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Management von Rohstoffpreisrisiken

06.05.2008  |  Redaktion
Sicherungsstrategien verstärkt im Fokus

Das Marktumfeld für den Rohstoffein- bzw. -verkauf hat sich in nur wenigen Jahren enorm verändert - zum einen durch das sprunghafte Nachfragewachstum aus den Schwellenländern China und Indien. Zum anderen war mit der anschließenden Phase der deutlichen Terminabschläge im Umfeld von niedrigen Zinsen der verstärkte Eintritt von Investoren und Spekulanten an den Rohstoffmärkten begünstigt worden. In Kombination hat diese Entwicklung zu deutlichen Preissteigerungen und einer erheblichen Zunahme der Volatilität gesorgt. Das gestiegene Preisniveau sorgt nicht nur auf der Kostenseite der Unternehmen für Kopfschmerzen. Darüber hinaus hat es auch einen gestiegenen Vorfinanzierungsbedarf und über die Umsatzausweitung sinkende Umsatzrentabilitäten zur Folge.

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Hohe Planungsunsicherheit beim Rohstoffeinkauf

Besonders für mittelständische Unternehmen, die oftmals ein relativ schlank aufgestelltes Risikomanagement haben und bei denen der Einkauf von Rohstoffen zugleich eine der größten Positionen ihrer Gewinn- und Verlustrechnung darstellt, ist die mit den hohen Preisschwankungen einhergehende Planungsunsicherheit problematisch. Je nach Branche sind dabei Materialaufwandsquoten von bis zu 60% keine Seltenheit. Daher wächst ständig das Interesse an Instrumenten, die ein aktives Management von Rohstoffpreisrisiken ermöglichen. Inzwischen werden Sicherungsinstrumente auf die gängigsten Industriemetalle, Energieträger, Kunststoffe, Agrarprodukte und auch Produkte wie Stahl angeboten.

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Sicherung der Kalkulation

Im einfachsten Fall kann ein bereits bekannter Bedarf über ein deckungsgleiches Sicherungsgeschäft gegen Preisschwankungen abgesichert werden. Hierfür wird im Vorfeld - bei Bekanntwerden des Bedarfs - ein Sicherungsgeschäft abgeschlossen. Bei Fälligkeit wird der Rohstoffbedarf über die bestehenden Lieferantenverbindungen zu Tageskursen eingedeckt. Meist erfolgt hierbei die Preisfeststellung auf Basis einer unabhängigen Referenz. Im Bereich der Industriemetalle wird hierfür oftmals auf die Londoner Metallbörse (London Metal Exchange, LME) zurückgegriffen.


Sicherungsinstrumente

Diese Sicherungen können über Termingeschäfte bzw. Sammeltermingeschäfte (Swaps) in Form von synthetischen Festpreisen dargestellt werden. Dabei wird entweder für einen Zeitpunkt in der Zukunft oder für mehrere Zeitpunkte (meist bis zu 2 Jahre) ein Festpreis (Terminkurs) vereinbart.

Das fällige Sicherungsgeschäft gleicht dann die Differenz - bezogen auf das gesicherte Volumen - zwischen dem vereinbarten Preis und dem bei Fälligkeit an der Referenzbörse festgestellten Preis über einen Barausgleich (Cash-Settlement) aus. Dabei werden jedoch zu Gunsten der Preissicherheit in der Kombination aus Grundgeschäft und Sicherungsgeschäft auch jegliche Chancen auf eine Partizipation an besseren Preisen aufgegeben.

Alternativ können daher auch Versicherungen (Optionen) gegen eine ungünstige Kursentwicklung abgeschlossen werden, die einen “worst-case“ (Strike) absichern und gleichzeitig die Partizipation an einer günstigen Preisentwicklung offen halten. Ähnlich wie bei einer klassischen Versicherung ist hierfür eine Prämie fällig, die sich an dem Selbstbehalt (Abstand zwischen Terminkurs und Strike) und der Schadenshäufigkeit (Volatilität der Preise) orientiert.

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Strukturierte Sicherungsgeschäfte

Da die Volatilität an den meisten Rohstoffmärkten deutlich höher ist als an anderen Märkten, sind diese Optionsprämien vergleichsweise teuer. Daher kommen im Segment der Rohstoffpreissicherungen verstärkt strukturierte Sicherungsgeschäfte (wie die Bandbreiten- Option oder das Termingeschäft mit Chance) zum Einsatz, die durch den Verkauf von Chancen und der Begrenzung der Partizipationsmöglichkeiten die Kosten für den Kauf der Sicherung reduzieren oder eliminieren. Hierbei muss i.d.R. ein “worst-case“ akzeptiert werden, dessen Preisniveau im Vergleich zum Terminkurs etwas ungünstiger liegt.

Besonders die Bandbreiten-Optionen, die eine Spanne festlegen, innerhalb derer an Preisbewegungen partizipiert werden kann, kommen bei der Absicherung der Lagerbewertung zum Einsatz. Hierbei ist das Ziel der Sicherungsstrategie, den durchschnittlichen Einkaufspreis der in dem Warenlager enthaltenen Rohstoffanteile gegen einen Preisrückgang zum Bilanzstichtag
abzusichern.

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Höhere Flexibilität und Verlagerung v. Ausfallrisiken

Prinzipiell können Sicherungsstrategien, die über Banken abgeschlossen werden, lediglich Preise sichern. Die physische Versorgung erfolgt weiterhin über Lieferanten. Dabei kann ein Preisrisiko direkt über den jeweiligen Ein- bzw. Verkauf oder indirekt (über Legierungszuschläge oder Preisbindungen) entstehen. Um Basisrisiken möglichst gering zu halten, sollten Sicherungsgeschäfte daher mit den Preisvereinbarungen im Ein- bzw. Verkauf möglichst deckungsgleich abgeschlossen werden. Dabei ist besonders auf die Referenz (z.B. der genaue Börsenplatz, auf den sich die Preisvereinbarung bezieht, wie etwa die London Metal Exchange) und auf das Preisfixing (Stichtag oder Monatsdurchschnitt) zu achten. Natürlich können auch mit Lieferanten gewisse Preisvereinbarungen getroffen werden.

Der große Vorteil der Sicherungsgeschäfte über Finanzgeschäfte liegt jedoch sowohl in der Erhaltung der Flexibilität der Lieferantenauswahl, als auch in der Verlagerung der Ausfallrisiken vom Lieferanten auf eine Bank, da durch die Trennung von Warengeschäft und Preissicherung bei Ausfall eines Lieferanten die Preissicherung über das Sicherungsgeschäft nach wie vor besteht. Was tun, wenn der benötigte Rohstoff selbst nicht direkt über Börsen handelbar ist und daher auch keine Sicherungsgeschäfte angeboten werden? In diesem Fall kann die Absicherung über die preisgewichtet größten Komponenten (z.B. Nickel im Falle von Edelstahl) bzw. über die wichtigsten Komponenten (z.B. Kupfer im Falle von Messing) dargestellt werden. Alternativ können Absicherungen auch über Basiswerte erfolgen, die eine ausreichend hohe Korrelation zu dem benötigten Rohstoff aufweisen.


© Andreas Kliner, Armin Mohn
LBBW Sales Corporates und Public Sector

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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