Industriemetalle: Die (fast) unbemerkte Rekordjagd von Kupfer und Co.


Selten standen die Entwicklungen an den globalen Rohstoffmärkten so stark im Blickpunkt des Medieninteresses wie heute. Die drastischen Preissteigerungen der Agrarrohstoffe wie Weizen, Mais und Soja haben weltweit politische und gesellschaftliche Unruhen ausgelöst und damit internationale Institutionen wie UN und IWF auf den Plan gerufen.
Weitaus weniger Aufmerksamkeit erfahren derzeit dagegen die Märkte für Basismetalle wie Kupfer oder Aluminium, obwohl diese von allen Rohstoffsektoren die höchsten Preissteigerungen seit Jahresbeginn verzeichnen. Dabei sind die Auswirkungen der Metallpreisteuerung in industriell geprägten und rohstoffimportierenden Ländern wie Deutschland ungleich gravierender, da sie in zahlreiche Fertigungsprozesse direkt oder indirekt (etwa in Form von Legierungszuschlägen beim Stahleinkauf) eingehen und gesamtwirtschaftlich daher einen nicht zu unterschätzenden Belastungsfaktor darstellen.
Angesichts der ungebrochen hohen Nachfrage aus den Schwellenländern, welche die Basismetalle überwiegend zum Aufbau von Infrastruktur benötigen (weshalb die dortige Metallnachfrage weitgehend unabhängig von den Exporten in Industrieländer ist) und den jüngst wieder deutlich gestiegenen Angebotsrisiken (namentlich: Energieknappheit bei der Metallproduktion, Streiks in Minen und Metallhütten sowie rückläufige Qualität der Erze) ist ein Ende des Aufwärtstrends bei den Metallpreisen auf absehbare Zeit nicht zu erwarten.

Kupferpreis markiert frisches Allzeithoch
Wie bereits mehrfach an dieser Stelle thematisiert, ist die Entwicklung des US-Dollarkurses die derzeit dominierende Determinante für die kurzfristigen (täglichen) Schwankungen der Basismetallpreise, da jede weitere Dollarabwertung physische Rohstoffkäufe aus Nicht-Dollarländern sowie ein erhöhtes Anlageinteresse nach sich zieht. So hat das historische Rekordtief der USWährung ggü. dem Euro (1,5912 am Donnerstag) die meisten Metallpreise in der abgelaufenen Woche kräftig nach oben getrieben.

Der LME-Benchmarkkontrakt für Kupfer zur Lieferung in drei Monaten markierte beim Stand von 8.788 USD ein neues Allzeithoch. Den stärksten Preissprung machte das Leichtmetall Aluminium, das sich ggü. der Vorwoche um rund 5% verteuerte und nun wieder über der 3.000 USD-Marke notiert. Zwar rechnen wir weiterhin mit einer temporären Korrektur der Metallpreise - insbesondere wenn die überverkaufte Situation am Dollarmarkt zu einer zwischenzeitlichen Rallye der US-Währung führen sollte. Darüber hinaus ist der Weg von Kupfer und Co. jedoch vorgezeichnet: Niedrige Lagerbestände, drohende Angebotsschocks und zunehmende Investmentnachfrage sind dabei die Garanten für weiter steigende Metallpreise.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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