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Unterschiedliche Tendenzen bei Angebot und Preisen

16.11.2011  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Mais

Anders als am Weizenmarkt hat sich die Lage auf den internationalen Maismärkten nicht entspannt. Als Produzent von etwa 40% der Weltproduktion und mit Abstand wichtigstem Exporteur richtet sich das Hauptaugenmerk naturgemäß auf die USA. Und dort mussten über die letzten Monate die Erwartungen an die Ernte 2011/12 erheblich nach unten geschraubt werden. In der aktuellen USDA-Schätzung vom November ist die Ernteschätzung auf knapp 313 Mio. Tonnen bei einem Ertrag von 146,7 Scheffel je Morgen zusammengeschmolzen. Das sind 30 Mio. Tonnen bzw. 12 Scheffel je Morgen weniger als bei der ersten Schätzung im Mai 2011 Trotz einer Flächenausdehnung um 4% ist damit die Produktion leicht rückläufig.

Zwar wurden die US-Anfangsbestände für das laufende Erntejahr im Oktober um 5 Mio. auf 28,7 Mio. Tonnen nach oben korrigiert. Die erwarteten Endbestände wurden entsprechend ebenfalls auf 21,5 Mio. Tonnen erhöht. Das Lager-Verbrauchs-Verhältnis wird dennoch auf unter 7% und damit auf ein 6-Jahrestief absinken. Angesichts der enttäuschenden Produktion, des steigenden Inlandsverbrauchs - nicht zuletzt zur Ethanolproduktion (Grafik 4) - und stärkerer internationaler Konkurrenz soll der Anteil der USA an den weltweiten Gesamtexporten erstmals seit 40 Jahren auf unter 50% absinken und auch absolut auf dem niedrigsten Niveau seit 2002/03 zu liegen kommen.

Negative Nachrichten kommen auch aus Mexiko. Das Land, das zu den großen Maisimporteuren gehört, musste die Prognose für die eigene Ernte deutlich senken, nachdem zunächst Frost, später Dürre den Pflanzen zu schaffen machte. Von den zunächst erwarteten 23-24 Mio. Tonnen dürften sich nur 20 Mio. realisieren lassen. In anderen wichtigen Anbauländern kann die Produktion gegenüber dem Vorjahr dagegen steigen, so dass die Weltproduktion um 10% auf knapp 860 Mio. Tonnen steigen soll.

Alleine in der Ukraine wurde in den letzten Monaten die erwartete Produktion so erheblich nach oben korrigiert, dass sich ein Anstieg gegenüber dem - allerdings schlechten – Vorjahr um etwa 10 Mio. Tonnen auf 21-23 Mio. Tonnen ergibt. 12 Mio. Tonnen davon könnten in den Export gehen. Neben der Ukraine dürfte auch Argentinien eine zunehmend größere Rolle als Lieferant am Weltmarkt spielen. In beiden Länder waren in den letzten Jahren die Maisflächen erheblich ausgeweitet worden: Seit 2005 ist die Maisfläche in Argentinien um 48% und in der Ukraine um 111% gestiegen. Auch in China und Brasilien wurde die Produktionserwartung für 2011/12 nach oben korrigiert.

Da allerdings die weltweite Nachfrage weiter wächst, dürfte am Weltmarkt ein Defizit in Höhe von etwa 7 Mio. Tonnen resultieren, das die weltweiten Reserven in Relation zum Verbrauch mit 14% auf ein Niveau absinken lässt, wie es zuletzt in den 70er Jahren zu sehen war (Grafik 5). Ein Großteil des Mais wird als Tierfutter verbraucht, doch inzwischen beansprucht auch die Ethanolproduktion einen bedeutenden Teil der Ernte, insbesondere in den USA mit 40%. Gegenüber dem Vorjahr dürfte dort allerdings der Verbrauch zur Energiegewinnung stagnieren. Das ändert nichts an der seit einigen Jahren stark veränderten Verbrauchsstruktur, denn noch 2005 lag der Anteil der in die Ethanolproduktion gehenden US-Produktion bei nur 15%.

