Edelmetalle Aktuell

Der Platinpreis stieg in dieser Woche auf das höchste Niveau seit Ende November, nachdem bekannt wurde, dass die Zürcher Kantonalbank und die in London beheimatete Firma ETF Securities Exchange Traded Funds (ETFs) auf Platin, Palladium und Silber an die jeweiligen Börsen bringen wollen.
Die ZKB verwies auf das bereits jetzt sehr große Interesse an den neuen Produkten hin. Außerdem teilte sie in diesem Zusammenhang mit, dass sie sich für die, für das erste Jahr geplanten Verkäufe bereits die notwendige Metallliquidität besorgt habe, vermutlich in Form von vorerst geliehenem Metall. Trotzdem reagierten die Platinzinsen in den letzten 24 Stunden mit einem Anstieg und die Leiheraten für ein Jahr entsprechen nun wieder in etwa den Dollarzinsen.
Während die 70.000 Unzen, die sich die ZKB für das erste Jahr als Verkaufsziel gesetzt hatte, vom Markt sicherlich ohne größere Probleme hätten verkraftet werden können, ist die beabsichtigte Verdoppelung der Absatzmenge durch das englische Produkt vom Markt sicher nicht mehr so leicht zu verdauen. Die kombinierten Verkaufsziele entsprechen über zwei Prozent einer Weltjahresproduktion und das in einem Markt, der ohnehin schon fundamental sehr angespannt ist. In nächster Zeit muss nun sehr stark auf Anzeichen geachtet werden, die darauf hindeuten könnten, dass es auch noch in den Vereinigten Staaten zur Börseneinführung eines vergleichbaren Produktes kommt. In einem solchen Fall wären dramatische Auswirkungen auf den Platinpreis und die -zinsen nicht auszuschließen. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass die ETFs auf Gold und Silber jeweils ein Absatzvolumen von ca. 20 Prozent einer Weltjahresproduktion erreicht haben. Und anders, als bei diesen beiden Metallen gibt es beim Platin keine größeren Metallvorräte in den Tresoren der Banken.
Dies ist vermutlich auch einer der Hauptgründe, warum die beiden weltgrößten Platinproduzenten in dieser Woche - und das nicht zum ersten Mal - ihre Ablehnung eines Platin-ETFs kundgetan haben. Anglo Platinum sagte hierzu, dass ein solches Produkt den Preis weiter beflügeln würde und damit einen negativen Einfluss auf die Schmucknachfrage hätte. Bei solchen Äußerungen haben die Produzenten sicherlich das Schicksal des Palladiums im Auge, bei dem es nach dem Anstieg auf ein Allzeithoch von 1.100 $ je Unze im Jahr 2001 umfangreiche Substitutionsbemühungen gab, die das Metall zumindest in der Elektronikindustrie zeitweise weitgehend verdrängten und den Preis deutlich einbrechen ließen.
Die ZKB antwortete auf diese Einwendungen, dass man mit der Emission eines ETFs nur auf die Bedürfnisse der Investoren reagiere, die sich auch Produkte wünschen würden, die eine physische Auslieferung des jeweiligen Metalls ermögliche.
Im letzten November hatten Gerüchte über die Ausgabe eines Platin-ETFs in den USA den Preis bereits einmal auf ein Rekordniveau von 1.400 $ je Unze getrieben. Und auch diesmal steigt schon seit Wochen das spekulative Interesse: Die jüngsten Daten der Börsenaufsicht in New York zeigen, das Hedge-Fonds ihre Pluspositionen in der vergangenen Woche auf das höchste Niveau seit Anfang 2006 ausgebaut haben.
Aktuell notiert das Platin bei 1.315 $ je Unze und wir können nicht ausschließen, dass es anfänglich bis auf 1.350 $ je Unze ansteigt. Darüber bildet dann die Marke von 1.400 $, das Allzeithoch vom vergangenen November, die nächste wichtige Marke. Alles in allem scheint die Notierung aktuell sehr gut unterstützt zu sein und industrielle Endverbraucher sollten deshalb jeden größeren Rückschlag dazu nutzen, sich, was die Preise betrifft, zum Beispiel durch Termingeschäfte abzusichern.
Norilsk Nickel, Russlands größter Produzent von Platinmetallen, teilte am vergangenen Montag mit, dass alle Platin- und Rhodiumlieferkontrakte erfüllen werden sollen, auch wenn die Firma aktuell keine Exportlizenz für 2007 habe. Russland hatte zwar die Exportquoten für Edelmetalle im Januar aufgehoben, allerdings müssen die Exporteure noch immer eine Lizenz des Wirtschaftsministeriums vorweisen. Norilsk verfügt aktuell über keine Lizenzen für die beiden oben genannten Metalle. Das ist sicher ein Grund dafür, warum die Preise für Platin und Rhodium aktuell so fest sind. Für Palladium hat Norilsk eine Zehnjahresquote, die bis zum Jahr 2008 gültig ist. Die Firma teilte deshalb mit, dass man zumindest beim Palladium keine Schwierigkeiten mit den Exporten erwarte. Der Antrag auf eine Exportlizenz liege derzeit aber beim zuständigen Ministerium, man hoffe deshalb noch immer auf eine rasche Lösung der Probleme.
Palladium
Nach dem jüngsten Ausbruch des Palladiumpreises aus der Monate alten Handelsspanne, legte die Notierung zuletzt deutlich zu. Noch am vergangenen Freitag erreichte das Metall im US-Markt einen Wert von 375 $ je Unze. Am Montagmorgen in Japan stieg der Preis dann sogar noch höher auf 377 $ je Unze an. Dieser Phase mit relativ hohen Notierungen folgte zunächst eine Seitwärtsbewegung, die am Dienstag dann auch den Tiefstkurs der Woche bei 369 $ je Unze brachte.
Der Markt drehte dann wieder, als den Händlern klar wurde, dass es nicht nur Pläne für ein Platin-ETF gibt, sondern, dass auch für das Palladium ein solches Produkt angeboten werden solle. Die ZKB rechnet bei diesem Metall im ersten Jahr mit einem Absatz von sogar 200.000 Unzen.
Dieser Umstand, sowie die Tatsache, dass der Platinpreis mit Leichtigkeit über die Marke von 1.300 $ je Unze sprang, sorgte für einen Anstieg der Palladiumnotierung auf 381,25 $ je Unze und damit auf das höchste Niveau seit Mai 2006. Seinerzeit war der Wert des weißen Metalls auf 407 $ ja Unze geklettert und dieses Niveau bildet nun auch in der jetzigen Situation das große Kursziel.
Trotz des Preisanstiegs und des drohenden ETFs haben die Palladiumzinsen nicht weiter reagiert, dies ist auch ein Zeichen, dass es beim Palladium, anders als bei seinem Schwestermetall Platin, noch größere Metallvorräte gibt.
Rhodium
Bei Rhodium kam in dieser Woche leichter Verkaufsdruck auf. Von dem 17-Jahreshoch, das es noch in der letzten Woche mit 6.500 $ erreicht hatte, fiel es auf 6.425 $ je Unze zurück. Wir sehen den Rückgang aber nicht als Beginn einer Trendwende an und empfehlen industriellen Endverbrauchern weiter, Rückschläge für Terminkäufe zu nutzen.
Händler versuchen noch immer Ruthenium zu verkaufen, aber zum ersten Mal seit Wochen gibt es erste Anzeichen für eine wieder ansteigende Nachfrage aus der Industrie. Möglicherweise findet die Notierung deshalb auf dem aktuellen Niveau von 525-625 $ einen Boden. Iridium notiert nahezu unverändert bei 420-460 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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