Chinesische Metallproduktion wirft Fragen auf


Wie schon in der Vorwoche verhielten sich die Metallpreise auch in den vergangenen fünf Handelstagen über weite Strecken orientierungslos. Erst die überraschend freundlichen US-Konjunkturdaten (u.a. Konsumentenvertrauen) bescherten den Metallmärkten zum Wochenausklang noch deutliche Gewinne. Der LMEX schloss bei knapp 3.000 Punkten und damit rund 1,8% im Plus. Kupfer setzte den Aufwärtstrend weiter fort und legte um 3% auf knapp 6.500 USD/t zu. Für das rote Metall ist dies der höchste Stand seit 11 Monaten. Die fundamentale Nachrichtenlage förderte indes wenig preisstützende Argumente zutage. Insbesondere der signifikante Anstieg der Metall-Lager in Shanghai auf ein Mehrjahreshoch sowie der Rückgang bei den chinesischen Basismetallimporten (S. 2) bekräftigte einmal mehr unser weiterhin eher skeptisches Bild. Gleichwohl scheint der Weg des geringsten Widerstands nach wie vor noch nach oben gerichtet zu sein.

Blei: Preissprung nach Produktionsstopp in China
Der chinesische Bleimarkt wird derzeit überschattet von einer Häufung von Krankheitsfällen, die im Zusammenhang mit der Produktion des toxischen Schwermetalls stehen. Reuters-Berichten zufolge wurde bei mehreren Hundert Kindern eine deutlich erhöhte Bleikonzentration im Blut festgestellt. Die Bleivergiftungen traten allesamt in jenen Provinzen auf, in denen die Metallverhüttung intensiv betrieben wird. In Reaktion auf den öffentlichen Druck sollen nun zahlreiche Produktionsanlagen von Blei eingehenden Untersuchungen unterzogen werden. Bis auf weiteres verhängten die Provinzregierungen von Henan, Shaanxi, Hunan und Guangxi einen Produktionsstopp. Insgesamt sind Bleihütten mit einer Jahreskapazität von mindestens 320.000 t bzw. rund 4% des weltweiten Angebots davon betroffen.

LME-Blei verzeichnete daraufhin einen Preissprung von knapp 14% (ggü. Vorwoche) auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr (2.100 USD/t). In Anbetracht der ohnehin relativ engen Angebots-Nachfrage-Situation (Abb. Mitte) stellen die Produktionsstopps u.E. einen signifikanten Angebotseinschnitt für den globalen Bleimarkt dar. Kurzfristig dürfte dies die Bleipreise auf hohem Niveau halten. Wir erhöhen daher unsere Prognose per Ende September auf 2.050 USD/t.
Aus unserer Sicht könnten die jüngsten Ereignisse durchaus auch langfristige Konsequenzen für die Basismetallproduktion im Reich der Mitte nach sich ziehen. Denn sollten die politischen Entscheidungsträger Chinas nun generell von ihrer laissez-faire Haltung ggü. den Metallherstellern abrücken, was wünschenswert erscheint, dürfte dies das Angebot an den Weltmetallmärkten auch nachhaltig beeinträchtigen.