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Im Juli und August ließ die anhaltende Verknappung des Angebots die Preise an der Börse in Chicago auf knapp 760 US-Cents je Scheffel und damit fast wieder auf das rekordhohe Niveau vom Frühjahr steigen. Dass die Preise inzwischen deutlich gefallen sind, ist vor allem auf die Eintrübung der Konjunkturaussichten zurückzuführen. Da sich an der knappen Angebotssituation nichts geändert hat, dürften die Preise wieder auf ein etwas höheres Niveau zurückfinden. Wir rechnen mit einem durchschnittlichen Maispreis von 730 US-Cents je Pfund im kommenden Jahr.


Sojabohnen

In den USA enttäuscht bei der laufenden Ernte nicht nur Mais, sondern auch die Sojabohnenmenge. Zwar wurde im letzten Herbst 3% weniger Fläche mit Sojabohnen bebaut, doch dürften niedrigere Flächenerträge zu einem Rückgang der Produktion um 8% auf 83,3 Mio. Tonnen führen. 2009/10 wurde mit 91,4 Mio. Tonnen die bisherige Rekordernte eingefahren. Inzwischen steigt der Optimismus für die im Frühjahr zur Ernte anstehende Produktion in Südamerika. Denn der lange ersehnte Regen hat sich nun doch in wichtigen Anbaugebieten eingestellt. Derzeit hat in Brasilien auf etwa der Hälfte der erwarteten Anbaufläche die Aussaat stattgefunden. Ob die Produktion gegenüber dem Vorjahr in Brasilien um knapp 4 Mio. Tonnen sinkt, wie es die Prognoseeinheit Conab des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums annimmt, bleibt abzuwarten.

Das brasilianische Analysehaus Celeres, das USDA und auch die Industrievereinigung Abiove rechnen dagegen mit einer Erntemenge von rund 75 Mio. Tonnen, d.h. nahezu gleichauf mit der Rekordmenge des Vorjahres von 75,5 Mio. Tonnen. In Argentinien dagegen ist fast sicher ein deutliches Plus zu erwarten.

Eine gewisse Gefahr für die Saat in Südamerika, die gerade ausgebracht wird, geht allerdings vom Wiedererstarken des La-Nina-Phänomens aus, das zu viel Trockenheit mit sich bringen könnte. Außerdem spricht die relative Preisentwicklung der letzten Monate für eine relativ höhere Attraktivität des Getreideanbaus gegenüber Ölsaaten. Der Ausbau der Sojabohnenproduktion könnte dadurch in seiner Dynamik etwas gebremst werden (Grafik 6).

Ähnlich wie bei Mais hat sich auch bei Sojabohnen die Erwartung des USDA an die weltweite Marktbilanz für 2011/12 von einem - allerdings nur kleinen - Überschuss in ein Defizit verkehrt. Die Abwärtsrevisionen bei der US-Produktion waren dafür ausschlaggebend. Diese ist inzwischen zu einem großen Teil eingebracht, so dass keine weiteren großen Überraschungen anstehen sollten. Aufgrund der sinkenden Produktion bleibt die Lagersituation in den USA angespannt.

Zwar lagen Anfang September die Sojabohnenvorräte 42% über dem Vorjahresniveau. In Relation zum Verbrauch allerdings liegt die Lagermenge bei unter 10% und dürfte in dieser Saison wieder auf 5% sinken. Damit können sich die USA nicht von dem niedrigen Niveau von 2008/09 und 2009/10 lösen. Weltweit betrachtet lässt das Defizit die Lager-Verbrauchs-Relation zwar auch absinken, doch ist diese auch dann mit 17% etwas komfortabler.

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In Argentinien und Brasilien liegen die Lagerbestände auf einem Rekordhoch, was dazu geführt hat, dass es in diesem Jahr kaum zu dem jahreszeitlich bedingten Abflauen der Exporttätigkeit gekommen ist (Grafik 7, Seite 4). Die erhöhte Konkurrenz aus Südamerika drückt bereits jetzt die US-Exporte. Die zum Export angemeldeten Mengen liegen seit Beginn des Wirtschaftsjahres im September um über 30% unter Vorjahresniveau. Das USDA rechnet inzwischen sogar damit, dass Brasilien in diesem Erntejahr die USA als weltgrößter Sojabohnenexporteur ablöst.




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