Edelmetalle Aktuell

Immerhin stiegen die Neuzulassungen in den anderen Ländern in Westeuropa im Januar erst einmal noch weiter an: Die Berater von JD Power prognostizierten für den vergangenen Monat ein Plus in Höhe von 14,9%; vor allem dank eines Anstiegs in Spanien und Frankreich, wo die Neuzulassungen noch von einem ebenfalls durch Abwrackprämien aufgeblasenen Auftragsbestand profitiert hätten. In den nächsten Monaten würden aber die Verkäufe in diesen Märkten ebenfalls sinken und für das Gesamtjahr erwartet JD Power für Westeuropa entsprechend ein Minus von 9,1% auf 12,4 Mio. Autos.
Weiter schlechte Nachrichte gab es auch aus Russland, wo die Verkäufe im Januar noch einmal um 37% auf gerade einmal noch 74.000 Autos einbrachen. Nach der bereits erfolgten Halbierung im Jahr 2009 ist weiter kein Ende der Talfahrt in Sicht.
Dieselverkäufe stabilisieren sich
Jene Automärkte, deren Entwicklung aufgrund ihrer Größe für den Verbrauch an Platinmetallen entscheidend ist, waren auch im letzten Monat wieder jene, die traditionell auf Benzinmotoren setzen und damit die Chance bieten, statt Platin in großem Stil das viermal günstigere Palladium einzusetzen.
Immerhin stieg aber im letzten Monat in Deutschland der Dieselanteil wieder auf 40% an, was relativ betrachtet dem Platin etwas zugute gekommen sein dürfte. 2009 war der Dieselanteil in Deutschland im Durchschnitt auf nur noch 30,6% gesunken (nach 44,1% im Jahr 2008). Zusammen mit dem allgemeinen Trend hin zu kleineren Motoren hatte damit im letzten Jahr der Platinbedarf in Deutschland und sicher auch in anderen Teilen Europas deutlich gelitten, auch wenn im gesamteuropäischen Markt der Rückgang des Diesel-Marktanteils mit 6% auf 46% nicht ganz so deutlich ausgefallen war.
Nachfrage nach Schmuck und für ETFs
Das weiße Metall kann aktuell die eher gemischten Nachrichten von den Automärkten sicher verkraften. Das liegt auch daran, dass im Vorfeld zum Chinesischen Neujahrsfest, das in der kommenden Woche gefeiert wird, die physische Nachfrage nach (Schmuck-)Platin in China deutlich angestiegen war. Und auch bei den ETFs gab es wieder Käufe. In den drei hier den Markt beherrschenden Produkten (jeweils eines davon in der Schweiz, in England und in den USA an Börsen notiert) sind jetzt 28,4 Tonnen und damit rund 13% einer Weltjahresproduktion gebunden. Diese Zahl ist allerdings auch vier Wochen nach dem Handelsbeginn beim wichtigen US-ETF noch immer weit von den Absatzzahlen bei den Gold- und Silber-ETFs entfernt, die jeweils deutlich mehr als die Hälfte einer Weltjahresproduktion des jeweiligen Metalls gebunden haben.
Palladium
Das Palladium konnte sich in den letzten zehn Tagen von den allgemeinen Trends auf den Edelmetallmärkten nicht abkoppeln. Dies führte - vom Dollaranstieg verursacht - anfangs zu überraschend deutlichen Kursverlusten, die schließlich am vergangenen Freitag einen Tiefstkurs von knapp unter 380 $ je Unze brachten. Dieser Preis stellte aber ein attraktives Einstiegniveau dar und in den letzten Tagen kam es dann wieder zu einer Erholung, die das Metall auf etwas mehr als 417 $ je Unze steigen ließen, bevor es schließlich leicht auf das aktuelle Niveau abrutschte. Damit befindet sich das Metall jetzt ziemlich genau in der Mitte der von uns für die nächste Zeit erwarteten Handelsspanne.
Nur ein Fall unter die Marke von 385 $ oder ein Anstieg über ein Niveau von 425 $ hinaus würde ein klares Zeichen für einen neuen mittelfristigen Trend setzen. Wir bleiben in diesem Zusammenhang bei unserer Meinung, dass Notierungen unter 400 $ je Unze für industrielle Endabnehmer ein attraktives Kaufniveau darstellen und empfehlen, in diesem Bereich - falls er noch einmal erreicht werden sollte - über preislich gestaffelte Sicherungsgeschäfte nachzudenken.
Im Gegensatz zur Situation beim Platin läuft der Absatz bei den Palladium-ETFs deutlich besser: In der letzten Woche wurde eine weitere Tonne Metall in Form des seit vier Wochen an der Börse notierten US-ETFs gekauft und inzwischen sind immerhin fast 50 Tonnen Palladium in den drei weltweit wichtigsten derartigen Produkten gebunden. Diese Menge entspricht rund 25% einer Jahresproduktion und liegt damit doppelt so hoch wie beim Platin.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Die "kleinen" Platinmetalle entwickelten sich anfangs unterschiedlich, konnten in den letzten 48 Stunden aber alle drei zulegen. Das Rhodium hatte vorher erst noch leichte Einbußen zu verzeichnen und fiel zeitweise auf 2.350 - 2.400 $ je Unze zurück. Inzwischen notiert es auf der Geldseite aber wieder bei 2.450 $ und damit fast auf dem Niveau bei der Abfassung unseres letzten Berichts. Der Wiederanstieg lag zum überwiegenden Teil an der kontinuierlichen Nachfrage aus Asien, die mit Beginn des chinesischen Neujahrsfestes am kommenden Montag nun aber erst einmal etwas abebben dürfte.
Fortgesetzte Nachfrage aus Asien war es auch, die Ruthenium leicht auf 185 $ ansteigen ließ und die (endlich!?) das in den letzten 13 Monaten bei rund 425 $ festsitzende Iridium in Bewegung brachte: Bis heute morgen stieg dessen Notierung knapp über die Marke von 440 $ an, dies ist der höchste Stand seit Dezember 2008. Durch die Bewegung in dieser Woche nähert sich der Preis jetzt wieder der letzten Kursspitze von 470 $, die im September 2008 erreicht worden war und seinerzeit den höchsten Kurs dieses Jahrzehnts darstellte.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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