Edelmetalle Aktuell


Der Goldpreis ist nach der Abfassung unseres letzten Berichts am vergangenen Freitag zwar zunächst noch einmal gefallen, er konnte sich dann aber im Laufe dieser Woche nicht nur stabilisieren, sondern am Ende zeitweise sogar deutlich zulegen. Begonnen hat der Goldpreis die Berichtswoche bei 700 $ je Unze, am vergangenen Freitag fiel er dann zunächst auf nur noch 681 $ zurück. Dies war der tiefste Stand seit September 2007. Verantwortlich für den erneuten Rückgang der Goldnotierung war ein Abbröckeln des Ölpreises auf nur noch 63 $ je Barrel und das Absinken des Euro/Dollar-Kurses auf die Marke von 1,25. Diese beiden externen Treiber des Goldkurses setzten dann ihren Abwärtstrend zu Beginn dieser Woche unvermindert fort, das gelbe Metall koppelte sich an dieser Stelle dann allerdings von dem allgemeinen Trend ab. Erst seit Mittwoch befinden sich alle drei Märkte wieder im Gleichschritt: Gold erreichte heute angesichts der Rückkehr des Euro/Dollar-Kurses auf zeitweise fast 1,33 (als Folge der Zinssenkung in den USA) und des Ölpreises auf über 70 $ je Barrel, vorübergehend einen Kurs von fast 780 $ je Unze, bevor es zu Gewinnmitnahmen kam.
Für die nächste Woche erwarten wir nun zunächst eine eher neutrale Tendenz, da es dem Metall kurzfristig schwerfallen dürfte, nachhaltig über die Marke von 800 $ zu klettern. Auf der anderen Seite würde erst wieder ein Durchbrechen der Grenze von 720 $ je Unze ein negatives Signal aussenden, dann kann sogar ein Test der Tiefstkurse vom letzten Freitag nicht ausgeschlossen werden.
In den letzten Tagen gab es neben der dollar- und ölabhängigen, eher spekulativen Nachfrage zeitweise auch aus Indien eine etwas größere Unterstützung für den Goldpreis: Händler berichteten, dass vor den lokalen Feiertagen dieser Woche die Nachfrage deutlich gestiegen sei und bis zu 50 Tonnen Gold von Juwelieren verkauft worden sein könnten. Allerdings führt diese Zahl nicht notwendigerweise zu entsprechenden Importen nach Indien, da zunächst auch einfach Vorräte abgebaut worden sein könnten. Der tatsächliche Einfluss auf den internationalen Marktpreis durch die Nachfragewelle auf dem Subkontinent könnte deshalb geringer ausgefallen sein, als diese Zahl zunächst suggeriert.
Zu dem Anziehen der Käufe habe vor allem auch der jüngste Preisverfall beim Gold, auch in lokaler Währung beigetragen. Von 45.000 Rupien je Unze, einem neuen Allzeithoch, das Mitte Oktober erreicht worden war, fiel der Preis zeitweise auf unter R 34.000 und damit fast auf ein neues Jahrestief zurück. Aktuell notiert er wieder bei 38.000. Für die Zeit nach Ende der indischen Festtage sehen Beobachter des lokalen Marktes allerdings schon wieder ein Nachlassen der Nachfrage voraus.
In den letzten Tagen gab es auch wieder Nachrichten zur weltweiten Goldproduktion: Aus Russland berichtete die Vereinigung der Goldproduzenten, dass in den ersten neun Monaten des Jahres 132 Tonnen und damit 10,2 Prozent mehr Gold produziert worden seien. Immerhin 117,3 Tonnen davon war durch Minen neu gefördertes Metall, der Rest kam aus Recycling oder aus Quellen, die Gold als Beiprodukt produzieren. Für das Gesamtjahr erwartet die Lobby-Gruppe ein Plus von 8% auf 176 Tonnen. Nach fünf Jahren des Rückgangs wäre dies die erste Steigerung der Ausbringung. Der größte Teil der russischen Produktion stammt aus den östlichen Landesteilen Krasnojarsk, Jakutien (Sacha) und Chabarowsk.
