Kupfer-Bullenmarkt (2)

Asien, allen voran China und Indien, stellt mit einer Bevölkerung von fast 4 Milliarden Menschen mehr als 60% der Weltbevölkerung dar. Während unserer gesamten Geschichte hatten die Volkswirtschaften dieser lange unterdrückten Nationen allerdings keinen großen Einfluss auf die weltweiten Rohstoffmärkte. Diese früher geschlossenen Volkswirtschaften greifen nun nach den Rohstoffen, die den Rest der Welt zu einem großen Teil modernisiert haben.
Asien durchläuft eine Verbesserung des Lebensstandards, in der seine Bewohner, die nun mehr Geld und verfügbares Einkommen haben als je zuvor, die gleichen Dinge für sich beanspruchen, die die westliche Welt für so lange Zeit als selbstverständlich angesehen hat. Chinesische Städte wachsen wie wild, da ein offener Handel und bessere Technologien es den Menschen ermöglichen, stärker zum wirtschaftlichen Erfolg beizutragen.
China ist ein Land, in dem bis vor kurzem weniger als 1% der Bevölkerung ein Auto besaß und in dem modernes Wohnen nicht mehr als ein Traum war. Da Autos und andere moderne Einrichtungen nun einem größeren Teil der Bevölkerung zugänglich werden, können die 50 Pfund Kupfer für die Herstellung eines Autos oder die 400 Pfund Kupfer für ein gewöhnliches Einfamilienhaus die Nachfrage nach diesem Rohstoff wirklich beschleunigen.
In einer wachsenden Wirtschaft sind Autos und Häuser allerdings nur ein Bruchteil des Kupfers, das nötig sein wird, um die Infrastruktur von großen Städten oder Häfen auszubauen. Industrielle Maschinen, Bürogebäude, öffentliche Verkehrsmittel, elektronische Artikel und Konsumgüter werden alle eine signifikante Menge an Kupfer erfordern.
Durch diese jahrelang ansteigende Nachfrage mussten die Produzenten ihre Produktionsmengen also tatsächlich erhöhen. Das in Minen abgebaute Kupfer stellt etwa 2/3 des jährlichen Verbrauchs dar, der Rest kommt aus dem Recycling von altem Kupfer. Obwohl es während den Jahren niedriger Preise in den Bärenmärkten der 1980er-Jahre und um den Jahrhundertwechsel Einschnitte in der Exploration gab, ist die Produktion der Kupferminen im Laufe der Zeit gestiegen.
Tatsächlich ist die weltweit abgebaute Menge an Kupfer laut US Geological Survey seit 1990 um 70% gestiegen. Während diesem Zeitraum war das Produktionsvolumen fast in jedem Jahr höher als im vorangegangenen Jahr. Laut der International Copper Study Group (ICSG) wird in diesem Jahr ein weiterer Anstieg um 6,3% im Vergleich zum Vorjahr erwartet.
Wenn man nun den Anstieg des Angebots an Kupfer, dass jährlich auf den Markt gebracht wird, isoliert betrachtet, sieht die Lage doch gar nicht so schlecht aus, richtig? Für den Marktpreis ist es aber leider völlig irrelevant, wie sich das Angebot alleine entwickelt. Für die Entwicklung des Marktpreises ist einzig und allein wichtig, wie sich das Angebot relativ zur Nachfrage entwickelt. Da die Preise nun in letzter Zeit nach oben geschossen sind ist es offensichtlich, dass dieses steigende Angebot einer immer noch viel stärkeren Nachfrage gegenüberstand.
Dies war an den schwindenden weltweiten Lagerbeständen in den letzten Jahren klar zu erkennen. Vor ein paar Monaten schrieb ich über Basismetall-Lagerbestände, gemessen an den Daten der London Metal Exchange (LME), dem weltgrößten Handelsplatz für Nichteisenmetalle. Die Analyse der Lagerbestände bietet sicherlich einen exzellenten Einblick in diesen Kupfer-Bullenmarkt.
Seit ihrem letzten Hoch von etwa 1 Million Tonnen im Jahr 2002 sind die Kupferbestände der LME bis letztes Jahr auf weniger als 100.000 Tonnen geschmolzen und liegen aktuell unter 200.000 Tonnen. Es macht Sinn, dass ein Einbruch der Lagerbestände um 80% einen gewaltigen Einfluss auf den Kupferpreis haben sollte. Sinkendes Angebot an Kupfer steigert naturgemäß den Preis für jene, die auf dieses Metall bieten.