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Entsteht ein "Kupfer-Standard" für das weltweite Währungssystem?

17.04.2009  |  GoldSeiten
Viele Enthusiasten haben die Anzeichen lange beobachtet, dass China seine Devisenreserven von US-Anleihen zu Gold verlagert. Könnte es sein, dass sie das falsche Metall im Auge haben? Das China State Reserves Bureau (SRB) hat in den vergangenen Monaten statt dessen Kupfer und andere Industriemetalle gekauft. Der Umfang der Käufe übersteigt den normalen Aufbau von Lagerständen aus kommerziellen Gründen bei Weitem.

Nobu Su, Direktor der taiwanesischen TMT Gruppe, die Rohstoffe nach China liefert, sagte, China wolle sich so schnell wie möglich von der Dollar-Abhängigkeit befreien. Der Westen sei durch das übermäßige Gelddrucken ein "schwarzes Loch" geworden. Der Kauf von Rohstoffen sei eine weitaus bessere Anlage für die 1,9 Billionen Dollar Reserven, über die China verfügt. Sie hätten einen 10 mal stärkeren Effekt und könnten die Infrastruktur über 50 Jahre sichern. Die nächste industrielle Revolution wird durch Hybridfahrzeuge angeführt werden, und dafür ist laut Nobu Su Kupfer nötig.

Das SRB hat sich mit Aluminium, Zink, Nickel und seltenen Metallen wie Titan, Indium, Rhodium und Praseodym (dient der Glasherstellung) zu günstigen Preisen eingedeckt und gleichzeitig das Portfolio weg von US-Anleihen und dem Dollar diversifiziert.

John Reade, Leiter der Abteilung Metalle der UBS, ist von der enormen Nachfrage Chinas nach Kupfer überrascht. Die Kaufmengen übersteigen den diesjährigen Bedarf und sind daher offensichtlich strategisch. China verfügt über starke Finanzen, daher sei ein Ende der Kupferkäufe nicht absehbar.

Zhou Xiaochuan, Direktor der Zentralbank, stachelte das Interesse der Metall-"Fans" im letzten Monat an, als er zu einer Weltwährung aufrief, die wie der 1944 bei der Bretton Woods Konferenz von John Maynard Keynes geforderte "Bancor" auf Rohstoffen basiert. Nur so könnten laut Herrn Zhou "Kredit-basierte" Exzesse, die zum Zusammenbruch der Weltwirtschaft führten, verhindert werden. Sollten diese Gedankengänge das sozialistische Parteidenken widerspiegeln, so wären die bizarren Bewegungen der Metallmärkte in den vergangenen Wochen erklärt. Die Kupferpreise sind in diesem Jahr um 49% auf 4.925 $ pro Tonne gestiegen, obwohl die CRU Kupfergruppe voraussagte, dass die Preise aufgrund der nachlassenden Nachfrage aus dem Baugewerbe um 15 bis 20% zurückgehen würden.

Der chinesische Bedarf erklärt den Import von 329.000 t Kupfer im Februar und weiteren 375.000 t im März nicht. China wurde von der Weltwirtschaftskrise hart getroffen. Die Exporte - sie machen immerhin rund die Hälfte des BIP aus - gingen im März um 17% zurück. Ein Regierungsberater warnte in dieser Woche davor, dass die Immobilienpreise um bis zu 50% sinken könnten. Peking vermutet offenbar, dass sich die USA durch das Gelddrucken heimlich ihrer Schulden entledigen wollen. Premierminister Wen Jiabao sagte im letzten Monat, man sei um die Sicherheit seiner Dollar-Anlagen besorgt. Diese Aussage ist jedoch nicht ganz stimmig. Durch den niedrigen Yuan und die so angekurbelten Explorte sammelten sich 1,95 Billionen Dollar Reserven an, doch diese merkantilistische Strategie sei jetzt zum Ende gelangt.

Das Aufstocken der Metallreserven für über lange Sicht zu einer Wertsteigerung, da die Reserven unter der Oberfläche irgendwann erschöpft sein werden. Des weiteren wird so die chinesische industrielle Revolution unterstützt, während der Westen Versorgungsproblemen gegenüberstehen könnte.

Bislang hat Peking noch kein Gold gekauft und der Goldanteil an den Reserven ist mit 1% unter der historischen Norm in Asien. Wenn es aber jemals eine Metall-basierte Währung geben sollte, so wäre dies sicherlich eher ein "Kupfer-Standard" als ein Gold-Standard.


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