Industriemetalle: Talfahrt beendet?


Nach der rund vierwöchigen Talfahrt an LME und Co. hat sich die Lage an den internationalen Metall-märkten zuletzt etwas stabilisiert. Unterstützt von der Erholung in anderen Kapitalmarktsegmenten (Abb. rechts) präsentierten sich die Notierungen von Kupfer (+7%), Nickel (+3%), Aluminium (+2%) und den übrigen NE-Metallen in den vergangenen 10 Handelstagen wieder etwas fester. Zuvor waren die Metallpreise, gemessen am LMEX, von Mitte April bis Mitte Mai um 20% gefallen, womit sich unsere mittelfristige Korrekturerwartung binnen kürzester Zeit in vollem Ausmaß materialisiert hat. Die Treiber hinter der jüngsten Abwärtsbewegung sind u.E. gleichwohl weniger fundamental begründet, als vielmehr allg. stimmungsgetriebenen Entwicklungen (Euro-Skepsis, Investorenflucht, Risikoaversion) zuzurechnen.

Physische Marktlage zeigt wenig Veränderung
Nachdem wir in den letzten Monaten an dieser Stelle regelmäßig die Meinung vertreten haben, dass die Metallpreise den Fundamentaldaten deutlich enteilt sind, betrachten wir die aktuelle Korrekturbewegung nun als "gesunde" Anpassung an die realen Angebots-Nachfrage-Bedingungen. Dass die physische Marktlage eine weitaus geringere Dynamik aufweist, als es die rasanten Preiszuwächse bis Mitte April nahegelegt haben, verdeutlicht die Entwicklung der Lagerbestände an den Metallbörsen. Gemessen an den LME-Beständen vollzogen zwar die meisten Metalle (außer Blei & Zink) inzwischen eine Trendwende. Gegenüber dem Jahresbeginn hält sich der Lagerabbau (Kupfer -5%, Aluminium -1%, Nickel -13%) jedoch noch in Grenzen, so dass die Lagerniveaus nach wie vor überdurchschnittlich hoch sind. Auch die Tatsache, dass noch alle LME-Metalle in einem stabilen Contango notieren (Abb. 2), spricht gegen eine signifikante Verknappung an den physischen Märkten.

Preise wieder im Einklang mit Fundamentaldaten
Ob die zuletzt zu registrierende Stabilisierung der Metallpreise kurzfristig von Bestand sein wird, hängt u.E. in hohem Maße von dem immer noch fragilen Kapitalmarktumfeld ab. Dessen ungeachtet entspricht das Metallpreisniveau unserer Einschätzung nach nun wieder weitgehend den realen Marktgegebenheiten, weshalb wir die Korrektur aus fundamentaler Perspektive als abgeschlossen betrachten. Mittelfristig (3-6 Monate) dürften sich die hohe Nachfragedynamik in den Industrieländern und die Wachstumsverlangsamung im Reich der Mitte die Waage halten, weshalb wir vorerst eine Seitwärtsentwicklung
von Kupfer und Co. erwarten.
