Edelmetalle Aktuell

Das weiße Metall fiel im Verlauf der Berichtsperiode zunächst von 1.300 $ je Unze am letzten Dienstag auf 1.250 $ je Unze gestern Nachmittag zurück. Auf dem Weg nach unten durchbrach das Platin die erste technische Unterstützungslinie bei 1.265 $ je Unze. Die nächste wichtige Trendlinie lag dann bei 1.250 $. Sie verbindet die Tiefstkurse von Januar und dann Anfang März, konnte dieses Mal allerdings nicht durchstoßen werden. Diese Tatsache führte in den letzten 24 Stunden zu Käufen einiger Schnäppchenjäger und diese brachten den Platinpreis dann wieder auf ein Niveau von 1.270 $ je Unze zurück.
Ein Resultat der anfangs deutlich niedrigeren Preise in dieser Woche war eine merklich steigende industrielle Nachfrage. Größere und vor allem langfristige Absicherungsaktivitäten haben aber bisher nicht stattgefunden, offensichtlich auch in Erwartung noch weiter fallender Notierungen. Auch wenn der jüngste Rückschlag des Preises für uns nicht überraschend kam, sind wir nicht davon überzeugt, dass das Metall kurzfristig noch sehr viel weiter fallen kann. Im Moment erwarten wir, dass es über der Marke von 1.255 $ verbleibt und würden nicht ausschließen, dass es auf der anderen Seite sogar relativ kurzfristig wieder über 1.285 $ je Unze klettern kann.
Europäische Endverbraucher waren aber nicht die einzigen, die sich in den letzten Tagen Metall zugelegt haben. Entsprechendes Interesse erreichte uns auch aus China und Japan. So stiegen die Käufe an der Shanghai Gold Exchange in den letzten Tagen zwar noch an, der Gesamtumsatz für Mai in Höhe von 1,5 Tonnen lag allerdings um enttäuschende 20 Prozent unter dem Umsatz des Monats April. Der heute zu Ende gehende Monat war damit, was die Platinnachfrage in China angeht, der zweitschlechteste in diesem Jahr.
Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters plant die Firma ETF Securities Ltd. keinen Platin-ETF für den nordamerikanischen Markt. Auch eine nicht genannte, andere Firma habe ihre Pläne für ein entsprechendes Produkt aufgegeben. Man trage mit der Entscheidung dem Unmstand Rechnung, so ETF Securities, dass es wohl schwierig sein würde, eine Genehmigung der amerikanischen Börsenaufsicht SEC zu erhalten.
ETF Securities war das erste Unternehmen, das einen entsprechenden Platin-Fonds in Europa emittiert hatte. Dessen Erstnotiz war am 24. April in London erfolgt und inzwischen notiert der ETF auch an drei kontinentaleuropäischen Börsen, darunter in Frankfurt. Ein ähnliches Produkt wurde dann am 10. Mai durch die Zürcher Kantonalbank in der Schweiz aufgelegt. Schon diese Fonds waren von den Minengesellschaften und Verbrauchern mit Skepsis aufgenommen worden, da sie den relativ kleinen und gerade so im Gleichgewicht befindlichen Platinmarkt stören könnten. Wie Reuters weiter mitteilte, rechnen Analysten in den USA vor allem aus diesem Grund mit einem massiven Widerstand der Autoindustrie gegen irgendwelche ETF-Pläne. Für sie ist das Metall lebenswichtig. Im vergangenen Jahr, als die englische Barclays Bank Pläne für ein Silber-ETF bekanntgab, hatte es schon einmal erhebliche Widerstände durch industrielle Lobbygruppen gegeben. Diese hinderten die SEC damals am Ende aber nicht, eine Börseneinführung zu genehmigen.
In Europa ist der Markt wie oben beschrieben bereits einen Schritt weiter und der schweizerische ETF hat inzwischen ein Volumen von 25.000 Unzen erreicht. Dazu kommen noch weitere 12.000 Unzen, die bisher in Form des englischen Produktes gekauft wurden.
