Dürre in den USA lässt Agrarpreise kräftig steigen

In Australien ist laut dem staatlichen Analyseinstitut ABARES aufgrund einer geringeren Fläche sowie einer Rückkehr zu durchschnittlichen Erträgen mit einer Weizenernte 2012/13 von 24 Mio. Tonnen zu rechnen nach rekordhohen 29,5 Mio. Tonnen 2011/12. Etabliert sich in den nächsten Monaten eine El-Niño-Situation, könnte dies mit erhöhter Trockenheit in wichtigen australischen Weizenanbaugebieten einhergehen und die Aussichten trüben. In Kanada soll die Weizenernte dank guter Bedingungen dagegen um gut eine Million auf 26,6 Mio. Tonnen steigen. Alles in allem dürften die bisherigen Prognosen von USDA und Internationalem Getreiderat für die weltweite Produktion allerdings noch zu optimistisch sein.
Angesichts der Abwärtsrisiken für die Ernten in vielen wichtigen Produzentenländern, der Aussicht auf ein beträchtliches globales Angebotsdefizit und der deutlichen Verteuerung des Konkurrenzproduktes Mais dürften sich die Weizenpreise auf einem höheren Niveau etablieren. Wir rechnen mit einem durchschnittlichen Weizenpreis von 8,8 USD je Scheffel (CBOT) bzw. 255 EUR je Tonne (MATIF) im zweiten Halbjahr. Im Jahr 2013 gehen wir von einer Marktberuhigung aus. Die Preise dürften auf durchschnittlich 7,7 USD je Scheffel bzw. 230 EUR je Tonne nachgeben. Sollte die Dürre in den USA, Osteuropa und Kasachstan noch länger anhalten, wäre die Aussaat von Winterweizen im Herbst betroffen und damit auch die Ernte im kommenden Jahr. In diesem Fall würde der Weizenpreis noch für längere Zeit hoch bleiben.

Mais
Der Maispreis ist seit Ende Juni um mehr 50% gestiegen. Der meistgehandelte Terminkontrakt an der CBOT hat mit 8 USD je Scheffel das Rekordhoch von Juni 2011 erreicht. Der Preisanstieg ist auf die deutliche Eintrübung der Ernteaussichten im weltgrößten Produzenten- und Exportland USA zurückzuführen. Die anhaltende Trockenheit im Mittleren Westen der USA hinterlässt deutliche Spuren. Mitte Juli lag der Anteil der US-Maispflanzen mit guter oder sehr guter Qualität nur noch bei 31% und damit so niedrig wie zuletzt im Dürrejahr 1988 (Grafik 4).
Das USDA musste daraufhin seine Schätzung für den Flächenertrag um 20 auf 146 Scheffel je Morgen senken. Die US-Maisernte in diesem Jahr soll sich infolge dessen auf nur noch 12,97 Mrd. Scheffel bzw. 329,45 Mio. Tonnen belaufen, 12% niedriger als bislang erwartet.
Bedenkt man, dass der Flächenertrag 1988 ca. 35 Scheffel je Morgen unter dem damaligen langjährigen Durchschnitt lag, dürfte die jüngste Abwärtsrevision des USDA noch nicht die letzte gewesen sein, selbst wenn die Maispflanzen aufgrund der Genveränderung resistenter sein dürften als vor 24 Jahren. Eine nochmalige Senkung des Flächenertrages um 10 Scheffel je Morgen ist realistisch. Zudem dürfte es Abstriche bei der abgeernteten Fläche geben. In seinem Juli-Bericht hatte das USDA die Schätzung für die abgeerntete Fläche auf 88,9 Mio. Morgen gesenkt, obwohl die bestellte Fläche auf ein 75-Jahreshoch von 96,4 Mio. Morgen ausgeweitet wurde.
Je länger die Dürre anhält, desto größer ist das Risiko, dass es zu irreversiblen Schäden an den Maispflanzen kommt. Bei einem Flächenertrag von 135 Scheffel je Morgen und einem Abschlag von 10% gegenüber der bestellten Fläche würde eine Erntemenge von 11,7 Mrd. Scheffel bzw. 297 Mio. Tonnen resultieren.
Das USDA hat wegen der niedrigeren US-Ernte seine Schätzung für den globalen Angebotsüberschuss im Erntejahr 2012/13 auf nur noch 5 Mio. Tonnen reduziert, was einer Abwärtsrevision um 21 Mio. Tonnen gegenüber der bisherigen Prognose entspricht. Auch der Lageraufbau fällt deutlich geringer aus als bislang erwartet. Die US-Maisvorräte sollen am Ende des Erntejahres 30 Mio. Tonnen betragen und nicht 48 Mio. Tonnen wie in der bisherigen Schätzung (Grafik 5). Der deutlich gestiegene Preis dürfte zwar Bremsspuren bei der Nachfrage hinterlassen. Da sich Weizen und Sojabohnen ebenfalls spürbar verteuert haben, sind die Substitutionsmöglichkeiten allerdings begrenzt, so dass die Nachfrage weniger stark nach unten revidiert werden dürfte als das Angebot.
Bei einer weiteren Abwärtsrevision der US-Ernteschätzung - die pessimistischsten Schätzungen gehen mittlerweile sogar von einer Erntemenge von weniger als 11,5 Mrd. Scheffel aus - könnte anstelle des bislang erwarteten globalen Angebotsüberschusses sogar ein Defizit auftreten. In diesem Falle wäre mit einem Abbau der bereits auf einem 15-Jahrestief liegenden US-Lagerbestände zu rechnen. Wir gehen daher von einem dauerhaft höheren Preisniveau von durchschnittlich 7,8 USD je Scheffel in der zweiten Jahreshälfte aus. Erst im Frühjahr 2013 dürfte sich der Markt mit der Ernte in Südamerika wieder leicht entspannen. Für 2013 rechnen wir mit einem Durchschnittspreis von 6,8 USD je Scheffel.
