Oil Markets Weekly


Die 100 USD-Marke hat den Ölpreisen in der vergangenen Woche nur sehr kurzfristig Unterstützung geboten. Insbesondere die Turbulenzen auf dem USBankenmarkt mit der Insolvenz von Lehman Brothers belässt den Konjunkturskeptikern die Oberhand. Der fortgesetzte Preisverfall dürfte zudem bei einigen Investoren zur Liquidation von Beständen führen und damit den Preisverfall zusätzlich unterstützen. In diesem Umfeld gingen die Produktionskürzung der OPEC, die sturmbedingten Ausfälle im Golf von Mexiko und die Ankündigung eines “Ölkrieges“ in Nigeria unter.

Auch wenn die charttechnische Situation weitere Preisrückgänge impliziert, sehen wir die aktuelle Abwärtsbewegung - vor allem in dieser Dynamik - zunehmend als Übertreibung. Insbesondere mögliche Beschädigungen an den Ölanlagen in der Golf-Region durch weitere Stürme können die Preise schnell wieder in die Höhe schießen lassen. Zudem beeinträchtigen die Unruhen in Nigeria das Ölangebot und auch die Themen Russland und Iran haben das Potenzial, die Ölnotierungen wieder nach oben zu treiben. Ein Anhalten des Preisverfalls dürfte zudem innerhalb der OPEC für mehr Unruhe und die Bereitschaft sorgen, in einem Notfall-Meeting die Produktionsmenge aggressiver zu kürzen. Wir rechnen daher bis zum Ende der Sturmsaison im Atlantik (Oktober/November) nicht mit anhaltend rückläufigen Preisen.

US-Lagerbestände
Die US-Rohölvorräte sind in der vergangenen Woche wie erwartet deutlich zurückgegangen. Infolge der Hurrikans Gustav und Ike sank die Inlandsproduktion um 1 Mio. bpd und die Importe gingen um 1,2 Mio. bpd zurück. Die Bestände schrumpften um 5,8 Mio. auf 298,0 Mio. boe. Das Defizit zum 5-Jahres-Mittel des Monats September liegt damit bei 3,8 Mio. boe (1,2%). Wir sehen dies zwar nach wie vor aufgrund der reduzierten Nachfrage nicht als kritisch an, dennoch dürfte es während der aktuellen Sturmsaison mit der ständigen Gefahr von Angebotsausfällen unterstützend für die Ölpreise wirken.
Aufgrund der sturmbedingten Einschränkungen an der Golf-Küste sind auch die US-Raffinerieauslastung sowie die Vorratsbestände in nahezu allen Produktklassen gesunken. Die Destillatevorräte reduzierten sich um 1,25 Mio. boe (-1,0%) und die Benzinbestände schrumpften um 6,46 Mio. boe (-3,3%). Letztere liegen damit 6,0% (12,0 Mio. boe) unterhalb des September-Mittels der vergangenen fünf Jahre und auf dem niedrigsten Niveau seit September 2000. Die Destillatevorräte sind von einem leichten Plus in ein Defizit von 2,7% (3,56 Mio. boe) gedreht. Sollte es in den kommenden Wochen – z.B. infolge weiterer sturmbedingter Raffinerieausfälle – nicht zu einer Stabilisierung der Benzinbestände kommen, dürfte dies trotz der konjunkturell und saisonal schwachen Nachfrage für Unterstützung bei den Preisen der leichten Rohölsorten sorgen. Wichtig ist zudem die Fortsetzung des Wiederaufbaus der Heizölvorräte, die fast 36% unterhalb des 5-Jahres-Durchschnitts und 16% unterhalb des Vorjahresniveaus liegen.

Weitere Informationen
Beim Treffen der OPEC am vergangenen Dienstag nahm das Kartell wie von uns erwartet keine Änderung an ihren Förderquoten vor, sondern kündigte eine striktere Einhaltung der Fördervorgabe von 28,8 Mio. bpd an. Effektiv bedeutet dies nach Angaben von OPEC-Präsident Chakib Khelil eine Reduzierung der Ölproduktion um 520 Tsd. bpd, die innerhalb der nächsten 40 Tage vollzogen werden soll. Die neue Quote von 28,8 Mio. bpd ergibt sich durch das Ausscheiden Indonesiens aus der OPEC zum Jahreswechsel. Das Land hatte zuvor 870 Tsd. bpd zur gesamten Fördervorgabe beigetragen. Ob die OPEC ihr Vorhaben konsequent umsetzt, muss u.E. abgewartet werden.
So soll sich Saudi Arabien unglücklich über die Entscheidung gezeigt und eine Bestätigung der aktuellen Förderung vorgeschlagen haben. Außerdem produzieren u.a. Nigeria und Venezuela derzeit unter ihren Zielvorgaben. Die Frage, welches andere Mitglied diese freien Kapazitäten auffängt, birgt somit Konfliktpotenzial. Andererseits dürfte der jüngste Preisrutsch unter die 100 USD-Marke für das Barrel OPEC-Öl die Bereitschaft zu Produktionskürzungen unter den Kartellmitgliedern erhöht haben.
Auf der politischen Bühne mit Skepsis aufgenommen wurde die Ankündigung Russlands und der OPEC, in Zukunft enger zu kooperieren. Auf der Agenda stehen hierbei Themen wie Preisvolatilität, Umweltschutz und Projektentwicklung. Zusammen stellen die OPEC und Russland mehr als 53% der globalen Rohölversorgung.