Die gesunkenen Edelmetallpreise hinterlassen nicht nur Spuren in den Bilanzen der Platinmetallproduzenten, auch der Gewinn des weltweit zweitgrößten Goldproduzenten Newmont Mining ist im letzten Quartal im Jahresvergleich um 51% auf 177 Mio. $ (ohne Einmalerträge) gefallen. Newmont hat im letzten Quartal 1,28 Mio. Unzen Gold zu einem Preis von 480 $ je Unze produziert. Der Durchschnittlich erzielte Preis lag bei 865 $ je Unze. Insgesamt möchte das in Denver beheimatete Unternehmen in diesem Jahr unverändert 5,1 bis 5,4 Mio. Unzen Gold produzieren. Beim riesigen Boddington-Projekt von Newmont in Westaustralien kommt es nun aber aufgrund der gesunkenen Edelmetallpreise voraussichtlich zu Verzögerungen. Ursprünglich sollte die Mine mit einer Jahreskapazität von 600.000 - 700.000 Unzen Mitte 2009 in Betrieb gehen.
Noch stärker als Newmont hat es im letzten Quartal Gold Fields “erwischt“. Die südafrikanische Nr. 2 musste über einen um 86% gesunkenen Gewinn berichten. Neben den niedrigeren Preisen war eine um 8% gefallene Produktion für den dramatischen Einbruch verantwortlich. Dazu hatten vor allem Minenschließungen nach Unfällen und eine Verzögerung bei einer neuen Mine in Peru beigetragen. Die Kosten für eine Unze betragen bei Gold Fields inzwischen im Durchschnitt 617 $ und liegen damit 22% höher als im Vorquartal.
Während die Minen mit den gefallenen Preisen zu kämpfen haben, freuen sich jene privaten Investoren, die aktuell noch Geld in Form von physischen Edelmetallen anlegen wollen. Die Nachfrage in Deutschland von dieser Seite nach Investmentbarren mit einem Gewicht von bis zu einem Kilo hielt dank der zunächst relativ niedrigen Notierungen auch in den letzten Tagen unvermindert an. Aufgrund dessen, dass die Produktion weiter auf Hochtouren läuft, konnten die Lieferfristen aber etwas verringert werden. Vorausgesetzt, es kommt nicht kurzfristig zu einer neuen dramatischen Kaufwelle, könnten die meisten Barrengrößen in der zweiten Novemberhälfte wieder kurzfristiger lieferbar sein. Aber nicht nur in Deutschland, auch in Hongkong gibt es aktuell Wartezeiten für die Investmentbarren, allerdings betragen diese derzeit nur rund eine Woche.
Insbesondere an die an Edelmetallen interessierten Anleger in Deutschland richtet sich die in der nächsten Woche am Freitag und Samstag in München stattfindende “Edelmetall- & Rohstoffmesse“. Nähere Informationen zu der Veranstaltung gibt es auf der Webseite www.edelmetallmesse.de
Silber
Der Silberpreis war in den letzten Tagen wieder ausgesprochen volatil. Zunächst folgte er dem Gold nach unten, schon am letzten Freitag erreichte er 8,63 $ je Unze. Im Gegensatz zum Goldpreis, der sich danach stabilisierte, gab das Silber bis zum Dienstag noch einmal 20 Cents auf den tiefsten Stand seit Dezember 2005 ab.
Innerhalb der letzten 48 Stunden legte das Metall dann aber parallel zu Gold, Öl & Co. wieder zu und heute morgen notierte es in der Spitze mit 10,50 $ je Unze sogar zeitweise wieder deutlich zweistellig.
In den letzten Stunden kam es dann wieder zu leichten Verlusten mit aktuell 9,95 $ liegt das Metall aber noch immer weit über dem Stand von vor einer Woche.
Was die weitere Entwicklung angeht, rechnen wir jetzt erst einmal - wie bei den anderen Metallen auch - mit einer Seitwärtsbewegung zwischen 8,50 $ und 10,50 $ je Unze. Strukturell überzeugt uns das Metall, dass ja in erster Linie ein Beiprodukt bei der Förderung von Gold und NE-Metallen ist, aber auch weiterhin nicht unbedingt.