Industriemetalle: Märkte im Überschwang?


Der Höhenflug der Basismetallpreise setzte sich auch in der vergangenen Woche weiter fort. Während sich Kupfer im Wochenverlauf über der 8.000 USD-Marke etablieren konnte, verzeichnete Aluminium (Kasse) den stärksten Anstieg (2,5%) seit Mitte Februar. Das Schwermetall Blei markierte gar an drei der letzten fünf Handelstage ein neues Allzeithoch. Der Ausgangspunkt für die jüngste Preisrallye war die überraschend deutliche Leitzinssenkung der US-Notenbank vor zwei Wochen. Seither erfuhren alle LME-gehandelten Basismetalle deutliche Preissteigerungen (zw. 2% und 11%).

Reaktion der Märkte übertrieben euphorisch
Die aktuelle Entwicklung an den Basismetallmärkten fällt insofern aus dem Rahmen vorheriger Haussephasen, als dass sie fast vollständig auf die akute USDollar- Schwäche zurückzuführen ist. So zeigt die Gegenüberstellung der Preis- und Lagerbestandsentwicklung in Abb. 1, dass die Veränderung der kurzfristigen Angebotslage (außer bei Zink) die jüngsten Preissteigerungen kaum rechtfertigen kann. Auffällig stark zeigte sich in den letzten Wochen dagegen der Zusammenhang der Metallpreise mit dem EUR/USD-Kurs (Abb. 2).

Grundsätzlich erhöht ein niedriger Außenwert des Greenbacks die Nachfrage nach (in USD fakturierten) Basismetallen, da diese für Nicht-Dollarländer günstiger werden. Angesichts des derzeit hohen Preisniveaus und der Entwicklungen bei den Lagerbeständen ist jedoch nicht damit zu rechnen, dass die Dollarschwäche eine physische Mehrnachfrage nach Metallen auslösen wird bzw. ausgelöst hat. Zumal China als die stärkste Nachfragekraft aufgrund der Dollarbindung des Yuan nicht von der Abwertung des USD profitiert. Alles in allem ist die Preisrallye der Basismetalle seit der US-Zinssenkung aus unserer Sicht übertrieben ausgefallen. Hinzu kommt, dass die Euro-Aufwertung an sich bereits über das Ziel hinausgeschossen ist (Abb. 3) und daher eine temporäre Gegenbewegung wahrscheinlich ist. Folglich rechnen wir für die kommenden Wochen mit einem Rückgang der Basismetallpreise vom aktuellen Niveau.

Konzentration der Metallmärkte alarmierend hoch
Nach offizieller LME-Statistik kontrolliert derzeit ein einzelner Marktteilnehmer mehr als 90% aller physischen Kupferbestände (Marktwert 1,1 Mrd. USD). Über denselben hohen Anteil verfügt ein Akteur am Bleimarkt.
Auch bei Nickel, Zinn und Zink kontrolliert jeweils ein Marktakteur mindestens 30% der Lagerbestände. Die starke Konzentration der Metallvorräte erhöht (unabhängig von den fundamentalen Gegebenheiten) die Gefahr kurzfristiger, spekulativer Übertreibungen.
© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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