Rohöl: Absicherungsbedarf des verarbeitenden Gewerbes auf Höchstniveau


Enger Konsolidierungsbereich
Mitte Dezember 2016 konnte der Rohöl-Future den Widerstandsbereich zwischen 52 und 54 knapp überwinden. Untypischer Weise blieb die Nachfolgebewegung nach diesem technischen Ereignis bis dato aus.
Mit einem Hoch bei 55,17 zum Jahresauftakt endete der aktuelle Aufwärtsimpuls vorerst. Danach haben sich die Kurse des schwarzen Goldes in einer engen Handelsspanne zwischen den Widerständen um das Jahreshoch und 54,50 und den Unterstützungen zwischen 51,50 und 50,75 festgelaufen. Ob es sich dabei um eine Topformation handelt werden die kommenden Wochen zeigen, die Positionierungen der institutionellen Marktteilnehmer an der NYMEX deuten darauf hin.
Weiterhin nachlassende Volatilität
Im Zeitraum von Dezember bis Mitte Februar ist eine rückläufige Schwankungsbreite der Kurse zu beobachten.
Der Dezember und der Januar weisen die niedrigste Volatilität der letzten 21 Monate auf.
Charakteristisch bei Phasen mit niedriger Volatilität wird die daran anschließende Bewegung meist sehr stark und dynamisch ausfallen, weil Stopaufträge in beide Richtungen relativ nahe am aktuellen Kursgeschehen platziert sein dürften.
Bärisches Commitments of Traders (CoT)
Im Commitments of Traders (CoT)-Report werden die Positionierung der großen Produzenten und Händler von Indizes, Rohstoffen und Devisen am Terminmarkt offengelegt. Es handelt sich um das sogenannte "Hard-Sentiment", welches am Freitagabend mit Stand von Dienstag veröffentlicht wird.
Das spekulative Interesse am Rohöl Future ist in den letzten Monaten stark gewachsen. Mit 2,18 Millionen Kontrakten befindet sich das Open Interest (dunkelgrüne Linie) nahe am historischen Extrem der Vorwochen.
Die Nettokaufpositionen der Spekulanten befinden sich auf einem Rekordniveau. Hedgefonds erhöhten ihre Longpositionierung in der abgelaufenen Woche nochmals um 30.000 Kontrakte. Mit 384.000 Netto Long Positionen des "Managed Money" (hellgrüne Linie) wurde der Extrembereich aus dem Mai 2014 überschritten. Der Kurssturz in den darauffolgenden Monaten ist allen bekannt.
Der Absicherungsbedarf der Rohölproduzenten steigt ebenfalls auf ein Rekordniveau von über 319.000 Nettoverkaufspositionen (rote Linie)!
Für alle Rohöl-Bullen sollten diese Werte mittlerweile mehr als ein Warnzeichen sein. Denn es besteht die Gefahr, dass ein Großteil der aufgebauten spekulativen Longkontrakte bei fallenden Kursen abgestoßen wird, so dass es dann zu einer Beschleunigung der Abwärtsbewegung kommen kann.

Fazit
Das langfristige Chartbild bleibt verhalten bullisch. Bei idealtypischem Marktverhalten eröffnet sich bei Kursen über 55,17 weiteres Kurspotential bis in den Bereich zwischen 60 und 62,50. Momentan muss jedoch die Frage erlaubt sein, wer die preistreibende Terminmarktnachfrage generieren soll.
Aus der mittelfristigen Perspektive des Wochencharts wurde der Aufwärtstrend von der eingezeichneten neutralen Konsolidierung abgelöst.
Warnhinweise, wie das Ausbleiben von Volatilität und Anschlussbewegung und vor allem die Extrempositionierung des "Managed Moneys" und der "Producer" bremsen das mögliche Aufwärtspotential und erhöhen die Chance auf eine Bullenfalle und deuten dementsprechend auf ein zyklisches Hoch.
Bei Kursen unter 49,70 ist von einem schnellen Test des unteren Konsolidierungsbereiches mit den Unterstützungen bei 42, 40 und 37,75 zu rechnen.
Vollends aufgegeben werden müsste das verhalten bullische langfristige Chartbild mit Kursen unter 37,75.

© Björn Heidkamp
www.kagels-trading.de