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Unterschiedliche Tendenzen bei Angebot und Preisen

16.11.2011  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Auf der Importseite blieben Chinas Sojabohnenimporte im vergangenen Erntejahr zwar unter dem zunächst erwarteten Niveau, dennoch entwickelt sich die Nachfrage Chinas weiter recht dynamisch: 2011/12 dürften die chinesischen Sojabohnenimporte laut aktueller USDA-Schätzung um weitere 4,2 Mio. auf ein neues Rekordniveau 56,5 Mio. Tonnen steigen. Allerdings wird ein zunehmender Teil der Nachfrage aus Südamerika bedient.

Angesichts der niedrigen Lagerbestände, möglicher Flächenkürzungen zugunsten profitablerer Nutzpflanzen wie Mais, des steigenden Bedarfs zur Herstellung von Biodiesel und der robusten Importnachfrage aus China sollten die an der CBOT gehandelten Sojabohnenpreise ihre aktuelle Schwäche schnell überwinden. Wir rechnen mit einem durchschnittlichen Sojabohnenpreis von 1.400 US-Cents je Pfund im kommenden Jahr.


Baumwolle

Bereits seit September schwankt der Baumwollpreis um die Marke von 100 US- Cents je Pfund. Die wieder erstarkte Unsicherheit über den weiteren Fortgang der Staatschuldenkrise im Euroraum hat auch hier ihre Spuren hinterlassen. Optimistisch in die nähere Zukunft dürfte aber Indien blicken: Starker Regen dürfte die Ernte Pakistans empfindlich beeinträchtigt haben, was höhere Importe, insbesondere aus dem Nachbarland Indien nach sich ziehen dürfte. China und Pakistan sind mit etwa 80% der Handelsmenge die Hauptabnehmer indischer Baumwolle.

In der vergangenen Saison waren die indischen Exporte um über 18% rückläufig gewesen, wozu eine politisch verordnete Exportobergrenze beitrug, mit der die heimische Preisentwicklung gebremst werden sollte. In der laufenden Saison dagegen wird eine Rekordernte von knapp 6 Mio. Tonnen erwartet, nachdem die Fläche um 9% ausgedehnt worden war. Inzwischen wird in Indien fast vollständig genveränderte Baumwolle angebaut.

In den USA ist inzwischen über die Hälfte der Ernte eingebracht. Menge und Qualität haben unter der ungünstigen Witterung gelitten, insbesondere unter der Dürre in Texas und Oklahoma. Insofern werden die Effekte der angesichts der hohen Preise im Frühjahr um ein Drittel ausgedehnten Fläche nicht zum Tragen kommen, da die tatsächlich zur Ernte kommenden Flächen sogar geringer als im Vorjahr ausfallen und zudem die Erträge hinter den Erwartungen zurückbleiben dürften (Grafik 8).

Bei der Produktionsmenge erwartet das USDA mittlerweile einen Rückgang um 10% gegenüber dem Vorjahr auf 3,55 Mio. Tonnen. Besonders stark abwärts, möglicherweise um über 20%, dürfte es daher für die US-Exporte gehen, wovon insbesondere Australien und Brasilien als alternative Anbieter profitieren dürften.

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China ist auch am Baumwollmarkt eine marktbestimmende Größe. In der letzten Saison waren die Importe um 10% auf 2,6 Mio. Tonnen gestiegen, fast die Hälfte davon stammte aus den USA, für die laufende Saison wird sogar ein noch höheres Importwachstum prognostiziert. Die chinesischen Baumwollimporte sind im Oktober um 163% gegenüber dem Vorjahr auf 252.300 Tonnen gestiegen.

Für November und Dezember könnten die Baumwollimporte Chinas Marktbeobachtern zufolge sogar 300 Tsd. Tonnen erreichen. Das niedrigere Weltmarktpreisniveau lockt offensichtlich Käufer an. Seit September kaufen staatliche Stellen in China Baumwolle von den heimischen Produzenten zu Preisen von umgerechnet 140 US-Cents je Pfund auf, was ein Absinken der inländischen Preise verhindert und somit Anreize zu Importen setzt.

Dagegen dürfte die Inlandsnachfrage in China allenfalls stagnieren. Die heimische Produktion soll erstmals seit Jahren wieder steigen, dient aber vorrangig dem Aufbau der staatlichen Reserven. Die Spitzenpreise vom Winter 2010/11 gehören aber auch in China der Vergangenheit an. In den ersten acht Monaten des Jahres konnten die chinesischen Textilexporte zwar insgesamt um 27% gegenüber dem Vorjahr. gesteigert werden Das stützt auch die Nachfrage nach Baumwolle.

Allerdings hält auch in China der Trend zu künstlichen Fasern an. Das USDA zeigt sich nach zwischenzeitlichen Abwärtsrevisionen inzwischen wieder ähnlich optimistisch für das weltweite Angebot in 2011/12 wie in seiner ersten Schätzung vom Mai. Das USDA erwartet ein Plus gegenüber der Vorsaison von etwa 8% auf etwa 27 Mio. Tonnen und ist damit einer Meinung mit dem International Cotton Advisory Committee. Dagegen soll die globale Nachfrage nach mehreren Abwärtsrevisionen inzwischen nur noch stagnieren. Dies lässt den erwarteten Angebotsüberschuss auf 2,1 Mio. Tonnen steigen (Grafik 9).

Das weltweite Verhältnis von Lagerbeständen zum Verbrauch soll dadurch Ende 2011/12 um 6 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorsaison auf 36% zulegen. Allerdings bleibt zu beachten, dass ein Viertel der Weltreserven von China gehalten werden und somit dem Markt nicht zur Verfügung stehen. Aber auch in den USA soll das Lager-Verbrauchs-Verhältnis um 11 Prozentpunkte auf 25% steigen, so dass sich die Angebotslage derzeit wesentlich entspannter darstellt als noch vor einem Jahr.

Das Potenzial für Preissteigerungen sollte daher begrenzt sein. Die Baumwoll-Terminkurve zeigt die Erwartung des Marktes, dass sich die Preise auf absehbare Zeit nicht wesentlich vom derzeitigen Niveau knapp unterhalb von 100 Cents je Pfund werden lösen können. Die rege Importnachfrage Chinas dürfte ein weiteres Absinken der Preise verhindern und eine moderate Preiserholung begünstigen. Das niedrigere Preisniveau könnte zu einer Kürzung der Anbaufläche im kommenden Frühjahr führen, weil andere Agrarrohstoffe wie Mais und Sojabohnen höhere Erträge versprechen. Wir rechnen daher mit einer baldigen Rückkehr der Preise über die Marke von 100 US-Cents je Pfund und mit einem Durchschnittspreis von 110 US-Cents je Pfund im kommenden Jahr.

Auf einen Blick

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