Das umstrittene Bioethanolmandat in den USA


Der Druck auf die US-Regierung und die EPA ist im Zuge der Dürre im Mittleren Westen und die daraus resultierende knappere Maisernte stark gestiegen. Die Gouverneure aus den Viehzuchtstaaten Arkansas, Delaware, Maryland, North Carolina und Georgia haben aus Sorge vor steigenden Kosten der Mastbetriebe und höheren Fleischpreisen die US-Regierung aufgefordert zu intervenieren. Auch 25 Senatoren und 156 Abgeordnete beider Parteien haben mit einem offenen Brief die Leiterin der EPA aufgefordert die Mindestvorgaben für 2012 zu senken. Denn die Ethanolnachfrage nach Mais ist die größte Nachfragekomponente, nachdem die Produktion durch Subventionen in den letzten 7 Jahren stark zugenommen hat (siehe Grafik 4).
Um das für 2015 geplante und endgültige Produktionsziel von 15 Mrd. Gallonen Ethanol aus Mais zu erreichen, würde beim derzeitigen Effizienzgrad von ungfähr 2,75 Gallonen je Scheffel der Bedarf bei etwa 5,4 Mrd. Scheffel Mais liegen.
Die Konsequenz einer Mandatslockerung oder –aufhebung wäre ein erheblicher Preisdruck. So errechnete die Purdue University unter Berücksichtigung, dass ein Großteil der vorhandenen RIN aus dem Vorjahr eingesetzt wird bei einer Reduzierung des Mandats um knapp 3 Mrd. Gallonen eine Preissenkung von gut 1 USD je Scheffel gegenüber der Referenzsituation. Eine Reduktion um 6 Mrd. Gallonen hätte sogar einen um 1,30 USD geringeren Preis zur Folge.
Die Ergebnisse anderer Studien zeigen ähnliche Konsequenzen. Bruce Babcock, Professor an der Iowa State University, glaubt auch, dass ein Teilerlass des Mandats eine negative Auswirkung auf den Preis hätte. Allerdings sei er ab einen bestimmten Punkt wirkungslos, da die Ethanolnachfrage zu unflexibel und der Treibstoffmarkt mittlerweile von Ethanol abhängig sei.
Bisher hat die US-Regierung lediglich Viehzüchtern Stützungskäufe im Wert von 160 Mio. Dollar zugesichert und angekündigt, sich über weitere Schritte mit der EPA und dem USDA zu beraten. Die Chancen einer Senkung des Ethanolmandates erachten wir dagegen als gering. Durch den Wegfall der Ethanolsubventionen aus Mais Ende 2011 ist die Ethanolproduktion schon vor dem Anstieg der Maispreise leicht zurückgegangen. Die neuesten Produktionszahlen und die Einschätzung des USDA zeigen auch, dass die Ethanolproduktion aufgrund des knappen Maisangebots bereits eingeschränkt wird.
Das USDA geht mittlerweile davon aus, dass die Maisnachfrage zur Ethanolproduktion im Erntejahr 2012/13 nur noch bei 4,5 Mrd Scheffel liegen wird, nach 5 Mrd. Scheffel im Erntejahr 2011/12. Zudem gab es bekannt, dass sich seiner Einschätzung nach der Ethanolmarkt angesichts der hohen Preise genau richtig verhält. US-Präsident Obama gilt außerdem als großer Befürworter des Renewable Fuel Standard und ein abrupter Meinungswechsel könnte daher negative Folgen für den Wahlkampf haben. Hinzu kommt, dass eine Senkung des Ethanolmandates vermutlich einen starken Rückgang des Maispreises zur Folge hätte, mit entsprechend negativen Folgen für die Einkommen der Landwirte.
Zudem könnte sich dies negativ auf die Anbaupläne in der Folgeperiode auswirken und somit die Ernteerwartung im nächsten Jahr schmälern. Außerdem sorgt der Anstieg des Rohölpreises für den Anreiz, auch ohne Mandat, das noch günstigere Ethanol herzustellen. Da darüber hinaus noch Spielraum für Einsparungen über die RINs besteht, wird die EPA vorraussichtlich nicht von den bisherigen Forderungen von 13,2 Mrd. Gallonen abweichen. Auch erachten wir es als eher unwahrscheinlich, dass dieEPA im November das Mandat von 13,8 Mrd. Gallonen für 2013 senken wird.

Auf einen Blick


