Benchmark Brent stabilisiert sich nur kurz
Nachdem sich die Benchmark Brent im September unter der 50-US-Dollar-Marke stabilisiert hatte, legten die Preise in der Vorwoche um rund 10% zu. Gründe der Erholungsbewegung:
(1) Grundsätzlich verbesserte Stimmung an den Rohstoffmärkten, nachdem der Glencore-Konzern positive Nachrichten streute, (2) rückläufige Rig Counts und sinkende US-Ölproduktionsdaten, (3) Einpreisen einer geopolitischen Prämie aufgrund der russischen Militärintervention in Syrien, (4) die Bereitschaft Russlands, sich an Gesprächen mit anderen OPEC-Staaten zu beteiligen, (5) bullische, im Rahmen von Ölkonferenzen in New York und London geäußerte Ölpreisprognosen.
Inzwischen haben die Preise wieder nachgegeben, weil das große Bild weiterhin einen überversorgten globalen Rohölmarkt zeigt.
Update Szenario - Ölmarkt weiter überversorgt
Inzwischen sind die Oktober-Reports von IEA, OPEC und EIA erschienen. Eine nennenswerte Änderung des Szenarios eines überversorgten Ölmarktes lässt sich hieraus nicht ableiten. Interessant: Die IEA revidierte ihre Nachfrageschätzung 2015 um 70.000 bpd nach oben, für 2016 jedoch um 150.000 bpd nach unten. Die relevanteste Revision der OPEC ist die Anpassung des Ölangebotes außerhalb der OPEC um 200.000 bpd (2015) bzw. 480.000 bpd (2016) nach unten.
Die Zykluskräfte wirken also allmählich, die reduzierten Investitionsbudgets machen sich in gesenkten Outputzahlen bemerkbar. Dennoch dürfte es noch eine Weile dauern, bis sich eine Balance zwischen globalem Angebot und globaler Nachfrage einstellt. Per Saldo gehen wir davon aus, dass die überversorgte Situation an den Ölmärkten selbst bei vorsichtiger Nachfrageschätzung und optimistischer Non-OPEC-Angebotserwartung bis weit ins Jahr 2016 hinein anhalten wird.
Vorerst kein Kurspotenzial
Aktuell ist keine Änderung der OPEC-Strategie absehbar; jüngste Kommentare von Generalsekretär el-Badri sowie dem kuwaitischen Ölminister al-Omair deuten darauf hin. "Today there are no ideas or demands from the member states to make any big change in OPEC´s decision", so al-Omair am Montag dieser Woche.
Für die kürzerfristigen Bewegungen sind häufig spekulative Investoren verantwortlich. In den letzten acht Wochen erhöhte sich deren Netto-Long-Positionierung um über 55.000 Kontrakte, was die Preise anfällig für Rückschläge macht. Bis zum Jahresende 2015 sehen wir daher vorerst kein weiteres Potenzial.
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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