Edelmetalle Aktuell

In den vergangenen Tagen gab es endlich einmal keine neuen Hiobsbotschaften aus der südafrikanischen Platinindustrie. Allerdings hielt dies die Notierung nicht davon ab, im Gleichschritt mit Gold zu marschieren und so weitere Kursgewinne zu verbuchen. Bis heute Morgen stieg die Notierung auf fast 1.480,- $ je Unze an und war damit keine sechs Dollars mehr entfernt von dem Allzeithoch, das im November zunächst zu Beginn des Monats und dann noch einmal kurz vor seinem Ende erreicht worden war.
Die Hoffnung auf eine weiche Landung der Weltwirtschaft nach den verschiedenen Maßnahmen der Notenbanken dürfte den einen oder anderen Spekulanten bewogen haben, sich das weiße Metall wieder ins Depot zu legen. Davon abgesehen gab es aber auch eine spürbare Nachfragebelebung durch industrielle Endverbraucher.
Diese dürfte aller Voraussicht nach in der nächsten Woche erst einmal nachlassen und entsprechend rechnen wir nicht damit, dass die Marke von 1.500,- $ je Unze kurzfristig noch überschritten wird. Auf der anderen Seite dürfte es aber ebenso wenig zu einem raschen Test der Marke von 1.450,- $ je Unze kommen, die aktuell auf der unteren Seite einen entscheidenden Chartpunkt darstellt. Sollte sich die Platinnotierung aber wider Erwarten doch in tiefere Gefilde bewegen, empfehlen wir industriellen Endverbrauchern weiter dringend, über Kurssicherungsgeschäfte nachzudenken. Dass Termingeschäfte im Moment durch die gestiegenen Platinzinsen praktisch keinen Aufschlag mehr haben bzw. es bei langen Laufzeiten von einem Jahr und mehr sogar zu Abschlägen kommt, macht für industrielle Endverbraucher den insgesamt hohen Kassapreis beim Absichern etwas erträglicher.
Die Kursentwicklung in dieser Woche blendete zwei auf den ersten Blick eher negative Nachrichten völlig aus. Zum Einen wurde aus Südafrika gemeldet, dass sich der drittgrößte Platinproduzent, Lonmin, mit der Gewerkschaft Solidarity rückwirkend zum 1. Oktober auf eine Lohnerhöhung um neun Prozent geeinigt habe und dass so ein Streik vermieden
worden sei.
Eine andere Meldung sorgte in dieser Woche für noch mehr Aufmerksamkeit. So berichtete das World Gold Council, dass man mit der amerikanischen Firma Nanostellar eine Partnerschaft eingegangen sei, um in Zukunft Gold als weiteres Metall zur Verwendung in Autokatalysatoren zu platzieren. Unsere eigenen Katalysator-Experten bestätigen, dass Gold in der Tat in Verbindung mit Platin und Palladium zum Beispiel in Diesel-Katalysatoren eingesetzt werden könnte und dass bereits praktische Versuche in der Industrie laufen würden. Allerdings müsse die Technologie zunächst noch ihre Haltbarkeit unter Beweis stellen.
Der unmittelbare Einfluss dieser Meldung auf den Platin- oder auch den Goldpreis war allerdings gering und so wird es auch aller Voraussicht nach auch in Zukunft bleiben. Wenn sich nämlich tatsächlich einmal Gold in Autokatalysatoren wieder finden sollte, dürfte der Betrag nicht mehr als eine sehr niedrige zweistellige Anzahl von Tonnen ausmachen. Bezogen auf das alljährliche Angebot auf dem Goldmarkt würde dies eine Menge von weit unter einem Prozent ausmachen, eine echter Hoffnungsträger für industrielle Anwendungen von Gold hätte wohl anders auszusehen. Etwas kritischer wäre eine solche Entwicklung schon eher für den fast zwanzigmal kleineren Platinmarkt, aber auch hier gilt, dass z.B. schon zwei neue Anlagen zur Gasverflüssigung die Hälfte des freiwerdenden Metalls abschöpfen würden.
Palladium
Von Gold eines Tages abgelöst zu werden, darum muss sich das weniger als halb so teure Palladium in absehbarer Zeit keine Sorgen machen. In dieser Woche gab es bei dem weißen Metal kaum Veränderungen, es handelte trotz einer gestiegenen Nachfrage aus ganz verschiedenen Branchen in einer extrem engen Spanne zwischen 342 $ und 348,- $ je Unze. Angesichts der bevorstehenden Feiertage wird sich an dieser Entwicklung kurzfristig nicht viel ändern.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Keine Änderung der Situation ergab sich im vergangenen Tagen auch beim Rhodium. Das Metall handelte weiter auf hohem Niveau um die Marke von 6.800,- $ je Unze herum. Dabei hielt die industrielle Nachfrage sowohl aus Asien, wie auch aus Europa weiter an. Die Käufer kamen dabei aus ganz unterschiedlichen Branchen. Für die nächsten Tage erwarten wir auf dem Rhodiummarkt keine Entspannung und mittelfristig rechnen wir weiter damit, dass der Preis für das seltene Metall auf über 7.000,- $ je Unze steigen kann .
Kurzfristig wenig positiv zeigt dagegen die Lage beim Ruthenium. Hier herrscht noch immer Abgabedruck vor und im Verlauf der Woche fiel die Notierung auf 365,- $ zu 435,- $ je Unze. Völlig ruhig präsentierte sich einmal mehr das Iridium, das in dieser Woche praktisch unverändert bei 420 $ zu 450,- $ je Unze lag.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH