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Zinkmarkt bleibt im Überschuss

27.08.2011  |  Sven Streitmayer (LBBW)
Markt: Zinkpreis fährt Zick-Zack-Kurs

Ungeachtet der relativ schwachen Fundamentaldaten registrierte der Zinkmarkt von Mai bis Juli eine signifikante Preiserholung, in deren Zuge die Notierungen des zur Galvanisierung eingesetzten Metalls von unter 2.100 auf über 2.500 USD/t zugelegt haben. Im August setzten schließlich die allgemeinen Finanzmarktturbulenzen dem Höhenflug ein Ende, womit LME-Zink binnen kürzester Zeit auf den tiefsten Stand seit einem Jahr zurückfiel (2.062 USD/t). Seither haben sich die Kurse am Londoner Metallmarkt auf aktuell rund 2.150 USD/t bzw. 1.500 EUR/t zwar wieder etwas befestigt. Gegenüber dem Stand zu Jahresbeginn entspricht dies gleichwohl noch immer einem Preisrückgang von über 12% auf USD-Basis bzw. gut 18% aus Eurosicht.


Anhaltender Lageraufbau reflektiert Überschuss

Wie der ungebremste Anstieg der Lagerbestände zeigt, befindet sich der globale Zinkmarkt weiterhin in einem Angebotsüberschuss. So sind die börsenregistrierten Zinkbestände im bisherigen Jahresverlauf um fast 300.000 t bzw. 30% auf rund 1,3 Mio. t angeschwollen. Hinzu kommen die Lager bei Produzenten, welche sich per Ende Juni auf 340.000 t beliefen. Insgesamt liegen damit derzeit etwa 13% des weltweiten Jahresverbrauchs auf Halde, womit Zink neben Aluminium den höchsten Lagerüberhang aller NE-Metalle aufweist.

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Physische Versorgungslage dennoch angespannt

Analog zu der Situation am Aluminiummarkt ist ein erheblicher Anteil (~>60%) der Börsenbestände von Zink jedoch kurzfristig nicht abrufbar. Denn das ausgeprägte Contango von derzeit knapp 90 USD bzw. 4% im 12-Monatsbereich in Kombination mit dem niedrigen Zinsniveau hat dazu geführt, dass das physische "Horten" von Zink mittels so genannter Cash and Carry Deals für Investoren mit Zugang zu günstigen Lagermöglichkeiten zu einer sehr profitablen, quasi risikolosen Einnahmequelle geworden ist. Darüber hinaus sind die LME-Bestände auf regionaler Ebene extrem ungleich verteilt (Europa: 4%, USA: 78%), weshalb die Spotmärkte derzeit anfällig für temporäre Knappheiten sind.


Nachfragewachstum nach 2010er-Rekord rückläufig

Die nachlassende Dynamik in der Stahlproduktion und eine generelle Normalisierung nach dem Nachfrageboom des Vorjahres hinterließen im bisherigen Jahresverlauf deutliche Spuren am Zinkmarkt. Nach jüngsten Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) legte der weltweite Zinkverbrauch im ersten Halbjahr 2011 nur um 2,4% ggü. dem entsprechenden Vorjahreszeitraum auf knapp 6,2 Mio. t zu.

2010 hatte das Nachfragewachstum infolge der raschen Krisenaufholung noch den Rekordwert von 16% erreicht. Auch im Reich der Mitte, das alleine für weit über 40% des Weltzinkverbrauchs verantwortlich ist, zeichnete sich zuletzt eine etwas ruhigere Gangart ab. So stagnierten die chinesischen Netto-Importe von raffiniertem Zink und Zinklegierung in den ersten sieben Monaten 2011 bei rund 230.000 t in etwa auf Vorjahresniveau.

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Produktionszuwachs ebenfalls moderater

Doch auch auf der Angebotsseite hat sich das Wachstum, wie erwartet, spürbar abgeschwächt. Waren die weltweite Minenförderung und Raffinerieproduktion von Zink 2010 noch um rund 7% bzw. 14% angestiegen, so lagen die entsprechenden Werte im ersten Halbjahr 2011 nur noch bei jeweils rund 3%. Als Treiber erwies sich auch hier einmal mehr die Volksrepublik. Mit einem Ausstoß von etwas mehr als 2,9 Mio. t bis Ende Juli legen die Hütten und Raffinerien des weltgrößten Zink-produzenten 2011 bislang ein deutlich moderateres Expansionstempo (+2,4% Y/Y) vor. In den kommenden Monaten könnte sich die Angebotsdrosselung chinesi-scher Hersteller infolge von Engpässen bei der Energie-versorgung einiger Werke u.E. sogar noch verstärkt fortsetzen und damit zu einem beschleunigten Abbau der bestehenden Marktüberschüsse beitragen.


Fazit

Entgegen unserer ursprünglichen Erwartung hat sich der Angebotsüberschuss am globalen Zinkmarkt 2011 bislang nicht verringert, sondern ist sogar noch auf über 220.000 t angewachsen. Entsprechend sind auch die Lagerbestände weiter im Steigen begriffen und haben unlängst den höchsten Stand seit 16 Jahn markiert. Aus unserer Sicht wird der Überhang am Zinkmarkt im laufenden Jahr sowohl im Vergleich zur eigenen Historie, wie auch im Kontext anderer NE-Metalle überdurchschnittlich hoch bleiben, weshalb wir vorerst keine all zu großen Preissteigerungen erwarten. Auf der Unterseite verhindert dagegen der eingeschränkte Zugriff auf die Lager größere Preisabschläge.

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© Sven Streitmayer
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
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