Edelmetalle Aktuell

Das ungeduldige Warten auf die neuesten Zahlen zu Angebot und Nachfrage bei den Platinmetallen hatte in der vergangenen Woche ein Ende. Der englische Edelmetallverarbeiter Johnson Matthey veröffentlichte in der letzten Woche seinen traditionellen Jahresbericht, der üblicherweise während der Platinwoche in London veröffentlicht wird. Diese findet jedes Jahr im Mai statt und zog diesmal eine Rekordzahl von Teilnehmern an, die aus den verschiedensten Segmenten des Platinmetallgeschäfts stammten. Dazu gehörten Produzenten, Weiterverarbeiter, Endverbraucher ebenso, wie Investoren und Händler.
Ihnen allen wurde von JM für das Platin ein eher positiver Ausblick für die weitere Kursentwicklung mit auf den Heimweg gegeben. So verwiesen die Engländer darauf, dass man für 2007 ein Defizit zwischen Angebot und Nachfrage in Höhe von 480.000 Unzen errechnet habe und dass auch für 2008 keine dramatische Verbesserung zu erwarten sei. Für die weitere Preisentwicklung bedeute dies, dass der Preis unter ungünstigen Umständen auf bis zu 2.500 $ je Unze steigen könne. Wir sind hier nicht ganz so positiv für den Preis eingestellt, nur für den Fall neuer und längerer Produktionsunterbrechungen, die wir aber nach der aktuellen Lage der Dinge nicht erwarten, erscheint ein solches Szenario denkbar.
Deutlich skeptischer als JM sind wir, was die weitere Entwicklung des Marktanteils von Dieselfahrzeugen in Europa angeht. Dies ist auch ein Grund, warum wir die Entwicklung der Platinpreisentwicklung langfristig nicht ganz so positiv sehen. Durch die hohen Dieselpreise gerät diese Motortechnologie derzeit europaweit unter Druck. Unternehmen berichten bei einzelnen Modellen bereits über einen Rückgang des Dieselanteils von 50% auf 30%. Österreich hatte z.B. 2003 mit damals rund 72% europaweit den höchsten Dieselanteil an den Neuzulassungen, 2007 sank der Anteil auf 59% (in Deutschland lag er bei 47,7%, in West-Europa bei 53,3%). Näheres zu dem Thema unter den Links.
Ebenfalls fraglich erscheint uns, ob sich der 2007er Verkaufserfolg bei den Platin-ETFs in diesem Jahr noch einmal wiederholen lässt. Während JM davon ausgeht, sehen wir den starken Absatz des letzten Jahres in diesem Segment als Anfangserfolg ein, der sich eher nicht wiederholen lassen wird. Weitere Details zu dem Bericht von JM finden sich unter dem entsprechenden Link auf Seite 4.
Dem aktuellen Platinpreis hat die Vorhersage eines weiter hohen Defizits und einer in Zukunft möglicherweise noch einmal deutlich steigenden Notierung nur vorübergehend geholfen, das gleichwohl massiv. Die Notierung setzte dabei ihren vor über zwei Wochen begonnnen Aufwärtstrend in aller Deutlichkeit fort und erreichte in der Spitze ein Maximum von 2.216 $ je Unze, dies war der höchste Preis seit dem kurzen Ausflug auf das Allzeithoch von 2.300 $ je Unze Anfang März. Noch schneller als der Preis gestiegen war, fiel er dann allerdings wieder. Gewinnmitnahmen auch angesichts des Durchbrechens einiger Chartlinien sorgten bis heute wieder für Preise von 1.968 $.
Palladium
Das Palladium stand auch in den letzten beiden Wochen erneut nicht im Fokus der Händler. Trotzdem stieg es angesichts der Kursgewinne bei den anderen Metallen zunächst leicht auf 456 $ je Unze an. Der insgesamt aber tendenziell eher negative Ausblick für Palladium, den Johnson Matthey in seinem Jahresbericht gab, verhinderte größere Gewinne. Als das Platin dann in dieser Woche ins Rutschen kam, fiel auch das Palladium mit. Dabei durchbrach es auf den Charts den schon seit Anfang Mai bestehenden Aufwärtstrend. Heute Mittag notierte es bei 426 $ und damit wie die anderen Metalle auch unter dem Stand von vor zwei Wochen.
Sollte sich die negative Tendenz bei den anderen Metallen fortsetzen, wird das Palladium sicher in Richtung der Marken von 420 $ und dann 410 $ sinken. Falls letzteres Niveau auch nicht halten sollte, bietet die psychologisch wichtige Schwelle von 400 wohl erst einmal keine große Unterstützung. Industrielle Anwendersollten eventuelle Rückschläge unter dieses Niveau für gestaffelte Kauforders im Bereich zwischen 360 und 390 $ nutzen.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Ein vor nicht allzu langer Zeit sicher undenkbarer fünfstelliger Preis beim Rhodium ist in den letzten Tagen in greifbare Nähe gerückt. Aktuell notiert das Metall bei 9.800 $ - 9.900 $ je Unze und damit natürlich auf einem neuen Allzeithoch. Nur zur Erinnerung: Noch im Januar kostete eine Unze rund 6.500 $, zwei Jahre zuvor lag der Preis noch unter 3.000 $.
Und ein Ende der Fahnenstange ist kurzfristig nicht absehbar. Weiterhin steht die Industrie auf der Käuferseite, unterstützt wird die Entwicklung außerdem auch noch von vereinzelten Investments und von insgesamt eher geringen Vorräten. Langfristig rechnen wir zwar mit tieferen Notierungen - Einsparungsbemühungen der Autoindustrie werden sich hier sicher auswirken - nur in nächster Zeit wird davon noch wenig zu spüren sein. Aktuell kommt zwar etwas Verkaufsinteresse auf, ein Erreichen des 10.000 $-Meilensteins ist aber für die nächste Zeit trotzdem nicht auszuschließen. Panik wird deshalb allerdings wohl eher nicht aufkommen, bis jetzt konnte die Nachfrage trotz der Preissteigerungen stets befriedigt werden.
Im Gegensatz zum teuren Rhodium bewegt sich das Ruthenium weiter nach unten, das andauernde Ausbleiben der industriellen Nachfrage sorgt dafür, dass das Metall inzwischen unter 325 $ handelt. Iridium verharrt fast auf der Stelle, es liegt eine Spur höher bei 420 $ - 460 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.