Tiberius Kapitalmarkt Ausblick 2013


Rückblick
Bei unseren Makro-Prognosen lagen wir im Jahr 2012 relativ gut. Wir hatten ein Kursplus von mehr als 10% an den Aktienmärkten vorhergesagt und schafften damit beim S&P 500 und Nikkei 225 fast eine Punktlandung. Überraschend kam für uns, dass der deutsche Aktienmarkt, obwohl die deutsche Volkswirtschaft wie prognostiziert mit in den Sog des Konjunkturab-schwungs in den europäischen Peripherieländern gerissen wurde, sich mit am stärksten unter den internationalen Aktienmärkten präsentierte.
Wir hatten hier einen Kursanstieg von 6.080 auf 6.500 Indexpunkte gesehen, was sich bei einem Indexstand von rund 7.400 Indexpunkten zum Redaktionsschluss dieses Kapitalmarktausblicks als zu konservativ erwiesen hat.
An den Rentenmärkten hatten wir einen zwischenzeitlichen Zinsanstieg in der ersten Jahreshälfte 2012 und ein allmähliches Abbröckeln der Zinsen in der zweiten Jahreshälfte erwartet. In der Summe sollten die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen in den USA und Deutschland im Jahresverlauf leicht ansteigen. De facto lagen die Renditen zehnjähriger US-Papiere und zehnjähriger Bunds zum Jahresende deutlich unter den Vorjahreswerten und rund einen Prozentpunkt unter unserer Prognose.
Schwerlich vorzustellen ist heute die Euro-Hysterie vor einem Jahr, als vielfach Prognosen herumgereicht wurden, dass die Eurozone schnell auseinanderbrechen würde (und solle). Wir hatten uns in diesen Kanon nicht eingereiht. Für uns waren im Kapitalmarktausblick 2012 drei Dinge klar. Erstens: Die Eurozone wird in 2012 in ihrer Form bestehen bleiben. Ein erneuter Test des Zusammenhalts ist in 2012 wahrscheinlich, die Eurozone wird ihn aber bestehen.
Zweitens: Die europäische Wirtschaftspolitik hat genügend ungenutzte Optionen zur Verteidigung. Insbesondere die EZB wird ihre Scheu, als Feuerwehr aufzutreten, ablegen. Und drittens: Der Euro wird von nahe 1,35 auf 1,25 USD je Euro abwerten, um der gesamten Eurozone etwas mehr Wettbewerbsfähigkeit zu verschaffen. Diese Prognosen sind im Kern eingetreten.
Auf der Rohstoffseite hatten wir ein freundliches Jahr erwartet. Den DJUBS Rohstoffindex hatten wir rund 10% höher erwartet. Wir hatten zwar nur ein unterdurchschnittliches Weltwirtschaftswachstum und weitgehend uninspirierende Fundamentaldaten gesehen, hatten aber mit dem Argument einer weiteren quantitativen Lockerung der Zentralbanken (die dann auch gekommen ist) einen gemeinsamen Bullmarkt mit Aktien gesehen. Die Rohstoffe konnten aber mit den Aktien im Jahr 2012 nicht mithalten. Der Hauptgrund war, dass das Wirtschaftswachstum in China enttäuschte und insbesondere die Metalle sich kaum von den Produktionskosten nach oben abstoßen konnten.
Prognosen 2013
Selten einmal gab es ein Jahresende, an dem so wenig klare Bewegungen für das nächste Jahr absehbar waren. Dies gilt für die Aktien-, Rohstoff-, Währungs- und Rentenmärkte. Unser Basisszenario ist eine moderat positive Konjunkturentwicklung, etwas besser als in diesem Jahr. Es sieht so aus, dass in keinem der großen Weltwirtschaftsblöcke wirklich eine restriktivere Fiskalpolitik angedacht ist. In den USA ist nach unserer Ansicht kein ernsthafter Wille zur Konsolidierung des Haushaltsdefizits zu erkennen.
Die politischen Parteien werden am Ende eine Verhandlungslösung für die Fiskalklippe und die Schuldenobergrenze finden. In Japan wird es wahrscheinlich einen Regierungswechsel geben, in China hat dieser bereits stattgefunden.
In beiden Ländern ist keine Kursänderung der moderat expansiven Fiskalpolitik wahrscheinlich. Und in Europa dürfte vor allem der "Sparwille" von Spanien und Frankreich noch einmal von den Bondmärkten getestet werden. Zu viel mehr als einer Eurokrise light wird es wohl eingedenk der weltweit expansiven Geldpolitiken nicht kommen. Die Zentralbanken in den USA, Euroland und Japan werden den Zins am kurzen Ende nahe Null belassen und nach wie vor durch Direktkäufe oder indirekt über das Geschäftsbankensystem den Zins am langen Ende versuchen zu kontrollieren.
Im Jahr 2013 dürfte das noch einmal gutgehen. Langfristig besteht die Gefahr, dass die Inflationserwartungen außer Kontrolle geraten, wenn die Bondmärkte, wie bereits in den europäischen Peripherieländern geschehen, die Refinanzierungsfähigkeit von Defizitstaaten anzweifeln. Irgendwann wird sich die Geldpolitik in den USA eingestehen müssen, dass sie keine nachhaltigen Wachstumseffekte generieren kann. Die großen Volkswirtschaften haben so viele strukturelle Probleme (u. a. Überschuldung, Deleveraging, Einkommensungleichheiten), dass eine Rückkehr zu den Wachstumsraten der Boomjahre 2003 bis 2007 eine Illusion ist. Für 2013 prognostizieren wir in der Gesamtschau mit 3,2% ein etwas höheres Weltwirtschaftswachstum als in 2012 (2,8%).
Den kompletten Kapitalmarkt Ausblick 2013 können Sie hier downloaden.
© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 03.12.2012