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Hurrikansaison 2010 - Stürmische Zeiten am Ölmarkt?

08.07.2010  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Niveau der Lagerbestände. Diese bilden einen Puffer, um vorübergehende hurrikanbedingte Angebotsausfälle abzufedern. 2004 befanden sich die kommerziellen Rohölvorräte auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau (Grafik 5).

Dies kann erklären, warum in jenem Jahr der Preisanstieg während der Hurrikansaison ausgeprägter war und länger andauerte als in den anderen Jahren. Damals lag der Ölpreis in den Monaten August und September im Durchschnitt 15% über dem Niveau der beiden Monate zuvor und stieg im Oktober/November sogar noch weiter an. Im Jahr 2005 stieg der Ölpreis im August/September ähnlich stark, fiel in den beiden darauffolgenden Monaten aber wieder zurück. Denn aufgrund der Beschädigung der Raffinerien konnte Rohöl nicht verarbeitet werden, so dass die Lagerbestände schnell wieder aufgebaut werden konnten. Einen Sonderfall bildete das Jahr 2008. Damals befanden sich die Lagerbestände auf einem vergleichbar niedrigen Niveau wie 2004. Dieser Umstand wurde aber durch die negative Markttendenz überlagert.

Wie stellt sich die Situation in diesem Jahr dar? Seit zwei Monaten bewegt sich der Ölpreis weitgehend in einer Spanne zwischen 70 und 80 USD je Barrel. Diese Situation ist mit der im Jahr 2002 vergleichbar, als der Preis zwischen Mai und August ebenfalls seitwärts tendierte, bevor er zwischen Mitte August und Mitte Oktober vorübergehend 10% zulegen konnte. Sollte sich dieses Szenario wiederholen, könnte der Ölpreis im Spätsommer bzw. Frühherbst nochmals die Anfang Mai verzeichneten Höchststände erreichen.

Dagegen spricht allerdings das hohe Niveau der Lagerbestände. Diese liegen aktuell 20% höher als 2002. Von daher bedarf es schon einer sehr aktiven Hurrikansaison mit Produktionsausfällen wie im Jahr 2008, damit es zu einem Preisanstieg auf 85-90 USD je Barrel kommt. Die NOAA beziffert die Wahrscheinlichkeit für Ausfälle in dieser Höhe wie eingangs erwähnt auf bis zu 20%. Zudem könnte wie in den Jahren 2005 und 2008 auf die Strategischen Ölreserven zurückgegriffen werden. Die diesjährige Hurrikansaison könnte zwar zu einem kurzzeitigen Anstieg der Ölpreise auf über 80 USD führen, jedoch keinen starken und länger anhaltenden Preisanstieg auslösen.

Noch stärker als der Ölpreis reagiert für gewöhnlich der Erdgaspreis auf hurrikanbedingte Angebotsausfälle. Im Herbst 2004 stieg der US-Erdgaspreis innerhalb von zwei Monaten um 70%, ebenso im Spätsommer des Jahres 2005 (Grafik 6). Dabei stellt der Golf von Mexiko lediglich 13% der US-Erdgasproduktion und hat damit im Vergleich zu Rohöl einen weitaus geringeren Anteil an der US-Produktion. Warum reagieren die Erdgaspreise dennoch so empfindlich auf die Wirbelstürme? Der Gasmarkt wird durch lokale Faktoren bestimmt. Die USA sind bei Erdgas weitgehend Selbstversorger. Produktionsausfällen kommt daher eine stärkere Bedeutung zu als bei Rohöl.

Die EIA schätzt die hurrikanbedingten Ausfälle in diesem Jahr auf 166 Mrd. Kubikfuß. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 17-20% könnten die Ausfälle das Niveau von 2008 in Höhe von 400 Mrd. Kubikfuß erreichen oder gar übertreffen. Dies dürfte sich in den entsprechenden Wochen in einem unterdurchschnittlichen Anstieg der Erdgaslagerbestände niederschlagen. 2008 war der Lageraufbau im August 16% geringer als im langjährigen Durchschnitt. Von daher dürfte es bei Erdgas im Falle von Wirbelstürmen zum Abbau von spekulativen Short-Positionen kommen, welche den Preis nach oben treiben.
Wir erwarten einen Preisanstieg auf 5,5 USD je mmBtu im dritten Quartal und auf 6 USD bis zum Jahresende. Der
Einfluss der Hurrikansaison auf die Preisentwicklung bei Erdgas dürfte aufgrund der zunehmenden Erschließung unkonventioneller Gasreserven aus Ölschiefer (shale gas) und der sinkenden Abhängigkeit von Gasvorkommen im Golf von Mexiko in Zukunft etwas nachlassen.

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