Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Juli 2011

Hinsichtlich der Performanceentwicklung lässt sich der Juli im Nachhinein als völlig unspektakulär abtun. Die Rohstoffindizes stiegen um 2-3% an und die verschiedenen Sektoren bewegten sich weitgehend einheitlich. Einzig die Soft Commodities waren einem gewissen Liquidationsdruck ausgesetzt, während Gold und vor allen Dingen Silber zu den größten Gewinnern zählten. Die Aktienmärkte tendierten bereits zur Schwäche, während deutsche Staatsanleihen und der Schweizer Franken stärker notierten. In den ersten beiden Augustwochen überschlugen sich jedoch die Ereignisse. Eingeleitet durch schwächere Einkaufsmanagerindizes und uninspirierte Arbeitsmarktdaten aus den USA fielen die Aktienmärkte unter ihre 200-Tages-Durchschnitte, woraufhin es zu massiven, technisch motivierten Anschlussverkäufen kam.
Gleichzeitig weiteten sich die Renditedifferenzen zwischen deutschen Staatsanleihen und Italien bzw. Spanien enorm aus, so dass auch in den Rentenmärkten eine große Risikoaversion zu finden war. Und letztlich stufte die Ratingagentur Standard & Poors die Bonität der USA von der Bestnote AAA auf AA+ ab. Dies alles führte dazu, dass die Aktienmärkte gemeinsam mit den industrienahen Rohstoffsektoren kollabierten, während es bei den vermeintlich sicheren Häfen zu einer Kursexplosion kam.

Die Volatilität stieg in allen Märkten massiv an, so dass beispielsweise der DAX 30 - Aktienindex am 9. und 10. August die Strecke zwischen 5500 und 6100 Punkten gleich dreimal zurücklegte (zweimal nach unten, einmal nach oben). Am Ende der Woche beruhigte sich das Geschehen jedoch zusehens, so dass Aktienmärkte und Anleihen der PI(I)GS-Staaten mit sehr moderaten Verlusten aus dem Handel gingen. Ebenso verlor der Schweizer Franken sowohl gegenüber dem US-Dollar als auch dem Euro deutlich an Wert, nachdem er zwischenzeitlich nahezu die Parität zum Euro erreicht hatte.
Die Rohstoffindizes schlossen die Woche sogar etwas unverändert ab, was im Wesentlichen auf die starken Kurszuwächse bei Gold zurückzuführen war. Die anderen relativen Kursbewegungen spielten sich zwar eher im Hintergrund ab, jedoch kamen besonders die industrienahen Sektoren Energie und Basismetalle unter die Räder. Die Kombination aus Konjunkturskepsis, einer hohen Korrelation mit den Aktienmärkten und das Unterschreiten technischer Unterstützungen führten zu hohen Verlusten, insbesondere bei den kleineren Basismetallen. Dem Rohölkomplex erging es nicht besser.
Hier gab es auch von der fundamentalen Seite einige kurzfristig negative Einflüsse. Einerseits kam inzwischen ein Teil der 60 Mio. Barrel Rohöl an strategischen Reserven auf den Markt, die in Folge des Beschlusses der Internationalen Energieagentur verkauft worden waren. Darüber hinaus sind die US-amerikanischen Nachfragedaten weiterhin unterdurchschnittlich. Trotzdem kamen nicht die Rohölprodukte oder Rohöl der Sorte Brent besonders stark unter Druck, sondern jenes der Sorte WTI. Und nicht zuletzt hatte auch hier eine relativ hohe Netto-Longposition spekulativer Marktteilnehmer bestanden, die im Zuge der Marktturbulenzen liquidiert wurden.
Im Gegensatz dazu konnten sich die Agrarrohstoffe etwas überdurchschnittlich entwickeln. Erneut reagierten die Marktteilnehmer auf einen Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA), wonach die Ernteerträge bei Mais voraussichtlich niedriger als erwartet ausfallen werden. Die positive Preisreaktion führte zu einer positiven relativen Performance des gesamten Getreidesektors, wobei Weizen mit Mais mithalten konnte, Sojabohnen sich aber eher verhalten entwickelten. Unter den Soft Commodities scheinen Baumwolle und Kaffee ihre technischen Bodenbildungen nun abzuschließen und vor dem Hintergrund positiver fundamentaler Nachrichten - schwache Ernteerträge in den USA aufgrund extremer Dürre bei Baumwolle, Knappheit hochwertiger Arabica-Bohnen bei Kaffee - in den letzten Tagen zu steigen begannen. Zucker konnte sich dem Marktumfeld zwar nicht entziehen, blieb jedoch auch im absoluten Abwärtstrend ein Outperformer.
Den kompletten Marktkommentar Juli 2011 können Sie hier downloaden.
© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 19.08.2011