Während sich viele europäische Marktteilnehmer mit der Frage von ETFs auseinandersetzen, entwickelt sich in Südafrika ein Konflikt, der den Platinpreis unter Umständen ebenfalls deutlich steigen lassen könnte. Hier geht es um die Lohnerhöhungen in der Minenindustrie, wo die Vorstellungen der Gewerkschaften und der Arbeitgeber noch immer weit auseinander liegen. Letztere bieten im Moment eine Lohnerhöhung von sechs Prozent an, die Forderungen auf der anderen Seite liegen zwischen 15 und 18 Prozent, ein Streik erscheint deshalb nicht ausgeschlossen.
Für bisher nur geringe Reaktionen des Marktes sorgte auch die Veröffentlichung einer Studie durch zwei Unternehmensberatungen, die eine überraschende Aussage zur Entwicklung des Marktanteils von Dieselfahrzeugen in Europa enthält: Danach werden im Jahr 2020 nur noch 25 Prozent der Autofahrer Kostenvorteile durch die Nutzung eines dieselgetriebenen Autos haben. Im Moment seien dies knapp 50 Prozent und dies entspricht in etwa auch dem Marktanteil, den die Dieselfahrzeuge in Europa aktuell haben. Sollten die Analysten mit ihrer Einschätzung Recht haben, wäre dies auf lange Sicht für den Platinverbrauch in Europa sicherlich ein eher negatives Signal.
Palladium
Das Palladium war in den letzten Tagen nicht in der Lage, die gesamten Gewinne, die es in jüngster Zeit erzielt hatte, erfolgreich zu verteidigen. Mit einem Rückschlag auf nur 360 $ je Unze hat es den Sturm, dem die Edelmetalle in den letzten Tagen ausgesetzt waren, aber vergleichsweise gut überstanden. Noch am letzten Donnerstag war die Notierung vor dem Hintergrund eines einknickenden Goldpreises deutlich auf 364 $ gefallen, seitdem bewegte es sich aber in einer engen Spanne zwischen 363 $ und 368 $ je Unze.
Für die nächsten 10 Tage erwarten wir, dass das Metall besser als das Platin abschneiden wird, aber es müsste über die Marke von 372 $ klettern, um ein wirklich positives Umfeld zu bieten. Für den Fall eines unerwarteten Durchbruchs auf der unteren Seite der vorhergesagten Handelsspanne könnte es nachfolgend zu einem Preisverfall hin zu einem Niveau knapp über 350 $ kommen. Spätestens hier sollten dann aber sowohl Investoren als auch industrielle Endverbraucher genug Unterstützung für eine nachhaltige Stabilisierung verleihen.
Die Zürcher Kantonalbank hat Reuters gegenüber auch Details über die bisherigen Verkäufe beim Palladium-ETF gegeben. Danach wurden bis jetzt 133.000 Unzen an Investoren verkauft. Zusammen mit den 22.000 Unzen, die durch das Londoner Produkt auf den Markt wurden, ergibt sich eine Menge, die von unserer Vorhersage von 4 bis 5 Tonnen, die wir im letzten Bericht gemacht hatten, nicht allzu weit entfernt liegt.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Beim Rhodium haben wir andauerndes industrielles Kaufinteresse aus Europa, aber auch aus Asien beobachten können. Allerdings war dieses nicht stark genug, um einen leichten Rückgang der Notierung um 85 $ auf 6.115 $ je Unze zu verhindern. Ursache hierfür war, dass Händler weiterhin versuchen, zumindest einen Teil ihrer Pluspositionen abzustoßen. Angesichts dessen, dass die Liquiditätslage aber weiter angespannt bleibt - und dieses trotz der Wiederaufnahme der russischen Exporte - sehen wir vorerst keinen Grund, in das Lager der Bären zu wechseln. In absehbarer Zeit dürfte der Preis zunächst einmal zwischen 5.800 $ und 6.250 $ je Unze verbleiben.
Das Ruthenium steht weiter unter Druck, wobei die Preise nun unter 500 $ je Unze liegen. Iridium auf der anderen Seite hat seine Ruhephase noch nicht beendet.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (01.06.2007)
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