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Höhere Ölpreise trotz schwacher Weltwirtschaft

06.04.2009  |  Eugen Weinberg
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Globale Öllagerbestände: Belege für niedrigere Lagerbestände kommen nur langsam

Unter der Annahme, dass die OPEC ihre derzeitigen Fördermengen beibehält, erwarten wir bis zum 3. Quartal 2009 einen Rückgang der derzeit erhöhten OECD-Bestandsdeckung (Näherungsgröße für die globalen Bestände) unter das Normalniveau (siehe Grafik unten rechts). Allerdings gibt es derzeit noch keine überzeugenden Belege für sinkende Bestände. Die Bestände in Cushing, Oklahoma, wo die Preisbildung für WTI stattfindet, bewegen sich weiterhin auf hohem Niveau, da aus dem Norden kanadisches Öl hereinströmt und hinsichtlich des Exports überschüssiger Mengen in den Süden logistische Einschränkungen bestehen.

Möglicherweise ist der allmähliche Rückgang der Lagerbestände derzeit nicht erkennbar, weil er größtenteils “vor der Küste“ stattfindet, und hier nur in eingeschränktem Maße Daten zur Verfügung stehen. So hat die Beratungsfirma Oil Movements für den letzten Monat einen Rückgang des Öls, welches sich in den Tankern auf See befindet, um 25 Mio. Barrel gemeldet.Dieser Rückgang entspricht dem Anstieg der US-Rohölbestände in Cushing seit letzten Oktober. Vermutlich wurden diese Lagerbestände an Land transportiert, wo die Datenerfassung besser ist. Von daher die widersprüchlichen Informationen hinsichtlich der allgemeinen Verringerung der Lagerbestände. Solch ein Rückgang der Lagerbestände wird sich möglicherweise erst allmählich abzeichnen.

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Globale Ölnachfrage: Erleben wir eine erste zarte Erholung?

Die Ölnachfrage in den entwickelten Volkswirtschaften der OECD wurde am stärksten durch die hohen Preise und die schwache Wirtschaftstätigkeit beeinflusst (siehe Grafik unten links). Aber auch das in den letzten Jahren vorherrschende starke Wachstum der Ölnachfrage in den Entwicklungsländern wurde etwas gebremst. Dennoch dürfte die Nachfrage in den meisten dieser Länder auch in diesem Jahr weiter zunehmen. Eine Wende bei der Ölnachfrage wird erst erwartet, sobald die Konjunktur wieder anspringt. Allerdings dürfte sich der Nachfragerückgang bereits im Vorfeld verlangsamen.

Zum Teil liegt dies daran, dass sich der Nachfragerückgang infolge der hohen Preise des letzten Jahres nicht in gleichem Maße wiederholt. Dies geht aus der Grafik unten rechts hervor. Die jährliche Nachfrageveränderung in den USA schwächt sich ab, was im Wesentlichen darauf zurückzuführen ist, dass die für die letzten Monate ausgewiesenen jährlichen Veränderungen in Bezug zu der besonders schwachen Nachfrage vor einem Jahr zu sehen sind. Bekannt als “zweite Ableitung“ kann der verlangsamte Rückgang als Frühindikator für eine Nachfragewende gewertet werden. Oftmals ist hier aber eher der Wunsch Vater des Gedanken. Nichtsdestotrotz sollte dieses Phänomen im Auge behalten werden.

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Implikationen für die Struktur der Terminkurve: Implikationen für Fonds

Bis 2004 wies die Öl-Terminkurve tendenziell eine Backwardation-Struktur auf (zukünftige Preise liegen unter den zeitnahen Preisen). Dies entspricht der Natur der Rohstoffe, bei denen der Besitz einer Kaufverpflichtung in der Zukunft keine Zinsen bringt und daher einen Abschlag erfordert. Niedrige Lagerbestände unterstützen die zeitnahen Preise, was für eine steilere Backwardation-Struktur spricht.

Das in den letzten Jahren zu beobachtende zunehmende Fonds-Interesse an Rohstoffen ist zum Teil auf die Erkenntnis zurückzuführen, dass bei vorliegender Backwardation ein positiver Gewinn möglich ist, wenn die Gelder aus einem Ein-Monats- in einen günstigeren Zwei-Monats-Kontrakt übertragen werden.

In der jüngeren Vergangenheit hat sich die Ölkurve tendenziell in eine Contango-Struktur gedreht (zukünftige Preise liegen über den zeitnahen Preisen). Investment-Fonds verzeichnen Verluste, wenn das Fondsvermögen bei Fälligkeit des Ein-Monats-Kontrakts in den Zwei-Monats-Kontrakt übertragen wird. Damit diese Fonds die “negative Rollrendite“ eines Contango-Marktes überkompensieren können, müssen die absoluten Preise steigen.

Wie wird die Entwicklung in diesem Jahr aussehen? Da die Lagerbestände zurückgehen werden, dürfte die Steigung der Contango-Kurve abnehmen, und die Terminkurve wird sich möglicherweise wieder in eine Backwardation drehen. Die Folge könnte ein zunehmendes Interesse seitens der Investment-Fonds sein, da der Roll-Ertrag dann wieder positiv wird. Dies könnte wiederum zu verstärkten Käufen der kurzfristigen Kontrakte führen mit der Folge einer stärkeren Backwardation und einer selbstverstärkenden Tendenz auf den Ölpreis, sodass die Fonds von höheren Roll-Erträgen und absoluten Preissteigerungen profitieren. Unseres Erachtens wäre eine solche Entwicklung nicht nachhaltig. Vorübergehende Preissteigerungen über das in unserm Basisszenario unterstellte Niveau hinaus sind jedoch nicht auszuschließen.

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