstieg entgegenstehen dürften, rechnen wir aufgrund der genannten Faktoren mit weiter moderat steigenden Baumwollpreisen im Jahresverlauf.

Auf einen Blick


