Crude Oil - Wie geht es weiter?

Dies geschah fast vollkommen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, konnte man doch in den Medien bis vor 3-4 Wochen nur relativ wenig über diesen fulminanten Preisanstieg lesen und hören. Daran erkennt man übrigens auch, wie unterschiedlich die Medienlandschaft auf Preisveränderungen in den verschiedenen Märkten reagiert. Als im Sommer 2005 die Preise für Öl erstmals in den Bereich um 70 USD pro barrel vordrangen, war dies noch ein Ereignis, welches sowohl den damaligen Bundeskanzler Schröder als auch die versammelte Opposition zur Freigabe der staatlichen Ölreserven rufen lies. Der Unterschied zu heute ist einfach nur, damals befand sich die Republik im Wahlkampf...

Der obige Chart zeigt es, die Preise nähern sich rasant der alten Höchstmarke aus dem Jahr 2006. Immer wenn sich Preise alten Hochs annähern, sollte man untersuchen, welche die wohl wahrscheinlichste Option für die Weiterentwicklung der Preise ist. Preise können an solchen Widerständen abprallen (siehe aktuelle Entwicklung beim DAX) oder eben auch diese brechen und auf neue Hochs ansteigen.
Ein hilfreiches Instrument stellt dabei die Untersuchung der Positionierung der beiden großen Marktteilnehmergruppen dar. Beim Crude Oil zeigt sich, dass beide Gruppen aktuell historische Extrempositionen eingenommen haben. Die Commercials agieren in Terminmärkten als Hedger und sichern sich steigende Preise durch Verkäufe ab. Je stärker diese Verkäufe ausgeprägt sind, umso größer erscheint das Bedürfnis dieser Gruppe nach Absicherung.
In der Vergangenheit kam es bei Nettoshortpositionen dieser Gruppe zwischen 75k und 95k Kontrakten immer zu einem Rückschlag im übergeordneten Aufwärtstrend. Bei einer aktuellen Nettoshortpositionierung von über 111k Kontrakten scheint das Absicherungsbedürfnis besonders hoch ausgeprägt zu sein. Dies umso mehr, als die derzeitige Positionierung an einem Preislevel erfolgt, welches nicht über dem vorherigen Preisniveau aus dem Jahr 2006 notiert, sondern noch unter dem damaligen Hoch bei 79,50 USD pro barrel.

Im Gegenzug haben die trendfolgenden Fonds die historisch größte Longposition aufgebaut. Interessant erscheint dabei die Tatsache, dass ein Großteil dieser Positionen erst innerhalb der letzten 4 Wochen aufgebaut wurde. Anfang Juli notierten die Preise bei ca. 70 USD pro barrel und die Longposition der Fonds betrug ca. 67k Kontrakte. In einem Preisanstieg von 7 USD wurden hier nochmals Positionen im Umfang von rund 41K aufgebaut.
Dies bedeutet nun, dass diese Positionen aktuell nur mit 0-7 USD pro Kontrakt im Plus notieren. Während also die Fonds die bereits bei Preisen zwischen 50 und 60 USD eingestiegen sind auf einem komfortablen Polster sitzen und Preisrückschläge von ein paar USD locker “aussitzen“ können, würde ein Preisrückschlag von nur 5-10% mehr als ein Drittel aller Longpositionen der Fonds ins Minus rutschen lassen. Dies wiederum dürfte dann zu einem schnellen Schließen dieser Positionen führen, was einen weiteren Druck auf die Preise ausüben dürfte und dann eine Preisspirale nach unten auslösen könnte.