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Edelmetalle Aktuell

31.10.2008  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
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Platin

Der in den letzten Wochen und Monaten arg gebeutelte Platinpreis büßte zu Beginn der Berichtswoche noch einmal fast 5% ein und erreichte am Montag mit einem Kurs von 732 $ je Unze den tiefsten Stand seit Mitte Oktober 2003. Dabei waren es noch immer vor allem die Negativmeldungen aus der Automobilindustrie, welche die Anleger verunsicherten und so den Preis drückten. Ab Mitte der Woche kam es dann aber zu einer massiven Trendwende. Die Leitzinssenkung in den USA auf nun nur noch 1%, die diversen für Europa diskutierten Konjunktur- und Hilfsprogramme zugunsten der Autoindustrie und die zunehmenden Schwierigkeiten der Platinmetallproduzenten, auf dem derzeitigen Preisniveau noch profitabel wirtschaften zu können, deuten allesamt daraufhin, dass der Preisverfall der letzten Monate am Ende doch übertrieben gewesen sein könnte. Bis heute Morgen erreichte das Metall wieder 870 $ je Unze; ein Plus von über 15% innerhalb von drei Tagen. Für die nächste Zeit erwarten wir nun erst einmal eine Konsolidierung. Neue Tiefstkurse sollten nicht auf der Tagesordnung stehen, Preise von über 900 $ dürften aber auch nicht zu halten sein.

Es ist mal wieder Berichtssaison bei den Minen: Ende letzter Woche gab Angloplatinum, der weltweit größte Platinmetallproduzent, bekannt, dass die Produktion an raffiniertem Platin im dritten Quartal um 11 Prozent auf 543.200 Unzen gefallen sei. Ein Großteil des Rückgangs sei aber auf die planmäßige Revision des Waterfal-Schmelzofens zurückzuführen gewesen. Die eigentliche Ausbringung aus den Minen sei dagegen, so die Südafrikaner, um 9% im Jahresvergleich und sogar um 12% im Vergleich zum Vorquartal angestiegen. Der Vorrat an unverarbeitetem Erz habe deshalb entsprechend zugenommen. Das Produktionsziel für das Gesamtjahr in Höhe von 2,4 Mio. Unzen werde deshalb auch aufrecht erhalten, so Anglo weiter.

Man wolle mit dem Festhalten an dem Ziel auch zeigen, dass man trotz des jüngsten, dramatischen Preisverfalls weiter an eine positive Entwicklung der Platinmetallpreise glaube. Der Vorstandsvorsitzende (CEO) von Angloplat, Neville Nicolau, sagte hierzu, dass das Metall derzeit vor allem aus psychologischen Gründen so tief handele und dass der Preis für Platin langfristig wieder auf 1.200 $ bis 1.300 $ steigen werde. Was die zukünftige Geschäftspolitik seiner Firma angehe, sagte Nicolau, dass es trotz dieser positiven Prognose keine “heiligen Kühe“ gäbe. Man werde kurzfristig sowohl die Kostenseite, wie auch - noch in besseren Zeiten - geplante Projekte überprüfen.

In dieser Woche musste Anglo Platinum nach einem Unfall, bei dem ein Arbeiter ums Leben kam, zunächst erst einmal einen Schacht der weltgrößten Platinmine in Rustenburg schließen. Der Markt kann den damit verbundenen Produktionsausfall in der aktuellen Verfassung sicher verschmerzen. Trotz dieses jüngsten Zwischenfalls sind in diesem Jahr im Vergleich zu 2007 insgesamt deutlich weniger Arbeiter in den Minen am Kap verunglückt. Die Minenkammer teilte hierzu letzte Woche mit, dass es zwischen dem 1. Januar und dem 31. August insgesamt 109 Todesfälle gegeben habe, davon 23 in den Platinminen. Am Ende könnte die Zahl in diesem Jahr im Jahresvergleich um fast 30% niedriger liegen als im letzten Jahr, so die lokale “Chamber of Mines“.

Ebenfalls aus Südafrika berichtet der kleinere Produzent Aquarius Platinum, dass man im letzten Quartal aufgrund der gefallenen Preise einen Verlust in Höhe von 21,5 Mio. $ erlitten habe. Im vorherigen Quartal hatte das Unternehmen noch fast 40 Mio. $ verdient. Die Produktion an Platinmetallen lag zwischen Juli und September bei 128.000 Unzen, dies war gegenüber dem zweiten Quartal ein Plus von 17 Prozent. Eine Reaktion auf den Verlust ist, dass Aquarius jetzt einen unprofitablen Schacht schließen will.

Die schweizerische Investmentbank Credit Suisse hat derweil die Platinminengesellschaften aufgerufen, die Produktion um 10 Prozent zu kürzen, um auf diese Weise den Preis des Metalls und die Aktienkurse der Produzenten zu stimulieren. Nach Aussage der Schweizer habe die Platinminenindustrie angesichts der gefallenen Metallpreise eine völlig neue Dimension erreicht, nämlich die des “Kampfes um das Überleben“. Hauptursache für die derzeit schlechte Lage sei der Einbruch der Nachfrage seitens der Automobilindustrie. In diesem Sektor erwarten die Analysten der Credit Suisse beim weltweiten Absatz für 2008 nun einen Rückgang in Höhe von 1,8 Prozent, für 2009 sogar einen Rückgang in Höhe von 3,4 Prozent.


Palladium

Das Palladium erreichte bereits am letzten Freitag mit 162,50 $ je Unze einen Boden. Die sich auf diesem Niveau massiv verstärkende industrielle Nachfrage in Verbindung mit Käufen durch Schnäppchenjäger unter den Anlegern sorgten dann für einen raschen Anstieg auf etwas über 200 $ je Unze. Dies war der größte Wochengewinn seit Mitte Juni.

Die Schnelligkeit des Anstiegs in dieser Woche könnte nun aber erst einmal dafür sorgen, dass der Palladiumpreis eine Pause einlegt und sich zwischen 180 $ und 220 $ stabilisiert. Langfristig bleiben wir aber relativ freundlich eingestellt. Die Schwierigkeiten der Minen (siehe Bericht von letzter Woche) angesichts der niedrigen Notierung dürfte dafür sorgen, dass Palladium in absehbarer Zukunft nicht gerade im Überfluss vorhanden sein wird. Ein weiterer Hinweis darauf könnte auch sein, dass im September 31 Tonnen Palladium von Russland aus in die Schweiz exportiert worden sind. Zusammen mit den auch schon hohen Exporten im August in Höhe von 10,4 Tonnen könnte dies bedeuten, dass die staatlichen russischen Vorräte, die seit Jahren als Damoklesschwert über dem Palladiummarkt hängen, gar nicht mehr so groß sind und in absehbarer Zeit dann als Belastung für den Palladiumpreis endgültig ausfallen.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Nach dem beispiellosen Preisverfall der letzten Wochen konnte sich die Rhodium-Notierung wie erwartet zuletzt wieder etwas stabilisieren. Das Metall handelte in dieser Woche zwischen 1.400 $ und 1.700 $ je Unze. Eine Fortsetzung des Preisverfall der letzten Wochen halten wir für nicht sehr wahrscheinlich, da es auf dem bzw. leicht unterhalb des aktuellen Niveaus verstärkt Kaufinteresse gibt.

Die anderen beiden “kleinen“ Platinmetalle standen erneut nicht im Fokus der Händler. Ruthenium notierte zuletzt etwas tiefer bei 160 $ - 220 $ und Iridium bei 380 $ - 430 $ je Unze.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



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Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.
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