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Höhere Ölpreise trotz schwacher Weltwirtschaft

06.04.2009  |  Eugen Weinberg
Die Rohölpreise waren von 35 US$ je Barrel Mitte Februar auf 55 USD je Barrel Ende letzter Woche angestiegen. Anschließend kam es zu einem leichten Rückgang auf etwa 48-50 USD je Barrel (siehe Grafik unten rechts). Aus der Grafik unten links geht allerdings hervor, dass sich der Preis nach wie vor innerhalb eines aufwärts gerichteten Kanals bewegt, dessen Breite Ausdruck einer hohen Preisvolatilität zwischen den Tagen ist.

Was sind die Gründe für die jüngste Preisstärke, und inwiefern ist sie nachhaltiger Natur, wo doch noch immer ein düsteres Bild für die Weltwirtschaft gezeichnet wird? Wir sehen den WTI-Ölpreis am Jahresende weiterhin bei 70 USD je Barrel, was für 2009 ein durchschnittliches Preisniveau von 60 USD je Barrel bedeutet. Aufgrund der negativen Konjunkturmeldungen erfordert diese Prognose allerdings eine regelmäßige Überprüfung der Marktfaktoren, die für eine derartige Preisentwicklung sprechen.

Wir suchen in dieser Woche nach Bestätigungen für unsere Schätzung und vergleichen diese mit dem Marktkonsens und der Terminkurve.


OPEC-Rohölangebot: Reduzierung sorgt für engeren Markt

Unsere Ölpreisprognose basiert in erster Linie auf der Einschätzung, dass die von der OPEC seit November 2008 durchgeführten Produktionskürzungen die von uns für dieses Jahr erwartete Schwäche der globalen Ölnachfrage überkompensieren werden. Vor diesem Hintergrund dürften die derzeit erhöhten Rohöllagerbestände bis zum dritten Quartal wieder unter das Normalniveau zurückgehen. Da tendenziell eine inverse Korrelation zwischen den Ölpreisen und den Öllagerbeständen besteht, kann mit höheren Preisen gerechnet werden. Gibt es aktuelle Belege dafür, dass sich die OPEC-Mitglieder an die offiziellen Förderquoten der Organisation halten?

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Globale Ölnachfrage: Schwach, aber kein Zusammenbruch erwartet

Die globale Ölnachfrage dürfte 2009 um 1,20 Mio. Barrel pro Tag zurückgehen, bevor 2010 wieder eine Erholung einsetzt. Wie aus der Grafik unten rechts hervorgeht, rechnen wir über einen Zeitraum von zwei Jahren (2008 und 2009) mit einer rückläufigen Ölnachfrage. Dies ist zwar ungewöhnlich, erinnert jedoch an die Nachfrageschwäche in den 1970er- und 1980er-Jahren, als die Kombination aus hohen Ölpreisen und globaler Rezession den Ölbedarf bremste.

Unsere Erwartungen hinsichtlich des Nachfragerückgangs in diesem Jahr haben sich in den letzten Monaten verändert, da sich eine schwächere Nachfrage abzeichnete und die Erwartungen hinsichtlich der Wirtschaftsaktivität in diesem Jahr nach unten revidiert wurden. Das Muster unserer Prognoseanpassung ähnelt dem der anderen Marktbeobachter, darunter IEA, OPEC und US-Regierung. Mit unserer Schätzung eines Nachfragerückgangs um 1,2 Mio. Barrel pro Tag in 2009 bewegen wir uns im Bereich der Erwartungen der IEA (1,25 Mio. Barrel pro Tag), der OPEC (1,00 Mio. Barrel pro Tag) und der US Energy Information Administration (1,39 Mio. Barrel pro Tag).

Unsere Erwartung eines positiven Wachstums der Ölnachfrage im Jahr 2010 entspricht ebenfalls der Meinung der meisten Beobachter, denn allgemein wird von einer Rückkehr des Wirtschaftswachstums und einem nachlassenden Effekt erhöhter Ölpreise auf den Ölverbrauch ausgegangen.

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Nicht-OPEC-Angebot: Weiterhin enttäuschend; Verschlechterung würde Preise weiter unterstützen

Anders als die OPEC-Produktion, die mit dem Ziel steigender Preise eingeschränkt wird, streben die Nicht-OPEC-Produzenten stets tendenziell ein maximales Angebot an. Möglich sind saisonale Produktionsrückgänge, z.B. in Wartungsphasen oder aus wetterbedingten Gründen. Das Nettoangebot außerhalb der OPEC stammt aus reifen Ölfeldern mit rückläufiger Produktion sowie aus neuen und relativ neuen Feldern mit steigender Förderung. In den letzten Jahren hat das Nettoangebot außerhalb der OPEC zwar zugenommen; die jährlichen Steigerungsraten haben aber immer mehr abgenommen. Hinzu kommt, dass die anfänglichen Prognosen tendenziell deutlich nach unten revidiert wurden.

Das enttäuschende Produktionswachstum außerhalb der OPEC war in den vergangenen Jahren eine Folge von Verzögerungen bei der Inbetriebnahme neuer Felder. Der schwache Produktionszuwachs der Nicht-OPEC-Länder resultiert unseres Erachtens in diesem Jahr vor allem aus einem unerwartet starken Förderrückgang bei den reifen Feldern. Die Grafik unten links zeigt den kumulierten Produktionsrückgang in Regionen wie Mexiko, Großbritannien und Russland. Die Gründe für den unerwartet starken Rückgang sind unklar. Die geologischen Rahmenbedingungen und ihre Auswirkungen auf die Förderung können natürlich nicht verändert werden. Zum Teil könnte der Rückgang aber auch auf die Verschiebung von Investitionen in Explorationsbohrungen in den bestehenden Ölfördergebieten zurückzuführen sein.

Unsere Prognose eines im Wesentlichen unveränderten Nicht-OPEC-Angebots in diesem Jahr könnte sich letztendlich als konservativ erweisen. Ein Produktionsrückgang ist nicht auszuschließen. Dies spricht für höhere Preise, da dann für eine Reduzierung der Lagerbestände geringere OPEC-Kürzungen erforderlich wären.

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