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Ölpreis erreicht 12-Jahrestief - wann endet die Baisse?

18.01.2016 | 8:00 Uhr | Klumpp, Frank, LBBW
Ölpreis auf 12-Jahrestief

Turbulenter Jahresbeginn an den Ölmärkten: Nachdem der eskalierende Konflikt zwischen Iran und Saudi-Arabien nur einen kleinen Preisanstieg auslöste, setzten sich die bearishen Kräfte wieder durch. China-Sorgen und schwache Fundamentaldaten zu den Ölmärkten drückten sowohl WTI als auch Brentöl unter die 30-Dollar-Marke, den tiefsten Stand seit 12 Jahren. Eine interessante Randnotiz ist hierbei, dass WTI derzeit wieder mit einem Aufschlag zu Brent handelt.



Sorgen um China belasten

Der Crash an den chinesischen Aktienmärkten hinterließ auch an den Ölmärkten seine Spuren. Der Aktienmarkt des Festlandes (A-Shares) hat zwar kaum Aussagekraft als Frühindikator für die chinesische Wirtschaft, dasgilt sowohl im Bullen- als auch im Bärenmarkt. Allerdings waren auch die tatsächlichen Frühindikatoren zuletzt durchweg auf Moll gestimmt. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe sank z.B. im Dezember von 48,6 auf 48,2 Punkte. Auch der Blick auf "harte" Daten des Ölmarktes offenbart Schwächeanzeichen:

So stagnierte die implizite Ölnachfrage im zweiten Halbjahr, nachdem sie im ersten Halbjahr 2015 noch kräftig zulegen konnte. Im November 2015, den zuletzt verfügbaren Daten, war diese Kennzahl sogar im Jahresvergleich rückläufig. Diese implizite Ölnachfrage lässt sich aus dem Raffineriedurchsatz sowie den Netto-Produktimporten errechnen, da keine tatsächlichen Verbrauchsdaten vorliegen.

Die zuletzt sehr positiv ausgefallenen Ölimporte für Dezember lassen u.E. nur wenig Rückschlüsse auf die Nachfragesituation zu, da (a) die Produktexporte zuletzt mit über 1 mbpd recht hoch waren und (b) die niedrigen Preise zum Aufbau strategischer Reserven genutzt werden dürften. Der jüngste Abwärtsschub der Ölpreise ist also auch nachfragebedingt, und die in den letzten Jahren vor allem angebotsgetriebenen Ölmärkte erhalten nun auch Gegenwind von Nachfragethemen.



Spekulation um Abwertung des Riyal

Der Ölpreisverfall belastet naturgemäß die Ölexporteure. So verstärken sich auch Saudi-Arabiens Haushaltsprobleme, die 2015 - zu noch höheren Ölpreisen als aktuell - ein Haushaltsdefizit von ca. 20% erwirtschafteten. Der IWF schätzte noch vor wenigen Monaten, dass das Nettovermögen des Königreichs bei unveränderter Ausgabenpolitik und einem Ölpreis von 50 USD je Barrel in 5 Jahren aufgebraucht sei.

Dies rief Spekulationen auf den Plan, wonach der Riyal vor einem Ende der 30 Jahre währenden Dollarbindung stehe. Die 12-Monats-Terminkurse handeln bereits rund 3% unter dem Fixkurs von 3,75 Riyal. Bevor die Saudis jedoch zu diesem Mittel greifen, dürften noch andere Maßnahmen umgesetzt werden.

Neben der Begebung von Anleihen wird auch über die Platzierung der nationalen Ölfördergesellschaft Saudi-Aramco nachgedacht. Unbestritten ist hingegen, dass der Druck für die Saudis zunimmt. Mit OPEC-Basketpreisen unter 30 US-Dollar je Barrel steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Land von seiner Position abrückt, in keinem Fall Produktionskürzungen beschließen zu wollen. Zumal die Braut Saudi-Aramco zu Preisen um 50 USD/bbl ja auch hübscher erschiene.

Ob die Rufe einzelner Ölförderländer nach einem außerordentlichen OPEC-Treffen vor dem turnusmäßigen Juni-Termin erhört werden, bleibt dennoch fraglich.



EIA-Daten zeigen überversorgten US-Markt

Die wöchentlichen EIA-Daten sind ebenfalls bearish zu werten. So legten die landesweiten Rohölbestände zwar nur um 234.000 Barrel zu, die Lagerbestände an Destillaten und Benzin legten jedoch mit plus 6,1 bzw. 8,4 mb deutlich über den Erwartungen zu.

Auch die im Rahmen des monatlichen STEO veröffentlichten Daten zeigten einmal mehr, wie robust die amerikanische Fracking-Industrie ist. So wurde die 2015er Zahl für das Wachstum der heimischen Ölproduktion von 630.000 bpd auf 720.000 bpd erhöht. 2016 wird dann von einem Rückgang um 700.000 bpd ausgegangen, nach 570.000 bpd bisher.



Angebotsreaktionen ante portas

Möglicherweise geht der Ölpreiscrash noch etwas weiter, zumal Kapitulationssignale an den CFTC-Daten zu spekulativen Positionierungen noch nicht klar erkennbar sind. Zwar befinden sich die Shortpositionierungen auf rekordhohen Niveaus, netto liegt die Zahl immer noch über der Nulllinie.

Trotz all der skizzierten negativen Nachrichten häuft sich auch der Newsflow über Angebotsreaktionen: So wurde etwa ein Vertreter des russischen Finanzministeriums zitiert, man müsse Produktionsanlagen schließen. Und das Analysehaus WoodMacKenzie veröffentlichte eine Studie, wonach die Ölindustrie seit 2014 Projekte im Gegenwert von 380 Mrd. USD gestrichen hat. Dies bedeutet eine Verschiebung von 2,9 mbpd Neuförderung in die nächste Dekade. Die tiefen Preise legen also die Basis mittelfristig deutlich höhere Notierungen.


© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart



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